Smatrics : Smatrics: Auch OMV will beim Projekt von Verbund und Siemens mitmachen

Der Ölriese OMV und der Stromkonzern Verbund, Österreichs größte Energieunternehmen, kooperieren zur Elektromobilität und wollen gemeinsam das Ladenetz für Elektroautos ausbauen.

Dafür beteiligt sich die OMV bei Smatrics, einer Gemeinschaftsfirma von Siemens und Verbund. Im Blick haben OMV und Verbund auch Wasserstoffautos, sehen da aber wie bei Elektroautos die Autohersteller gefordert.

Schon heute 49 Ladepunkte bei der OMV

Derzeit verfügt das Smatrics-Netz über rund 400 Ladepunkte in ganz Österreich, 49 davon schon jetzt an 15 OMV-Standorten, sechs weitere in Bayern. Zunächst soll das Netz in Österreich und Deutschland ausgebaut werden. In weiterer Folge wird eine mögliche Expansion nach Tschechien, die Slowakei, Slowenien und Ungarn geprüft, sagten Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber und OMV-Downstream-Vorstandsdirektor Manfred Leitner.

Siemens Österreich bleibt bei Smatrics als Co-Eigentümer mit an Bord, der Siemens-Anteil wird sogar leicht von 14 auf 20 Prozent steigen. Der Verbund hält derzeit 86 Prozent, wird aber analog der künftig gleichberechtigten OMV auf 40 Prozent zurückfallen. Smatrics liefert zu 100 Prozent Grünstrom des Verbund, dessen Stromproduktion ist zu 96 Prozent CO2-frei.

Smatrics: Ordentlicher Medienwirbel, geringer Umsatz

Potenzial für mehr Elektro- und später auch Wasserstoff-Autos sieht der OMV-Vorstandsdirektor etwa durch die EU-Vorgaben an die Autobauer zu den Abgasen - denn ab 2020 dürfen Neuwagen im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Würden diese Flotten-Emissionsgrenzen überschritten, werde "das mit Strafen geahndet", und es sei "klar, dass die Automobilindustrie dorthin geht", meinte Leitner.

Auch zur Wasserstofftechnik müssten die Hersteller etwas tun. So verfüge die OMV schon über vier Wasserstoff-Stationen und baut momentan eine fünfte, und man könne mit der Technik auch schon quer durch Österreich fahren, "aber wenn die Autos nicht produziert werden", gebe es "schon auch ein Henne-Ei-Problem".

Geld genug dank Kapitalerhöhung

Verbund-Chef Anzengruber erklärte, dass Smatrics mit einer geplanten Kapitalerhöhung durch die OMV - und einer proportional noch größeren durch Siemens - für die nächsten zwei Jahre ausreichend finanziert sei für ihre Ambitionen, die vorerst auf eine Expansion in Österreich und Deutschland hinauslaufen.

Zum Kaufpreis für den 40-prozentigen Anteil der OMV an Smatrics hielt man sich bedeckt. Der Smatrics-Umsatz sei noch klein, jetzt aber gerade einmal über die Million hinausgekommen - und an Investitionen hat man eine kleine zweistellige Mio.-Euro-Größe vor, so Anzengruber, jedoch inklusive von Fördermitteln etwa aus der EU. Zudem sollen die Investments auch aus dem Eigenkapital gespeist werden, Stichwort Kapitalaufstockung.

De facto kooperieren Verbund und OMV bei Smatrics schon seit 2014, sagte Leitner, für dessen Konzern es hauptsächlich auch um die Mitarbeit an diesem wesentlichen Technologie-Thema gehe. Die fossile Mobilität werde nicht schlagartig verschwinden, meinte Anzengruber; er sieht den privaten Pkw-Verkehr Richtung Strom, den Lkw-Schwerverkehr aber zu Wasserstoff-Antrieben gehen.

Nächster Schritt: Hochfrequente Durchzugsstrecken

Zur Frage, ob es nicht irgendwann ein Gedränge an den Strom-Tankstellen geben könnte, verwies Anzengruber auf die Möglichkeit, sich unterwegs einen Ladepunkt per App zu reservieren. Die Bezahlung erfolgt nach Tankdauer, nicht nach Stromvolumen. Beim weiteren Ausbau will man sich auf hochfrequente Durchzugsstrecken konzentrieren, sagte der Verbund-Chef. Man wolle nicht alle gut 200 OMV-Stationen in Österreich mit Schnellladestationen ausrüsten, hier aber ganz sicher zweistellig werden, so Leitner.

Doch auch außerhalb des OMV-Netzes sollen Ladeeinrichtungen angeboten werden - nämlich vornehmlich bei Unternehmen verschiedenster Branchen von Handel über Logistik bis zur Industrie - in Form einer "gemanagten Infrastruktur", jedoch außerhalb der eigenen Bilanz, wie Anzengruber betonte.

OMV-Vorstandsdirektor Leitner wollte sogar "nicht ausschließen", dass die Lade-Dienstleistungen auch anderen Sprit-Konkurrenten offeriert werden könnten - es gibt rund 3.600 Tankstellen in Österreich.

OMV und Verbund: Weitere Kooperationen möglich

Über den Mobilitätsbereich hinaus sehen OMV und Verbund noch weitere mögliche Kooperationsfelder. Leitner verwies dazu auf den "grünen Wasserstoff" und das Faktum, dass die Stromerzeugung nicht immer stabil parallel zum Verbrauch gefahren werden könne - Stichwort Demand-Respond, also das Ausgleichen von Angebot und Nachfrage durch Flexibilitätsmanagement, wie Anzengruber ergänze.

"Es geht darum, die Strom-Überproduktion für Defizitzeiten sicherzustellen", meinte Leitner. Gerade für die OMV mit ihren Raffinerien sei eine gesicherte Stromversorgung besonders wichtig, auch sei in der Petrochemie viel Wasserstoff nötig: "Das evaluieren wir. Da sind wir noch nicht im finalen Entscheidungsprozess." Auch Anzengruber verwies darauf, dass man zu den OMV-Raffinerien Möglichkeiten evaluiere, um die Sicherheit und Verfügbarkeit noch zu erhöhen. (apa/red)