Stahlindustrie : Stahlwerk Kosice ist nun in chinesischer Hand

Vor ziemlich genau einem Jahr hat die chinesische Hebei Iron and Steel Group (HBIS) das serbische Stahlwerk Smederevo übernommen, nachdem es Serbien von US Steel zurückgekauft hatte. Einige Monate nach der Übernahme war es schließlich zum zweitgrößten Exporteur des Landes aufgestiegen.

Nun setzen die Chinesen ihre Einkaufstour in Europas Stahlmarkt weiter fort, und kaufen das riesige Stahlwerk im ostslowakischen Kosice. Laut Ö1 Morgenjournal soll der Kaufvertrag nach monatelangen Verhandlungen in diesen Tagen unterzeichnet werden - der Kaufpreis ist nicht offziell bekannt, kolportiert werden 1,4 Milliarden Euro.

Das Stahlwerk Kosice ist mit bis zu 14.000 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen der Slowakei. Ob He Steel diesen Mitarbeitern Arbeitsplatzgarantien gibt, ist ebenfalls nicht bekannt. Die slowakische Regierung hatte jedenfalls laut Ö1 bei den Verhandlungen kräftig ihre Hände im Spiel, um den Einfluss des Staates im Werk zu erhöhen. Der chinesische Investor solle die Fabrik nicht als Basis für den Vertrieb seiner in China hergestellten Produkte ausnutzen, hieß es nach den Verhandlungen mit He Steel aus Regierungskreisen.

Marodes Stahlwerk

Vor 17 Jahren hat US Steel Kosice gekauft, das Stahlwerk brachte dem Konzern allerdings nicht viel Erfolg. Nur durch Subventionen konnte die slowakische Regierung den Betrieb sichern und einen Verkauf im Jahr 2013 abwenden. Im vergangenen Jahr wurde durch Kurzarbeit Kosten eingespart.

Nun soll He Steel die Situation retten. Der Konzern ist zweitgrößter Stahlproduzent in China mit 33.000 Mitarbeitern. China selbst leidet unter massiver Stahlüberproduktion, wovor sich Europa mit hohen Strafzöllen schützt. Nun wird gemutmaßt, dass He Steel diese Strafzölle mit dem Erwerb von Kosice umgehen will. Wolfgang Eder, Voestalpine-Chef und Präsident des Weltstahlverbands, glaubt, dass das „im Hintergrund auch eine Rolle spielen“ werde. „Andererseits: Wenn sie in Europa produzieren, haben sie europäische Kosten, das heißt es wird mit Sicherheit auch schwieriger, die europäischen Preise zu umfahren, da sie mit europäischen Kostenstrukturen leben müssen.“ Diese Strukturen seien auch wesentlich transparenter als das, was man aus China wisse. „Insofern ist es vielleicht sogar eine Möglichkeit, etwas genauer zu erfahren, wie chinesische Konkurrenten ihre Kosten entwickeln.“

Globalisierung des Stahlmarkts

Man müsse mit diesem Verkauf leben, so Eder. Er sehe das auch nicht als dramatisch an, sondern „als Entwicklung, die früher oder später zu erwarten gewesen ist.“ Dies sei einfach ein Teil der Globalisierung des Stahlmarkts, die schon länger zu beobachten gewesen sei. (red)