Übernahme : Jetzt also doch? LG Electronics und ZKW in finalen Gesprächen zu Übernahme

Der südkoreanische LG-Konzern steht laut Medienberichten aus Korea in finalen Gesprächen über eine Übernahme des niederösterreichischen Automobilzulieferers ZKW. Der Deal könnte demnach noch in diesem Monat unterschrieben werden. Das Unternehmen mit Sitz in Wieselburg wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben: Die Berichte werden weder bestätigt noch dementiert.

Folgt man dem koreanischen Onlineportal ZUM.com, beträgt der Kaufpreis 1,45 Billionen Won, umgerechnet 1,1 Mrd. Euro. Das Management von ZKW nimmt dazu wie immer keine Stellung. Damit wäre es die größte Akquisition in der Geschichte von LG Electronics, heißt es auf ZUM.com.

Das Katz und Maus-Spiel geht damit in die nächste Runde. Seit Beginn des Vorjahres gibt es mmer wieder Gerüchte über Verkaufsgespräche zwischen ZKW und interessierten Konzerne. Unternehmen wie Panasonic, Magna oder die B&C Holding sollen sich aufgrund der hohen Preisvorstellungen schon bis zum Sommer aus dem von Rothschild Global Advisory gemanagten Verkaufsprozess zurückgezogen haben. Die Gespräche zwischen dem koreanischen Konzern und dem Wieselburger Leuchtsysteme-Produzenten sollen sich jedoch intensiviert haben. INDUSTRIEMAGAZIN hat als erstes österreichisches Medium berichtet, dass der Verkauf vor dem Abschluss steht.

Zum Jahreswechsel schienen die Gespräche jedoch gescheitert. Bei der Weihnachtsfeier versicherte ZKW Holding-Chef Armin Schaller nach übereinstimmenden Angaben von Mitarbeitern den über tausend anwesenden Angestellten, dass es keine Verkaufsgespräche gäbe. Die Verhandlungen zwischen LG Electronics und ZKW-Eigentümer Ulrich Mommert hatten zu dem Zeitpunkt keine Einigung beim Preis ergeben, wie aus INDUSTRIEMAGAZIN aus Kreisen erfuhr. Es hieß es damals übereinstimmend, dass LG den ins Auge gefassten Preis von 1,2 Mrd. Euro nicht mehr bieten wollte. Folgt man den Berichten aus Korea, hat sich die ZKW-Führung jetzt mit ihren Vorstellungen weitgehend durchgesetzt.

Die Akquisition bedeutet den größten Einkauf in der Geschichte von LG Electronics. Um den Deal zu stemmen, geht die Mutter LG Holding mit in das Käuferkonsortium (Joint Acquirer). Der koreanische Mischkonzern, der bisher seine Schwerpunkte eher in der Consumer-Electronic gesetzt hatte, verfolgt seit 2013 eine verstärkte Ausrichtung auf den automotiven Sektor. Der Kauf bei ZKW soll die Nähe zu den europäischen Automobilkonzernen verstärken und LG-Töchter in einem breiteren Ausmass in das internationale Zuliefergeschäft bringen. Andere Schwestergesellschaften wie LG Display, LG Innotek und LG Chem sind mit Displays, Kameramodulen und Batterien bereits in das Geschäft mit den digitalen Mobilität eingestiegen.

Das Management von ZKW schweigt zu den Übernahmegerüchten beharrlich. Gegenüber Mitarbeitern und Gemeindevertretern wurde die Haltlosigkeit derartiger Berichte stets beteuert.

Die ZKW Unternehmensgruppe hat 2017 ein Rekordjahr verzeichnet. Der Umsatz stieg um knapp 30 Prozent auf mehr als 1,2 Mrd. Euro. Der Personalstand erhöhte sich von 2016 auf 2017 von 7.500 auf knapp 9.000. Gewinnzahlen werden nicht bekanntgegeben. Angaben zum Gewinn gab es nicht. Der Spezialist für Licht- und Elektroniksysteme verfügt über acht Standorte. Zwei davon befinden sich in Österreich und je einer in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und den USA.

Was bedeutet der Verkauf für das Werk in Wieselburg? Unsere Analyse aus dem November. (Premiumbereich)