SAP: Was das Vorruhestandsprogramm über den Softwarekonzern verrät

Im Rahmen der geplanten Neuausrichtung von SAP für die Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) nehmen wohl rund 3500 Beschäftigte des Konzerns in Deutschland ihren Hut. Etwa 80 Prozent dürften über das Vorruhestandsprogramm ausscheiden – rund 20 Prozent erhalte Abfertigungen. Die deutsche Belegschaft von SAP schrumpft damit um rund 14 Prozent. Bislang hatten die Konzernmutter und die Landesgesellschaft Deutschland zusammen rund 25.000 Mitarbeitende.

Um sich für die Zukunft fit zu machen, stellt der deutsche Software-Hersteller etwa 10.000 der weltweit gut 100.000 Jobs auf den Prüfstand. Nach ursprünglichen Plänen sollten nur rund 2400 davon in Deutschland entfallen. Viele der abgebauten Stellen dürften an günstigeren Standorten außerhalb Deutschlands nachbesetzt werden. 

SAP-Vorstandschef Christian Klein hatte Anfang November angekündigt, dass der Softwarehersteller derzeit in Indien überproportional Personal aufbauen will – und alleine in Bengaluru im Süden Indiens, wo derzeit schon 15.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, mit einer Verdopplung des Campus perspektivisch bald mehr Mitarbeiter beschäftigt sein werden als in Deutschland. 

Nach einem Besuch am Campus in Indien, den Klein auch mit einem LinkedIn Post dokumentierte, hiess es, die Stimmung in Bengaluru sei sehr positiv. Nachsatz: Anders daheim in Deutschland. 

Der SAP-CEO Klein hat sich selbst mit der Umstrukturierung unter Zeitdruck gesetzt: Die personelle Reorganisation, die Teil einer größeren Restrukturierung namens Next Level Transformation ist, soll faktisch noch dieses Jahr stattfinden – um deren Kosten noch in der laufenden Bilanz ansetzen zu können.

SAP, Europas größter Softwarehersteller und einer der weltgrößten Tech-Konzerne nach Börsenkapitalisierung hat im dritten Quartal trotz angespannter Wirtschaftslage in vielen Regionen deutlich mehr verdient und setzte sich für das Gesamtjahr höhere Ziele. In den drei Monaten Juli bis September kletterte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn unerwartet kräftig um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Insgesamt legte der Konzernumsatz um 9 Prozent auf 8,47 Milliarden Euro zu