Automotive : Autozulieferer Mahle will Hilfe von Autobauern
Der deutsche Zulieferer Mahle, der auch in Österreich mehrere Standorte hat, ruft angesichts der angespannten Lage der Autoindustrie durch Coronakrise und Ukraine-Krieg die Autobauer zu Unterstützung auf. Die Pandemie und der Krieg führten zu immer größeren Lieferkettenproblemen und enormen Kostensteigerungen, erklärte Mahle-Finanzchef Michael Frick am Montag.
In Österreich hat Mahle aufgrund von Lücken in den Lieferketten für die Autoindustrie Kurzarbeit ab 1. April für rund 1600 Beschäftigte und somit fast die gesamte Belegschaft beantragt. Personalabbau soll es keinen geben. Auch Leiharbeiter will das Unternehmen halten.
In den vergangenen beiden Jahren habe der Konzern die mit der Pandemie verbundenen Belastungen von gut drei Prozent des Umsatzes zum großen Teil übernommen. Doch jetzt seien Automobilhersteller und Zulieferer gemeinsam gefordert, als Partner über eine faire Lastenverteilung aus dieser schwierigen Situation herauszufinden.
Der Mangel an Teilen wie Kabelbäumen aus der Ukraine und der schon lange herrschende Halbleiter-Engpass führen bei den Autobauern und ihren Zulieferern zu Produktionsstopps. Zudem stiegen Kosten für Energie, Rohstoffe und Transport stark an. Anders als die Zulieferer steigerten die Autobauer trotzdem die Gewinne, weil sie dank hoher Nachfrage die Preise anheben konnten. Über diese "asymmetrische Profitabilitätsverteilung" müsse gesprochen werden, forderte Frick.
Die Herausforderungen seien für das Unternehmen, das im Wandel von Verbrennungstechnologie zu Elektromobilität steckt, ein Kraftakt, ergänzte der Finanzchef. Er leitet übergangsweise die Firma, da Konzernchef Matthias Arleth nach nur vier Monaten im Amt zum Ende des Monats ausscheidet. Das einvernehmliche Ende der Zusammenarbeit hatte Mahle kürzlich mit unterschiedlichen Auffassungen über die Strategie des Konzerns begründet. Seit der langjährige Mahle-Chef Heinz Junker 2015 an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte, warf mit Arleth der dritte Vorsitzende der Geschäftsführung das Handtuch.
Umstrittenes Festhalten am Verbrenner
Als einer der Gründe für die vielen Wechsel gilt die schwer reformierbare Struktur des Unternehmens. Der Kolbenhersteller ist mit seiner hohen Abhängigkeit von Verbrennungsmotoren ein schwieriger Fall des Strukturwandels. Derzeit erwirtschaftet Mahle noch 40 Prozent des Umsatzes damit, während das Angebot klimafreundlicher Technologien ausgebaut wird. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Verbrenneranteil auf 25 Prozent sinken. Die Gewinnspanne mit Teilen für Elektroantriebe werde noch länger nicht die von Verbrennertechnik erreichen, zumal der Konkurrenzkampf mit neuen Produkten hart sei, erklärte Frick.
Mahle will daher möglichst lange an der Auslauftechnik verdienen. Der Verbrennermarkt werde ab Mitte des Jahrzehnts weltweit schrumpfen, erklärte Frick. Doch das Tempo des Umstiegs auf E-Autos sei weltweit von Land zu Land unterschiedlich. "Autos und Lastwagen mit Verbrennungsmotoren werden also noch viele Jahre auf den Straßen dieser Welt unterwegs sein", sagte Frick. "In zahlreichen Produktbereichen sind wir Marktführer. Dort sehe ich für uns große Chancen, unsere Position auszubauen und die Rolle des aktiven Konsolidierers einzunehmen." Sowohl in angestammten als auch in künftigen Feldern werde sich Mahle nach Übernahmezielen umschauen. Im vergangenen Jahr hatte Mahle versucht, mit dem Zulieferer Hella zu verschmelzen, wurde dabei aber vom französischen Konzern Faurecia ausgestochen.
Der Stiftungskonzern konnte sich 2021 vom Corona-bedingten Einbruch des Vorjahres erholen. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf 11 Milliarden Euro, die Umsatzrendite kletterte auf 1,5 Prozent nach minus 2 Prozent 2020. Unter dem Strich machte das Unternehmen erneut Verlust. Der Fehlbetrag belief sich auf 108 Mio. Euro, nach einem Minus von 434 Mio. Euro im Jahr davor.