Siemens-Deal besiegelt : Kern-Firma bringt Siemens Großauftrag

Firma von Ex-Kanzler Kern kauft Siemens-Loks im Milliardenwert

Die Wiener European Locomotive Leasing (ELL), bei der Ex-Kanzler, -SPÖ- und -ÖBB-Chef Christian Kern die Geschäfte führt, sorgt für einen Großauftrag bei Siemens

- © APA/SIEMENS MOBILITY

Die Wiener European Locomotive Leasing (ELL), bei der Ex-Kanzler, -SPÖ- und -ÖBB-Chef Christian Kern die Geschäfte führt, sorgt für einen Großauftrag bei Siemens. Die ELL hat mit Siemens Mobility einen Vertrag über den Kauf von bis zu 200 weiteren "Vectron"-Loks unterzeichnet. Offiziell herrscht zum Auftragswert Stillschweigen, doch laut APA-Informationen geht es um bis rund eine Milliarde Euro. Geliefert wird ab 2025.

ELL, deren Eigentümerin ELL BidCo S.a.r.l. in Luxemburg sitzt und bei der Kern im September 2022 die operative Führung übernommen hat, betreibt selbst keine Personenzüge und keine Güterverkehre, sondern verleast ihren Fuhrpark an Bahnunternehmen. ELL befindet sich im Mehrheitseigentum des Versicherers AXA und der Credit Agricole/Predica. Die "Vectron" gilt als "die" Siemens-Lok. Kunden sind etwa auch ÖBB und Deutsche Bahn.

Die Loks werden alle in München gebaut. Es gibt aber einen Austro-Anteil aus Graz: Die Fahrwerke und auch Stromabnehmer stammen von Siemens in Graz und werden in die bayerische Hauptstadt zugeliefert.

Größte Lok-Kundin von Siemens Mobility war allerdings schon vor dem neuen Deal die ELL von Ex-Kanzler Kern, die international ein großer Lok-Verleaser ist. Mit dem neuen Geschäft, bei dem die Zugmaschinen ab 2025 ausgeliefert werden, wächst die ELL-Flotte auf mehr als 400 "Vectron"-Loks. Bis zum Jahr 2027 wird ELL zumindest 301 Siemens Vectron Loks und damit die größte europäische Vectron-Flotte betreiben.

Harald Katzmair FAS.research und Christian Kern ÖBB (Oktober 2015)
Christian Kern, CEO European Locomotive Leasing Group: „Für ELL ist das ein Meilenstein in der Unternehmensentwicklung." - © Thomas Topf

Im Detail werden nun Loks in verschiedenen Stromsystem-Ausstattungsvarianten beschafft, die sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr eingesetzt werden. 60 Fahrzeuge werden sofort bestellt. Branchenkenner gehen davon aus, dass das finanzielle Volumen bei Vollausschöpfung des Rahmenvertrags etwa eine Milliarde Euro beträgt.

"Für ELL ist das ein Meilenstein in der Unternehmensentwicklung", wurde Kern in einer gemeinsamen Aussendung der beiden Unternehmen am zitiert. "Unser Ziel ist die Marktführerschaft im Bereich Kundenfreundlichkeit, Zuverlässigkeit und Effizienz auszubauen." Man sei von der Zukunft der Bahn überzeugt, argumentiert der Ex-ÖBB-Chef und -Politiker mit "überlegener Klimafreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit auf den langen internationalen Achsen". Auch ein Strukturwandel im Bahngüterverkehr mache das Full-Service-Leasing von Loks zu einem hochattraktiven Zukunftsgeschäft.

Tanja Kienegger, CEO Siemens Mobility Austria: "'Vectron' verbindet ausgereifte moderne Technik mit betrieblicher Flexibilität und ist daher für den Einsatz in ganz Europa bestens geeignet. Wir unterstützen engagierte Bahnen wie ELL intensiv dabei, ihre Ziele zu erreichen. So leisten wir auch einen Beitrag, um mehr Verkehr von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene zu verlagern sowie unser Klima besser zu schützen."

ELL sichere sich durch die Vereinbarung die Beschaffung verschiedenster Mehrsystem-Loks. Auch der "Vectron Dual Mode" ist Bestandteil des Vertrags, teilten die Firmen mit. Über optionale Zusatzpakete könne die Kern-Firma die Fahrzeuge für konkrete Anforderungen und spezielle Einsatzgebiete ausrüsten. Es wurde vereinbart, dass Siemens Mobility ELL beim weiteren Kompetenzaufbau rund um den Fahrzeugbetrieb, bei der Instandhaltung und auch bei der Fahrzeugwartung unterstützt.

ELL verfolge dabei eine konsequente Zero-Emission-Strategie, hieß es weiters von Kern. "Unsere wichtigsten Assets sind eine fokussierte Flottenpolitik und ein umfassendes Servicenetzwerk an mehr als 30 europäischen Standorten." Die Entwicklungspartnerschaft mit Siemens und die Konzentration auf einen einheitlichen Loktyp seien ein wichtiger Baustein, um sich am Markt zu behaupten. (APA/red)