Übernahme : „Wir begrüßen uns mit offenen Armen“

Welche integrativen Schritte müssen für einen erfolgreichen Start mit B&R zuallererst realisiert werden?

Peter Terwiesch: Bevor wir die ersten konkreten Schritte bei der Integration angehen können, müssen wir noch den Abschluss der Transaktion abwarten, der im Sommer erfolgen sollte. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen gemeinsamen Start von B&R und ABB könnten kaum besser sein, denn wir passen perfekt zusammen. Aufgrund der starken Komplementarität unserer beiden Unternehmen fügen sich B&R und ABB nahtlos aneinander – mit nur sehr wenigen Überschneidungen. Beide Seiten sind davon überzeugt, dass wir gemeinsam noch stärker sein werden. Wir begrüßen uns daher mit offenen Armen – aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Integration.

Die Übernahme von B&R ist ein Lückenschluss…

Terwiesch: B&R schließt eine Lücke in ABBs Angebot: SPS, Industrie-PC und Servoantriebe für die Maschinen- und Fabrikautomation waren bei uns nur schwach ausgeprägt. B&R ist genau in diesen Bereichen stark aufgestellt. Darüber hinaus haben wir eine komplementäre Kundenbasis: ABB ist ein führender Anbieter von Automations-, Elektrifizierungs- und Digitalisierungslösungen für Versorgungsunternehmen sowie Kunden in der Industrie und im Transport- & Infrastruktursektor. B&R ist ein führender Anbieter von Automationslösungen für die Maschinen- und Fabrikautomation in verschiedenen Industrien wie Plastik, Verpackung sowie Nahrungsmittel und Getränke. Mit keinem anderen Anbieter hätte ABB so gut zusammengepasst. Zugleich werden die globale Präsenz von ABB, das digitale Angebot und das ergänzende Portfolio, z.B. Robotik oder Niederspannungsantriebe, B&R enormen Auftrieb verleihen.

Neben diesen rationalen Aspekten spielen aber weiche Faktoren eine mindestens ebenso große Rolle. Man muss kulturell zusammenpassen. B&R und ABB teilen viele Werte, insbesondere Kundenorientierung und Innovationsführerschaft. Auch in Zukunft wollen sowohl B&R als auch ABB weiter stark in Forschung und Entwicklung investieren. Solche gemeinsamen Werte und Ziele sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für eine erfolgreiche Integration.

Auf welche Erfahrungswerte lässt sich in Sachen Unternehmensintegration zurückgreifen?

Terwiesch: Wir kaufen immer wieder strategisch zu, um unser Portfolio zu stärken und auf die Marktbedürfnisse und unsere Kunden auszurichten. Als ein besonders positives Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensintegration möchte ich Baldor Electric Company hervorheben. Die Übernahme des führenden nordamerikanischen Unternehmens für Industriemotoren haben wir Ende 2010 angekündigt und die Transaktion bereits Anfang 2011 abgeschlossen. Die Integration hat hier hervorragend funktioniert. Die Ausgangsbasis war sehr ähnlich zur heutigen mit B&R: die Kombination von zwei komplementären Unternehmen mit den gleichen Werten und Zielen.

Die wesentlichsten Etappenziele der Integrationsroadmap bis Herbst?

Terwiesch: Die Integration folgt dem Grundprinzip, das Beste aus beiden Unternehmen zusammenzubringen. Hierfür werden wir ABBs bestehende Aktivitäten in den Bereichen SPS und Servo-Antriebe in die neue Geschäftseinheit „Maschinen- & Fabrikautomation“ rückwärtsintegrieren. Als ein wichtiger Schritt der Unternehmensintegration wird Eggelsberg als unser gemeinsames globales Zentrum für Maschinen- und Fabrikautomation aufgebaut. Es ist uns sehr wichtig, jeden Einzelnen – bei B&R wie bei ABB – mitzunehmen. Deshalb freut es mich sehr, dass wir das bestehende Managementteam von B&R auch in Zukunft an Bord haben werden. Hans Wimmer, als heutiger B&R Geschäftsführer wird künftig der Leiter der neuen globalen ABB Geschäftseinheit. Und auch die Eigentümer von B&R, Erwin Bernecker und Josef Rainer, werden uns während der Integrationsphase als Berater unterstützen.

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