Stahlindustrie : Thyssenkrupp: Pro und contra Staatsbeteiligung

Die deutsche Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hält eine Beteiligung des Staates an der schwächelnden Stahlsparte für eine Möglichkeit. "Eine Staatsbeteiligung ist eine Option", sagte Merz am Rande eines Spitzengesprächs mehrerer Konzerne zum Thema Wasserstoff bei der NRW-Landesregierung. "Aber eine Staatsbeteiligung kann auch einhergehen mit anderen Optionen. Man kann sich auch eine Kombination vorstellen."

Der Staat könne einsteigen und später könne das jemand anderes übernehmen. "Was ich möchte ist eine langfristige Lösung für Thyssenkrupp."

Maschinenbauer gegen eine Staatsbeteiligung

Die deutschen Maschinenbauer fürchten bei einem Einstieg des Staates beim schwächelnden Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Europe negative Auswirkungen auf den Wettbewerb. "Auch da gilt die Frage, muss es eine Staatsbeteiligung sein oder gibt es andere Vehikel, die weniger wettbewerbsverzerrend sind", sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Carl Martin Welcker, gegenüber Journalisten.

"Mit Sicherheit steht unsere Stahlindustrie vor enormen Herausforderungen." Das gelte nicht nur für die Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion. "Das ist auch durch einen teilweisen unfairen Wettbewerb aus Asien der Fall." Dies müsse man klar benennen. "Aber die Antwort kann nicht sein, dass wir unser Wirtschaftssystem aushebeln."

Gewerkschaft fordert den Staat zum Handeln auf

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp Steel Europe haben das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und den Bund aufgefordert, sich an dem größten deutschen Stahlkonzern zu beteiligen. Dieser sei durch die Coronakrise stark getroffen worden. Das Unternehmen habe einen massiven Mittelabfluss und benötige für eine ausreichende Liquidität die Unterstützung durch den Staat. Unternehmen wie der Stahl-Konkurrent Salzgitter oder Volkswagen würden mit dem Land Niedersachsen als Aktionär gut fahren. Sowohl NRW als auch der deutsche Bund haben Thyssenkrupp in der Frage einer Beteiligung die kalte Schulter gezeigt.

Auch Maschinenbau-Präsident Welcker widersprach diesem Ansinnen. Die Antwort gegenüber unfairen Wettbewerbern aus Asien müssten Maßnahmen wie etwa Schutzzölle oder Anti-Dumping-Verfahren oder Klagen vor der Welthandelsorganisation (WTO). "Wir müssen das mit den geltenden Spielregeln machen. Wir verändern ständig die Spielregeln und wundern uns dann, dass das Spiel außer Rand und Band gerät, anstatt, dass man mal wieder zu den Spielregeln zurückkommt. Dann funktioniert es wieder."

Welcker gibt turnusgemäß nach vier Jahren das Präsidentenamt beim VDMA ab. Die Maschinenbauer sind sowohl wichtige Kunden als auch Lieferanten der Stahlindustrie. (reuters/apa/red)