Stahlindustrie : Stahlarbeiter bei Thyssenkrupp fordern klare Ansagen über die Fusion

Die Beschäftigten der Thyssenkrupp-Stahlsparte fordern vom Vorstand bis kommenden Freitag Klarheit über die Stellenverluste bei der geplanten Fusion mit Tata. "Die angekündigten 2.000 Jobs, die weggehen, werden nicht alles sein", sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp-Steel Europe (TKSE), Günter Back, in Duisburg.

Zuvor waren Mitarbeiter an zehn Standorten zu außerordentlichen Betriebsversammlungen zusammengekommen. Die Wahrheit über weitere Stellenkürzungen werde aber vom Vorstand verschleiert, befürchten sie: Thyssen-Betriebsräte: "Zur Zeit keine Klarheit über die Fusion" >>

Thyssenkrupp hatte angekündigt, im Zuge der Fusion mit der Tata-Stahlsparte deutschlandweit rund 2.000 Stellen zu streichen. Besiegelt werden soll das Geschäft laut Zeitplan Anfang 2018.

Betriebsräte setzen Frist bis Freitag

Wenn das Management bis zum Freitag keine Zahlen auf den Tisch lege, werde der Betriebsrat sich neue Schritte überlegen. Am 23. November werde es eine große Demonstration bei der TKSE-Tochter Rasselstein in Andernach in Rheinland-Pfalz mit mehreren tausend Teilnehmern geben - parallel zur Essener Bilanz-Pressekonferenz.

Anspielung auf möglichen Besuch auf der "Villa Hügel"

Auch regelmäßige Informationsveranstaltungen in den Betrieben seien denkbar. Dabei sind erfahrungsgemäß Einschränkungen in der Produktion möglich. "Außerdem haben wir eine Menge Leute, die die Villa Hügel und die Thyssenkrupp-Stiftung gern mal wieder besuchen würden", sagte Back. Er spielte damit auf den Sturm wütender Arbeiter auf den ehemaligen Stammsitz der Krupps Ende 1987 im Zuge der Thyssen-Krupp-Fusion an.

Fusionierter Stahlkonzern bekommt Milliardenschulden umgehängt

Die Vertreter der Mitarbeiter haben wiederholt die Fusionspläne kritisiert - allerdings ohne Erfolg.

Das geplante Stahl-Joint-Venture solle Schulden und Pensionsverpflichtungen für 6,5 Mrd. Euro übernehmen. Gewinne würden nach den Plänen von Thyssenkrupp und Tata abgeschöpft - für den Fall einer schwächeren Stahlkonjunktur seien aber keine Verlustübernahmen vorgesehen. "Und wenn das Ganze in Probleme gerät, will keiner etwas damit zu tun haben", sagte Back.

Zentrale soll aus Deutschland nach Holland wandern

Außerdem lehnen die Betriebsräte die geplante Verlegung des Sitzes der neuen Gesellschaft in die Niederlande strikt ab. Nach niederländischem Recht dürften dort nämlich keine Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sitzen. Damit würden die deutschen Mitbestimmungsrechte degradiert, kritisierte Back. (dpa/apa/red)

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