Stahlindustrie : Chinesische Gruppe kauft British Steel - und den Zugang zu Europas Markt

Voestalpine Voest Stahl Stahlindustrie Metall Industrie eisen arbeiter mitarbeiter
© APA/HANS KLAUS TECHT

Der insolvente britische Stahlkonzern British Steel soll in chinesische Hände kommen. Die Jingye Group aus Hebei und die Insolvenzverwalter von British Steel verkündeten eine grundsätzliche Einigung über den Verkauf wichtiger Firmenteile. Darunter seien die Stahlwerke Scunthorpe, Teesside Beam Mill and Skinningrove, hieß es in der Mitteilung von Jingye.

Milliardeninvestitionen in Aussicht gestellt

Man werde "so vielen Mitarbeitern wie möglich" Stellenangebote machen. Bei British Steel selbst arbeiteten zuletzt 5.000 Menschen, weitere 20.000 sind davon abhängig. "Das ist der Beginn eines langen Weges", erklärte Jingye-Chef Li Ganpo. "Wir wissen, dass es harte Arbeit sein wird, British Steel zu revitalisieren."

Der künftige Eigentümer verspricht, in den nächsten zehn Jahren 1,2 Mrd. Pfund (1,4 Mrd. Euro) in die Werke, die Anlagen und die Energieversorgung zu investieren. Für British Steel bezahlen wird Jingye laut Insidern "eher 50 als 70 Mio. Pfund". Die Zukunft des Konzerns im strukturschwachen Nordes des Landes ist auch ein großes Thema im laufenden britischen Unterhauswahlkampf.

Aus Österreich:

Diese österreichischen Industriebetriebe haben schon chinesische Anteilseigner >>

Chinesen bekommen noch einen direkten Zugang zum Markt Europas

Jingye bekäme mit British Steel Zugang zum europäischen Bau- und Eisenbahnmarkt. Doch auf dem Markt herrscht ein Überangebot, das die Preise drückt. Zudem kämpfen alle Hersteller mit hohen Energie- und Arbeitskosten. Die Europäische Union versucht, die Branche vor Billigimporten - etwa aus China - zu schützen. Nach einem Bericht des Senders BBC will die britische Regierung dem neuen Eigentümer von British Steel unter anderem mit Kreditgarantien unter die Arme greifen.

Zu diesem Thema:

Stahlwerk Smederevo: Größter Exporteur Serbiens in chinesischer Hand >>

Chinesen wollen von Serbien aus deutsche und französische Autobauer beliefern >>

Bau der ersten Reifenfabrik Europas in chinesischer Hand startet >>

Finanzfirma hat British Steel übernommen - um einen Pfund

British Steel war vor drei Jahren für den symbolischen Preis von einem Pfund vom Finanzinvestor Greybull Capital übernommen worden. Vorher hatte das Unternehmen der indischen Tata Steel gehört. Doch Greybull scheiterte damit, das für die Aufrechterhaltung der Produktion nötige Geld aufzutreiben. Im Mai war deshalb ein Insolvenzverfahren eingeleitet worden. Die Gespräche mit dem Pensionsfonds der türkischen Streitkräfte über eine Übernahme waren im Oktober im Sande verlaufen. (reuters/apa/red)

Hintergrund zu Griechenland, Ungarn, Kroatien und Slowenien:

China: Schritt für Schritt für immer mehr Macht in Europa >>

Zum Unternehmen:

British Steel: Zweitgrößter britischer Stahlkonzern unter Zwangsliquidation >> Voestalpine-Manager Bernscher übernimmt Führung von British Steel >>