Hintergrund : Zumtobel: Aufsichtsrat führt "Zukunftsgespräche" mit dem Konzernchef

Der börsenotierte Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel und sein Vorstandsvorsitzender Ulrich Schumacher führen Gespräche zur Zukunft des Unternehmens. Eine Option ist die einvernehmliche Trennung von Schumacher, es gebe aber auch Zukunftsszenarien mit ihm, versicherte der Zumtobel-Chef.

Der Aufsichtsrat veröffentlichte kurz zuvor eine Mitteilung, laut der Schumacher in einem Schreiben an den Aufsichtsrat Gespräche über eine einvernehmliche Aufhebung seines Vertrags angeboten habe. Auf APA-Nachfrage erklärte Zumtobel-Pressesprecherin Simone Deitmer, dass der Aufsichtsrat diese Gespräche aufnehmen werde.

Wenig später ließ allerdings Schumacher ausrichten, dass eine Trennung lediglich eine Möglichkeit sei. Er habe dem Aufsichtsrat in einem Brief mehrere Optionen zur Weiterführung des Unternehmens aufgezeigt, die Gespräche würden "ergebnisoffen" geführt. Er stehe als Vorstandsvorsitzender weiter zur Verfügung, sollte sich der Aufsichtsrat auf eine andere Option als die der Trennung verständigen.

Aufsichtsrat: Karin Sonnenmoser bleibt

Wesentlich klarer als bei Schumacher ist die Situation rund um Karin Sonnenmoser: Sie soll laut Aufsichtsrat fix als Chefin des Finanzressorts an Bord bleiben.

Ein "ähnlich lautendes Angebot" wie das von Schumacher habe man abgelehnt, so der Aufsichtsrat. Mehr dazu: Zumtobel kommentiert Gerüchte über möglichen Wechsel im Vorstand nicht >>

Man habe der Chefin des Finanzressorts volle Unterstützung zugesagt und sie um die Fortsetzung ihrer Arbeit gebeten, hieß es in dem Statement des Aufsichtsratsgremiums.

Seit Monaten angespannte Situation

Bei Zumtobel hängt der Haussegen schon seit Monaten schief. Zuletzt kündigten Ende Dezember die beiden Aufsichtsräte Stephan Hutter und Hans Peter Metzler ihre Rücktritte per 31. Jänner an. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete von einem tief greifenden Zerwürfnis zwischen Management und Teilen des Aufsichtsrats.

Kritik am Aufsichtsrat aus dem eigenen Management

Die Rede war davon, dass die Gründerfamilie Zumtobel - im Aufsichtsrat vertreten durch den Gremien-Vorsitzenden Jürg Zumtobel, Sohn des Firmengründers und bis 2003 Vorstandschef, sowie Bruder Fritz (Vorstand von 1974 bis 1996) - trotz eines Aktienanteils von nur gut einem Drittel wie ein Alleineigentümer agiere.

Vor diesem Hintergrund verfassten 20 Zumtobel-Führungskräfte (nicht aber die Vorstände) ein Schreiben, in dem sie die Zustände im Unternehmen anprangerten und "korrektes Wirtschaften" einforderten.

Erweiterung des Vorstands auf vier Personen geplant

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürg Zumtobel seinerseits kündigte im Dezember im ORF-Interview die Erweiterung des Vorstands um eine vierte Person an. Der vierte Vorstand werde im Februar einsteigen. Er sollte den Vorstandsvorsitzenden Schumacher entlasten.

"Bereits im Frühjahr dieses Jahres haben wir festgestellt, dass der Herr Schumacher eine zu breite Palette von direkt zu reportierenden Personen hat", sagte Zumtobel damals. Er erwartete sich davon Beruhigung im Unternehmen, wies aber auch darauf hin, dass das "in erster Linie eine Führungsaufgabe" sei.

Zumtobel meldete vor wenigen Wochen einen Gewinneinbruch

Die Geschäfte liefen bei Zumtobel zuletzt nicht so gut wie erhofft, das Unternehmen musste Anfang Dezember einen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/2018 melden.

Das operative Betriebsergebnis (EBIT) sank um 63,6 Prozent auf 16,1 Mio. Euro, der Periodengewinn fiel um 72,2 Prozent auf 7,7 Mio. Euro. Beim Umsatz wurde ein Rückgang von 6,4 Prozent auf 624,4 Mio. Euro verbucht. Mehr dazu: Bei Zumtobel bricht der Gewinn um über 70 Prozent ein >>

(apa/red)

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