Lebensmittel : Agrana macht Umsatzplus, schreibt Verlust und bleibt in Russland

Eine Zuckerfabrik von Agrana

Stark gestiegene Ethanol-Preise: Im Stärke-Segment verzeichnet der Agrana neben starkem Umsatzwachstum auch eine Verdopplung des EBITs

- © Agrana

Der weiter andauernden Krieg in der Ukraine und die stark gestiegenen Energiekosten, die Verwerfungen an den Rohstoffmärkten sowie rasant steigende Kapitalkosten machen der Agrana zu schaffen: Nach einer Werthaltigkeitsprüfung wurden - wie schon im September bekannt wurde - Abschreibungen im Konzernbereich Frucht in Höhe von 91,3 Mio. Euro durchgeführt, die ergebniswirksam sind. Das Resultat: Heute wurde bekannt, dass das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Verlust von 17,0 Millionen Euro zu verzeichnen hat. In der Vorjahresperiode stand unter dem Strich noch ein Überschuss von 27,1 Mio. Euro.

Das Festhalten am Russland-Geschäft bedeute für die Agrana "eine sehr schwere Abwägung" erklärte Markus Mühleisen, CEO des börsennotierten Konzerns bei einem Pressegespräch am Donnerstag. "Wir liefern zusammen mit unseren Kunden Grundnahrungsmittel und sind deswegen nach wie vor der Überzeugung, dass es richtig ist, zu bleiben. Aber wir evaluieren das natürlich ständig vor dem Hintergrund neuer Entwicklungen".

Auch in der von Russland angegriffenen Ukraine unterhält der Agrar- und Nahrungsmittelindustriekonzern einen Standort. Bei den jüngsten Raketenangriffen sei das Agrana-Werksgelände nicht getroffen worden und von den rund 800 ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei niemand verletzt worden, sagt Mühleisen. Die Produktion in der Ukraine könne man mit einer Auslastung von 50 bis 70 Prozent weiterführen.

Eine zur Zeit diskutierte Gaspreisbremse sieht der Agrana-Chef als eine mögliche Lösung an, um auf die hohen Gaspreise zu reagieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten. Er betont aber, dass diese auf europäischer Ebene gefunden werden müsse. Die Umstellung der energieintensiven Produktion in Österreich von Gas auf Heizöl, für die Agrana 10 Mio. Euro investiert, laufe nach Plan. Es handle sich aber nur um eine kurzfristige Krisenmaßnahme, es sei nicht Ziel der Agrana, langfristig auf leichtes Heizöl umzusteigen, so Mühleisen.

Für das Agrana-Geschäft rechnet der Konzernchef im zweite Halbjahr dann mit einem noch schwierigeren Umfeld als in der ersten Jahreshälfte. "Wir erwarten, dass es nach wie vor überall volatil sein wird", so Mühleisen. "Zusätzlich sieht man jetzt auch schon die abschwächende Konjunktur." Bereits in der ersten Jahreshälfte habe man die Priorität darauf legen müssen, die Produktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten und die Kunden weiter zu beliefern. Trotzdem bestätigt das Unternehmen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Bei Umsatz, EBIT und operativem Ergebnis rechnet man weiter mit einem Anstieg im Jahresvergleich.

Beim Konzernumsatz und dem operativen Ergebnis rechnet man für das Geschäftsjahr weiterhin mit einem "deutlichen" Anstieg, beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) mit einem "sehr deutlichen" Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Im dritten Quartal wird allerdings mit einem EBIT gerechnet, das deutlich unter dem Vorjahreswert (31,2 Mio. Euro) liegt.

Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass Agrana wegen des Ukraine-Kriegs und steigenden Kapitalkosten eine Abschreibung von 91,2 Mio. Euro im Frucht-Segment vornehmen musste. Ebenfalls bereits öffentlich war die starke Entwicklung beim operativen Ergebnis: Hier hat der Konzern im ersten Halbjahr mit 86,5 Mio. Euro um 111,0 Prozent mehr erwirtschaftet als noch in der Vorjahresperiode.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) wird für den Gesamtkonzern in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres mit 11,1 Mio. Euro angegeben nach 44,8 Mio. im ersten Halbjahr 2021. Die EBIT-Marge ist von 3,1 auf 0,6 Prozent geschrumpft. Die Nettofinanzschulden des Unternehmens sind von Ende Februar auf Ende August um 125,4 Mio. auf 657,4 Mio. Euro angestiegen.

Besonders stark entwickelte sich der Umsatz im Stärke-Segment (+37,4 Prozent auf 655,3 Mio. Euro). Auch das EBIT verdoppelte sich hier. "Der wesentlichste Treiber für das Umsatzplus waren die gegenüber der Vergleichsperiode extrem gestiegenen Ethanolpreise", heißt es dazu in der Aussendung. Mehr Umsatzerlöse brachte dem Konzern auch das Zucker-Geschäft ein (+30,3 Prozent auf 409,5 Mio. Euro). Dabei hätten sowohl gestiegene Zuckerpreise als auch höhere Absatzmengen geholfen.

Etwas weniger gut lief es im umsatzstarken Frucht-Segment, welches besonders stark vom Krieg in der Ukraine betroffen ist. Zwar konnte auch hier ein Umsatzplus verzeichnet werden (+14,9 Prozent auf 727,5 Mio. Euro), das EBIT fiel wegen der Wertminderung aber auf minus 60 Mio. Euro. Auch das operative Ergebnis in der "Fruchtzubereitung" litt unter einer "durchwachsenen" Geschäftsentwicklung in den Regionen Europa (inkl. Ukraine) und Asien-Pazifik, so Agrana. Gut lief es dagegen im Geschäftsbereich "Fruchtsaftkonzentrate".

Markus Mühleisen, CEO Agrana
Agrana-Vorstandsschef Markus Mühleisen: "Die Umstellung der energieintensiven Produktion in Österreich von Gas auf Heizöl läuft nach Plan. Es handelt sich aber nur um eine kurzfristige Krisenmaßnahme." - © Agrana

Agrana: Festhalten am Russland-Geschäft

Agrana will weiter an seinem Russland-Geschäft festhalten – laut CEO Markus Mühleisen eine sehr schwere Abwägung für den Konzern. "Wir liefern zusammen mit unseren Kunden Grundnahrungsmittel und sind deswegen nach wie vor der Überzeugung, dass es richtig ist, zu bleiben", verteidigt er die Entscheidung. Er sagt aber auch: "Wir evaluieren das natürlich ständig vor dem Hintergrund neuer Entwicklungen".

Auch in der von Russland angegriffenen Ukraine unterhält der Agrar- und Nahrungsmittelindustriekonzern einen Standort. Bei den jüngsten Raketenangriffen sei das Agrana-Werksgelände nicht getroffen worden und von den rund 800 ukrainischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei niemand verletzt worden, sagt Mühleisen. Die Produktion in der Ukraine könne man mit einer Auslastung von 50 bis 70 Prozent weiterführen.

Eine zur Zeit diskutierte Gaspreisbremse sieht der Agrana-Chef als eine mögliche Lösung an, um auf die hohen Gaspreise zu reagieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu erhalten. Er betont aber, dass diese auf europäischer Ebene gefunden werden müsse. Die Umstellung der energieintensiven Produktion in Österreich von Gas auf Heizöl, für die Agrana 10 Mio. Euro investiert, laufe nach Plan. Es handle sich aber nur um eine kurzfristige Krisenmaßnahme, es sei nicht Ziel der Agrana, langfristig auf leichtes Heizöl umzusteigen, so Mühleisen.