Personalie : B&C-Chef Edelmann soll gelingen, woran seine Vorgänger scheiterten

B&C-Gruppe B&C Patrick F. Prügger Peter Edelmann Mariella Schurz
© APA/HANS KLAUS TECHT

So richtig heimisch dürfte Christoph Kollatz in Wien nicht geworden sein. Als der gebürtige Hesse nach Stationen bei Siemens, Lufthansa und Alcoa am 1. Oktober 2017 seinen Geschäftsführer-Job bei der B&C Industrieholding antrat, glaubte er noch, „die Strategie der B&C-Gruppe weiterverfolgen und ausbauen zu können“, wie er bei seiner Präsentation sagte. Mitte März, genau eineinhalb Jahre später, war Kollatz seinen Wiener Job schon wieder los. „Im Zuge der Neuorganisation und Verkleinerung der Geschäftsführung der B&C-Gruppe“ legte der 58-Jährige Chefposten und Aufsichtsratsmandate zurück. Die B&C Industrieholding hält die Mehrheitsanteile an den Leitbetrie- ben AMAG, Semperit und Lenzing. Noch kürzer war die Geschäftsführerkarriere vom ehemaligen OMV-Chef-Controller Christopher Trentini, der erst im März 2018 den damals vierköpfigen Vorstand der B&C Industrieholding komplettierte. Auch er muss jetzt das Führungsgremium von Österreichs wichtigster Industrieholding vorzeitig verlassen. Etwas besser erwischte es Felix Fremery, der zeitgleich mit Christoph Kollatz im Herbst 2017 in den Leitstand der B&C Holding berufen worden war. Er wechselte im Herbst 2018 genau nach einem Jahr vom Aufsichtsrat in den operativen Vorstand von Semperit. Damit sind heute drei von vier neu berufenen Geschäftsführern der B&C Industrieholding nicht mehr in ihrer Funktion – nach nicht einmal 18 Monaten. Einziges noch aktives Vorstandsmitglied des Vorjahres ist Patrick Prügger, der weiterhin für den Bereich Finanzen zuständig ist.

Berater für alles

Der Personalwechsel ist damit längst nicht zu Ende. Mit Hanno Bästlein, bislang Aufsichtsratspräsident bei Lenzing und stellvertretender AR-Vorsitzender der AMAG, verliess einer der bisherigen Masterminds die B&C-Gruppe. Bereits Mitte 2017 soll er den Stiftungsvorstand unterrichtet haben, die Mandate nicht zu verlängern. Nur um ein Führungsvakuum zu verhindern, habe er sich breitschlagen lassen, noch ein Jahr - bis heuer - bei Lenzing an Bord zu bleiben, wie es heisst.

Mit Norbert Zimmermann, dem Hauptaktionär und Aufsichtsratschef der Berndorf AG und der Schoeller-Bleckmann (SBO), scheidet zudem auch ein Vorstand der B&C Privatstiftung nach wenigen Monaten wieder aus. Statt Zimmermann zieht der frühere Palfinger-Chef Herbert Ortner (50) neu in den Vorstand ein. Zimmermann wird Leitung die Bildungsstiftung, die Berndorf und die B&C noch vor dem Sommer offiziell gründen wollen, übernehmen.

Chancen nutzen

Damit ist Platz für den neuen starken Mann der B&C Industrieholding. Dem 59-jährigen Peter Edelmann soll gelingen, was seine Vorgänger nicht zu Ende brachten: Er soll Akquisitionen von technologielastigen „Industrieunternehmen von österreichrelevanter Bedeutung“ auch gegen starke Bieterkonkurrenz durchsetzen. Die B&C-Industriegruppe verfügt nach der Reduktion des Lenzing-Anteils und nach fetten Dividendenjahren über eine Kriegskasse von geschätzten 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro, die arbeiten soll. Die B&C-Gruppe war in den vergangenen Monaten weder beim Wieselburger Autoleuchtenhersteller ZKW noch – was besonders schmerzte – beim Gasmotorenproduzenten Jenbacher zum Zug gekommen. Beide Unternehmen hätten hervorragend ins Beuteschema der B&C- Investoren gepasst – wenn da nicht das liebe Geld gewesen wäre. Beide Engagements waren den damaligen Entscheidern letztendlich zu teuer. Dazu kam, dass am Ende des Tages die gewählten Finanzierungspartner nicht liquide genug waren, um im Konzert der Bieter die Oberhand zu behalten. Peter Edelmann soll dafür sorgen, dass derartige Chancen in Zukunft ausgeschöpft werden.

