Einwegplastik : Verpackungen: Amazon zwischen mehr und weniger Plastik

amazon logistik paketlogistik löhne mitarbeiter lohn bezahlung konflikt streik dumping
© APA/dpa/Ina Fassbender

Mit neuen Verpackungsmaterialien experimentiert der Online-Händler Amazon: Während man in Indien ab 2020 ganz auf umweltschädliches Einwegplastik verzichten will, fährt man in den USA und in Großbritannien eine gegenteilige Strategie: Die im Februar eingeführten „SmartPacs“ bestehen zur Gänze aus Kunststoff.

Wer kennt es nicht? Ein Paket wird geliefert und nach dem Auspacken ist das Vorzimmer voll mit Plastikkissen, Luftpolsterfolien und Styropor. Gegen diesen Überfluss will Amazon antreten. Fürs erste einmal in Indien: Bis Juni 2020 sollen Polsterungen aus Papier alle Materialien aus Einwegplastik ersetzen.

„Diese Investition in den Schutz der Umwelt stellt einen Dreifachgewinn sicher“, begründete ein Sprecher Amazons in Bangalore die Entscheidung: „Sie ist gut für den Planeten, gut für die Kunden und gut fürs Geschäft.“

Hintergrund: Seit dem Vorjahr sind in Indien strengere Umweltgesetze in Kraft: ein vollständiges Verbot von Einwegplastik ist für 2022 vorgesehen. Angesichts überquellender Deponien, nicht vorhandener Müllverbrennung und einer minimalen Recycling-Quote ruft Indiens Premierminister Narendra Modi Unternehmen und Private auf, Einwegplastik bereits jetzt nach Möglichkeit zu vermeiden.

Zahlreiche in Indien tätige Unternehmen haben angekündigt, die Verwendung von Einwegplastik stark zu reduzieren. Darunter auch der Online-Händler Flipkart, Amazons größter Konkurrent auf dem rapide wachsenden indischen Markt: Ab März 2021 will Flipkart, der zum US-Handelsriesen Walmart gehört, nur noch recyceltes Plastik nutzen. Dass Amazon jetzt völlig auf Einweg-Plastik verzichten will, darf man als Versuch betrachten, hier keinen Wettbewerbsnachteil zu erleiden.

Leichte Plastikverpackungen in den USA

Anzunehmen, Amazon würde sich nun weltweit vom Kunststoff verabschieden, wäre allerdings ein Irrtum. Verfolgt doch Amazon in den USA und in Großbritannien die gegensätzliche Strategie: Heuer im Februar stellte der Konzern auf neu entwickelte Einweg-Kunststoff-Verpackungen – sogenannte SmartPac-Envelopes – um. Und diese ersetzen: Transportboxen aus Karton.

Interessanter Weise argumentiert Amazon auch die neuen Plastik-Verpackungen mit dem Umweltschutz: Durch die kompakte Größe der SmartPacs würden nämlich Lieferfahrten eingespart und die Klimabilanz des Unternehmens so verbessert, teilte Amazon auf Anfrage der BBC mit.

Hintergrund

Plastik-Müll gilt als eines der drängendsten Umweltprobleme. Laut Bericht der UN-Umweltbehörde stieg die produzierte Kunststoffmenge von 2,3 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf mehr als 400 Million Tonnen im Jahr. Weil das Material (zumeist) nicht verrottet, sondern in immer kleinere Teilchen (Mikro-Plastik) zerfällt, ist der Großteil des jemals produzierten (und nicht verbrannten) Kunststoffs immer noch da; liegt auf Mülldeponien oder schwimmt im Meer: Laut UN wurden lediglich neun Prozent der insgesamt neun Milliarden Tonnen Plastik, die die Weltwirtschaft produzierte, recycelt. Der Großteil des Kunststoff-Abfalls entfällt mit 36 Prozent auf Einwegverpackungen.