Übernahme : Mitten in der Coronakrise übernimmt Greiner Eurofoam

Axel Kühner Vorstandsvorsitzender Greiner AG lehnt an einer Wand
© Daniel Waschnig Photography

Es war ein Angebot aus Irland, vor ziemlich genau einem Jahr, das Axel Kühner aufhorchen ließ: Die irische Gruppe Kingspan sei, so ließ man den CEO des oberösterreichischen Kunststoffkonzerns wissen, an einer Übernahme eines Teils des gemeinsamen Joint­ Ventures Eurofoam interessiert. Das Übernahmeangebot klang verlockend: 700 Millionen Euro für die Sparten „Insulation“ (Bauisolierungen), „Bedding“ (Bettwaren), „Automotive“ und „Flexible Foams“ (Weichschaum) – letztere, Kernkompetenz der Greiner Foam Units im Konzern, sollte dann an die Kremsmünsteraner zurückverkauft werden.

Doch Kühner lehnte ab. Statt in Teilen wollte der gebürtige Schwabe einen lange in Oberösterreich gehegten Plan um­ setzen: Das Joint­ Venture, das im Jahr 2018 mit europaweit 2440 Mitarbeitern einen Umsatz von 437 Mio. Euro erwirtschaftete, sollte ganz ans Stammhaus gebunden werden.

Ob die sich abzeichnenden dunklen Wolken am Konjunkturhimmel dem oberösterreichischen Familienunternehmen in den kritischen Wochen im März und April zugutegekommen sind, ist unklar. Fix ist: Greiner hat sich gegen Kingspan durchgesetzt. Mitten in der Coronakrise schafft das Unternehmen die größte Akquisition in der 152-­jährigen Unternehmensgeschichte. Und das ausgerechnet im – krisenbedingt – schwächsten Unternehmensteil. Denn während in dem stark diversifizierten Unternehmen die Bereiche Packaging und Medizintechnik Sonderschichten fahren, verzeichnen die Bereiche Extrusion und Foam Rückgänge.

„Unsere Schaumstoffsparte ist seit jeher eine wesentliche Säule der Unternehmensgruppe. Mit der Aufstockung der Eurofoam­-Anteile auf 100 Prozent können wir unsere globale Kompetenz im Schaumstoffbereich weiter stärken und die Expansion in der Zukunft noch intensiver vorantreiben“, sagt Axel Kühner. Einen neuen Boss für die Schaumstoffsparte hat Greiner – ganz unabhängig von der Akquisition – auch gefunden: Ab dem kommenden Juli übernimmt Oliver Bruns beim Kunststoffverarbeiter Greiner die Leitung der Schaumstoffsparte. Der 38­-Jährige folgt Michael Schleiss nach, der nach 18 Jahren bei Greiner in Pension geht.

Die Greiner AG umfasst die vier operativen Sparten Greiner Packaging, Greiner Bio­One, Greiner Foam und Greiner Extrusion. Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 1,631 Mrd. Euro und beschäftigt über 10.700 Mitarbeiter an 140 Standorten in 33 Ländern.

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