Elektroindustrie : Joe Kaeser: Milliardenschwere Übernahme von Dresser-Rand war ein Fehler

Der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser hält die 6 Mrd. Euro schwere Übernahme des US-Kompressoren-Herstellers Dresser-Rand inzwischen für einen Fehler. Er würde den Zukauf nicht mehr machen, räumte Kaeser in einem Interview mit dem "Handelsblatt" ein.

"Unser Kalkül war, dass wir die Marke Dresser-Rand, die in der Öl- und Gas-Industrie extrem stark war, als Türöffner nutzen, um die Prozessautomatisierung und die Digitalisierung der Öl- und Gas-Industrie voranzutreiben", sagte der Siemens-Chef. "Dieser Plan ist nicht so aufgegangen wie geplant."

Übernahme in der Hochphase des Fracking

Siemens hatte das US-Unternehmen vor sechs Jahren gekauft, als das "Fracking" in den USA einen Boom erlebte, der inzwischen aber abgeflaut ist. Dresser-Rand gehört künftig zu Siemens Energy, der Sparte, die Ende September von Siemens abgespalten und separat an die Börse gebracht wird. Anders als von einigen Analysten erwartet hatte Siemens keinen Anlass gesehen, den Firmenwert von Dresser-Rand im Zuge der Abspaltung abzuschreiben.

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"Vieles richtig gemacht"

Siemens habe aber auch vieles richtig gemacht, sagte Kaeser der Zeitung. So sei er sich mittlerweile "ganz sicher", dass die Aufspaltung von Siemens der richtige Weg sei. "Wir stehen vor einer Transformation ungekannten Ausmaßes, die in nie dagewesener Geschwindigkeit passieren wird." Konglomerate alter Prägung könnten die Herausforderung nicht meistern.

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Kaeser will bis Februar 2021 Siemens Chef bleiben

Joe Kaeser will bis Februar 2021 Vorstandsvorsitzender von Siemens bleiben. "Die Verabredung ist, dass das Mandat mit dem Abschluss der Hauptversammlung im Februar endet. Dabei bleibt es auch", sagte Kaeser dem "Handelsblatt". Im Konzern hatten laut Bericht viele damit gerechnet, dass Kaeser den Chefsessel bereits mit Ablauf des Geschäftsjahres Ende September an Vize Roland Busch übergibt.

Busch soll im Verlauf der kommenden Monate immer mehr Verantwortung übernehmen, wie Kaeser ankündigte. "De facto wird Roland Busch ab dem 1. Oktober das Unternehmen führen. Er verantwortet dann bereits das neue Geschäftsjahr." (reuters/afp/apa/red)

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