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Kein Zug wird kommen

Der in Beirut geborene Diplom Betriebswirt – seine Eltern übersiedelten noch in seiner Kindheit zurück nach Deutschland – leitete zuletzt das Bremer Industrieunternehmen Kaefer Isoliertechnik, ein Familienunternehmen mit mehr als 28.000 Mitarbeitern. Das global agierende Unternehmen hat sich auf die Wärme- und Schallisolierung von Industrieanlagen, Kraftwerken, Bohrinseln oder Schiffen spezialisiert – und ist dabei nach eigenen Angaben Weltmarktführer. Davor war Edelmann bis 2011 acht Jahre lang Mitglied des Vorstands des Maschinenbaukonzerns Voith sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Voith-Antriebstechnik gewesen. Unter seiner Ägide wurde die „Maxima“ entwickelt, die stärkste dieselhydraulische Lok der Welt. 2013, etwas mehr als ein Jahr nach Edelmanns Abgang, beschloss Voith, wieder aus der Zugproduktion auszusteigen.

Zur Person

Peter Edelmann, 59, in Beirut geboren, leitete zuletzt das Bremer Industrieunternehmen Kaefer Isoliertechnik, ein Familienunternehmen mit mehr als 28.000 Mitarbeitern. Davor war er bis 2011 Mitglied des Vorstands des Maschinenbaukonzerns Voith sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Voith-Antriebstechnik.

Warum?

Gegründet im Jahr 2000 aus den Industriebeteiligungen der damaligen Bank Austria-Gruppe versteht sich die B&C-Gruppe als stabiler Kernaktionär, dessen Geschäftsmodell im Gegensatz zu klassischen Finanzinvestoren nicht der Weiterverkauf von Unternehmen (und nach eigenen Angaben nicht die Ausschüttung maximaler Dividenden) ist. Die B&C Stiftung hat das Ziel der Förderung des österreichischen Unternehmertums und des Wirtschaftsstandortes Österreich. So steht es als Zweck in der Stiftungsurkunde.

Was?

Neben Mehrheitsbeteiligungen am Aluminiumkonzern AMAG (52,7 Prozent), Lenzing (50 Prozent + 2 Aktien) und Semperit (54,2 Prozent) hält die B&C-Gruppe 10 Prozent am Gesundheitsdienstleister VAMED sowie kleinere Beteiligungen, etwa an den Technologieunternehmen TTTech, Flightkeys, Kinexon und Citrine. Im Jahr 2017 schütteten die drei börsennotierten Beteiligungen zusammen rund 59 Millionen Euro Dividenden an die B&C aus. Die Unternehmen der B&C- Gruppe beschäftigen in Österreich rund 5.000 Mitarbeiter.

Wohin?

Im Technologiebereich sollen 2019 Zukäufe erfolgen. Im Industriebereich war die B&C-Gruppe zuletzt nicht erfolgreich: Weder beim Wieselburger Autoleuchtenhersteller ZKW noch beim Gasmotorenproduzenten Jenbacher ist man, trotz Interesse, zum Zug gekommen.

Und sonst?

Die Gruppe vergibt alljährlich den mit 500.000 Euro dotierten Houskapreis für wirtschaftsnahe Wissenschaftsförderung und engagiert sich bei der Wirtschaftsbildung und Stiftungsprofessuren. Seit 2006 hat die B&C Privatstiftung nach eigenen Angaben 8,8 Millionen Euro an Förderungen vergeben.