Mineralölindustrie : Verkauf des Gaskraftwerks Samsun belastet OMV

Der Verkauf des türkischen Gaskraftwerks Samsun, der im dritten Quartal finalisiert wurde, belastet beim Öl- und Gaskonzern OMV das Ergebnis.

Im Periodenüberschuss würden Verluste von etwa 160 Mio. Euro anfallen, bedingt durch die Aufarbeitung des Fremdwährungs-Exposure, erklärte die OMV. Öl und Gas förderte die OMV im dritten Quartal etwas weniger, dafür erzielte sie bessere Preise. Seine kompletten Neunmonatszahlen will der Konzern am 31. Oktober veröffentlichen.

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Negative Entwicklung der türkischen Lira

Ursache für die Ergebnisbelastung durch den Samsun-Verkauf sei die Negativentwicklung der Lira gegenüber dem Euro seit der Investition in das Kraftwerk, so die OMV im Quartalszwischenbericht (Trading Update). Auf das Eigenkapital der OMV-Gruppe habe das aber keinen Einfluss, da die korrespondierenden Wechselkurstranslationseffekte bereits berücksichtigt worden seien. Das 890-MW-Kraftwerk, ein langjähriges Sorgenkind des Konzerns, war 2013 in Betrieb gegangen, hatte 600 Mio. Euro gekostet und danach noch Hunderte Mio. Euro Abschreibungen erfordert.

Fördermengen sinken - Margen besser

Die Gesamtproduktion der OMV lag im dritten Quartal mit durchschnittlich 406.000 Barrel Öl-Äquivalent (boe) pro Tag etwas unter jener des zweiten Vierteljahres (419.000 boe/d), Grund waren schon früher für diesen Zeitraum angekündigte Wartungsarbeiten sowie auch die Veräußerung der Upstream-Aktivitäten in Pakistan. Von der Gesamtproduktion des Konzerns entfielen wie im Vorquartal 160.000 boe/d auf die Rumänien-Tochter Petrom.

Gestiegen sind im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal die im Schnitt realisierten Preise - bei Rohöl von 60,6 auf 67,7 Dollar pro Barrel, bei Gas von 12,7 auf 12,9 Euro pro Megawattstunde (MWh). Ebenfalls zugelegt hat die OMV-Referenzmarge - und zwar von 5,23 auf 5,69 Dollar/Barrel; die Marge bei der Petrom ging von 6,72 auf 6,62 Dollar/Barrel zurück. Der Raffinerie-Auslastungsgrad insgesamt kletterte auf rekordverdächtige 98 Prozent (nach 77 Prozent), auch bei der Petrom erreichte er mit 98 (49) Prozent diese Höhe.

Raffinerien zu 98 Prozent ausgelastet

Die Gesamtverkaufsmenge der OMV an Raffinerieprodukten legte im Quartalsabstand von 4,98 auf 5,50 Mio. Tonnen zu. Die Erdgas-Verkaufsmengen verringerten sich leicht von 24,79 auf 23,26 Terawattstunden (TWh). Die Nettostromerzeugung wuchs von 0,65 auf 1,42 TWh (ab 6. September d.J. ohne Samsun). Die Retail- und Commercial-Margen seien im dritten Quartal höher gewesen als im zweiten, so die OMV.

Riesige Zukäufe in Neuseeland und in Asien

Zum Fördervolumen der OMV ist festzuhalten, dass der Konzern durch jüngste Zukäufe in Neuseeland und Südostasien sein bisheriges Produktionsziel von 500.000 boe/d für 2020 schon heuer, also zwei Jahre früher, erreicht, hatte Upstream-Vorstand Johann Pleininger im September erklärt. Davor hatte der Erwerb eines Anteils am russischen Gasfeld Juschno Russkoje, wirksam seit 1. Dezember 2017, dem OMV-Portfolio 580 Mio. boe Reserven und 100.000 boe Tagesproduktion hinzugefügt.

Deal mit Gazprom kommt anders als geplant

Mit dem Einstieg beim Achimov-IV/V-Projekt im Urengoy-Gasfeld der russischen Gazprom wird die OMV nach früheren Angaben Reserven von 560 Mio. Barrel boe erhalten, das Fünffache der OMV-Produktion des Jahres 2016. Das Feld ermögliche zusätzlich 70.000 bis 80.000 boe Tagesproduktion, um 20 Prozent mehr als jetzt, sagte OMV-Chef Seele vorige Woche in St. Petersburg. Die finale Vereinbarung - auch zum Kaufpreis - soll bis zum ersten Quartal 2019 erzielt sein. Mehr zu diesem Deal: OMV einigt sich mit Gazprom auf Kauf-Variante für das Urengoy-Feld >>

Der Einstieg wird die OMV wohl weniger als eine Milliarde Euro kosten, wird in Branchenkreisen geschätzt, weil das Feld - anders als Juschno Russkoje, ebenfalls in Westsibirien - erst entwickelt werden muss. Wieweit der Kauf aus dem Cashflow bezahlt werden kann, ist noch offen, jedoch hat die OMV guten Spielraum beim Gearing, das maximal 30 Prozent erreichen soll. Ende Juni hatte die Verschuldungsrate 20 Prozent betragen (nach 16 Prozent Ende März). Das Gearing von 20 Prozent entsprach in absoluter Höhe 2,85 Mrd. Euro Nettoverschuldung. (apa/red)