Hintergrund : Wann gehen Siemens und Osram getrennte Wege?

Wie sieht die Zukunft des Lichtkonzerns Osram aus? Spekulationen zur Veräußerung des Osram-Anteils gibt es einige, und kaum jemand bezweifelt, dass Siemens verkaufen wird. Es ist nur die Frage, wann eine Entscheidung fallen wird. Denn für den deutschen Elektrokonzern gehört die ehemalige Tochter schon lange nicht mehr zum Kerngeschäft. Drei Jahre nach der Abspaltung hält Siemens noch 17,5 Prozent an Osram.

Streit um die Strategie

Zuletzt gab es Unstimmigkeiten über die Zukunftsstrategie: Siemens-Chef Joe Kaeser hält den Plan von Osram-Chef Olaf Berlin für eine LED-Chipfabrik in Malaysia für zu risikoreich. Auf der Hauptversammlung entzog Großaktionär Siemens Berlien deshalb demonstrativ das Vertrauen. Zeitdruck hat Kaeser allerdings nicht, denn bei Siemens läuft es derzeit auch dank einer Reihe von Großaufträgen gut.

Die Interessenten

Bisher waren vor allem zwei potenzielle Investoren aus China im Gespräch: Der Finanzinvestor GSR Go Scale Capital und der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics, der auch erste Kontakte bestätigt hatte. Auch darüber hinaus hat Osram bereits Erfahrungen mit chinesischen Investoren - erst im Sommer entschied sich der Konzern zum Verkauf der traditionellen Lampensparte Ledvance an den chinesischen LED-Spezialisten MLS. Auch der Autozulieferer Continental soll über ein Engagement bei Osram nachgedacht, mit um die 50 Euro je Osram-Aktie aber aus Siemens-Sicht zu wenig Geld geboten haben.

Chinesische Interessenten sind dabei vor allem an der lukrativen Sparte Automobilbeleuchtung interessiert. Auch die rund 18.000 Patente, die Osram hält, sind wohl mit ein Grund. Mit einem Einstieg könnten Chinesen also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - Geld anlegen und sich die Technologie aneignen.

Die deutsche Politik wird wohl nicht allzu erfreut über einen Einstieg chinesischer Investoren sein, zuletzt wuchs in Berlin der Widerstand gegen die Übernahme zukunftsträchtiger Unternehmen durch Chinesen. Auch Osram selbst hatte das beim Verkauf seiner Lampensparte zu spüren bekommen, den die deutsche Regierung nun noch einmal genau unter die Lupe nehmen will.