Google : Was wurde aus Googles Serverfarm in Oberösterreich?

Provisorium, Vertagung, Evaluationsphase: Wer diese Strategien als Ausdruck eines spezifisch kakanischen Lebensgefühls gehalten hat, täuscht sich. Kommt es darauf an, beherrschen Global Player aus Übersee das Spiel mindestens genausogut. Zum Beispiel Google. 2008 hat das Unternehmen um kolportierte dreißig Millionen Euro 75 Hektar Land im oberösterreichischen Kronstorf erworben. Und versprach, dort eine Serverfarm zu errichten.

Weil in der Nähe eines hochpotenten Glasfasernetzes gelegen, weil mit genug Kühlwasser für die Anlagen gesegnet, weil genug Facharbeitskräfte in der Umgebung. Die Politik jubelte. Die einzige Auffälligkeit in Kronstorf sechs Jahre später: die sechs Hektar Wald, die Google als ökologischen Ausgleich für den gekauften Baugrund anlegen ließ, sind eine lokale Sehenswürdigkeit. Sogar naturkundliche Exkursionen kommen ab und zu vorbei.

Nur eine "interessante Option"

„Noch immer interessante Option“. Möglicherweise hätte man den Bio-Tann allerdings auch billiger und auch ohne die Hilfe des IT-Giganten aus Kalifornien haben können. Dass man bereit wäre, der sehr energieintensiven Serverfarm die Energieabgabe zu erlassen, hat der frühere oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl in einer schwachen Stunde ja zugegeben. Doch auch Gerüchte über Ansiedlungsprämien und zugesagte Förderungen machen ebenfalls seit Langem die Runde. Von Google ist dazu weder ein Dementi noch eine Bestätigung zu bekommen – mit dem Hinweis auf die, seit läppischen sechs Jahren, laufenden Verhandlungen. Nur so viel lässt ein Sprecher des Konzerns das INDUSTRIEMAGAZIN wissen: „Kronstorf ist noch immer eine interessante Option für uns, aber es wurde noch keine Entscheidung gefällt.“

Die Politik selbst scheint des Themas inzwischen eher überdrüssig. Von der Ansiedlungsagentur des Landes Oberösterreich kommt jedenfalls eine denkbar knappe Antwort. „Wir geben zu diesem Thema derzeit keine Informationen“, heißt es. Und auch der Bürgermeister von Kronstorf, Christian Kolarik, hat eher Mühe denn Freude, mit dem Thema umzugehen. Er hofft offensichtlich auf einen Deus-ex-Machina-Effekt: „Wenn sie kommen, dann wird das sehr schnell und ohne eine spektakuläre Spatenstichfeier erfolgen“, prophezeit er.