Maschinenbau : SBO-Chef: "2021 ist ein Brückenjahr, 2022 bringt Normalität"

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Der österreichische Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) hat sich im ersten Halbjahr 2021 weiter vom coronabedingten Auftragseinbruch erholt. Der Umsatz steigt zwar seit mehreren Quartalen kontinuierlich, liegt aber noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau - dennoch macht SBO jetzt wieder Gewinn. CEO Gerald Grohmann erwartet, dass die Öl- und Gasförderer ihre Investitionen im kommenden Jahr wieder kräftig hochfahren werden.

"Das Halbjahresergebnis hat zwar noch einen etwas geringeren Umsatz als das vorjährige Halbjahr, aber doch schon deutlich in die Gewinnzone gedreht", sagte Grohmann am Donnerstag zur APA. "Und das ist insofern erfreulich, als ja das erste Quartal 2020 noch ein ganz normales, sehr starkes Quartal war und die Covid-Welle uns und die ganze Industrie erst im zweiten Quartal voll getroffen hat."

SBO hat in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 137,2 Mio. Euro an Auftragseingängen verbucht und damit fast das Niveau des ersten Halbjahres 2020 (144,5 Mio. Euro) erreicht. Der Umsatz steigt seit dem Tiefpunkt im dritten Quartal 2020 (51,9 Mio. Euro) - über 54,7 Mio. Euro im vierten Quartal 2020 auf 59,3 Mio. Euro im ersten Quartal 2021 und 70,2 Mio. Euro im zweiten Quartal 2021. Somit kam der Umsatz im ersten Halbjahr 2021 auf 129,5 Mio. Euro (1-6/2020: 184,5 Mio. Euro). Der Auftragsstand betrug Ende Juni 2021 68,4 Mio. Euro (31. Dezember 2020: 65,2 Mio. Euro).

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag im ersten Halbjahr 2021 bei 25,0 Mio. Euro (nach 28,5 Mio. Euro), die EBITDA-Marge erhöhte sich auf 19,3 Prozent (von 15,4 Prozent). Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr deutlich auf 8,9 Mio. Euro (nach minus 8,9 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern stieg auf 6,6 Mio. Euro (nach minus 10,0 Mio. Euro). Unterm Strich wurde ein Nettogewinn von 4,2 Mio. Euro verbucht (nach 12 Mio. Euro Verlust in der ersten Jahreshälfte 2020). Das Nettoergebnis pro Aktie lag im ersten Halbjahr 2021 bei 0,27 Euro (1-6/2020: minus 0,76 Euro).

Weniger Umsatz, aber besseres Ergebnis

Dass heuer im ersten Halbjahr mit weniger Umsatz ein besseres Ergebnis erzielt wurde als im gleichen Vorjahreszeitraum, begründet der SBO-Chef damit, dass man rasch auf die Krise reagiert, Personal abgebaut und die Kosten gesenkt habe. "Wenn es dann wieder hoch geht, versucht man den Umsatz mit der bestehenden Mannschaft zu machen." Außerdem habe man im vergangenen Jahr Wertberichtigungen vorgenommen, die das Ergebnis gedrückt hätten.

Im vierten Quartal 2020 habe man mit rund 1.130 Mitarbeitern 55 Mio. Euro Umsatz gemacht, im zweiten Quartal 2021 mit nur 40 Leuten mehr einen Umsatz von 70 Mio. Euro erzielt. "Wir haben vieles auch mit Überstunden abgedeckt, aber das geht nicht auf Dauer."

Für die weitere Entwicklung zeigte sich Grohmann zuversichtlich. "Die Fundamentaldaten zeigen in eine positive Richtung." Dabei gehe man davon aus, "dass es nicht zu neuen Pandemiebedrohungen oder geopolitischen Entgleisungen kommt". Mit einem weiteren Corona-Lockdown rechnet der Chef des im Leitindex ATX der Wiener Börse notierten Unternehmens nicht. "Auch wenn der Impferfolg jetzt vielleicht ein bisschen stagniert, sind doch im Vergleich zum ersten Lockdown, als noch niemand geimpft war, viele geimpft und viele hatten die Infektion schon und sind damit auch immunisiert."

Nachfrage nach Öl und Gas steigt stetig

Die Nachfrage nach Öl und Gas sei bereits stark ansteigend, sagte Grohmann. Andererseits sei in den letzten Jahr sehr wenig in die Öl- und Gasexploration investiert worden. "Da sehen wir einen ganz wichtigen Nachholeffekt, wir sehen das auch schon an den Bestellungen unserer Kunden für das nächste Jahr." 2021 sei ein "Brückenjahr zwischen einem sehr schlechten Corona-Krisenjahr 2020 und einem Jahr 2022, in dem wieder Normalität einkehrt".

Langfristig macht sich Grohmann keine großen Sorgen um die Öl- und Gasnachfrage, auch wenn etwa die OMV einen Strategiewechsel vorgenommen hat und ihre Produktion nicht weiter steigern will. "Die OMV ist für uns zu klein als Indikator, aber wir schauen, was zum Beispiel BP und Shell tun und was unsere Kunden Schlumberger und Halliburton machen. Und wir lesen natürlich die gesellschaftlichen Strömungen zum Klimawandel, man kann sich dem nicht verschließen. Wir haben einen sehr offenen, pragmatischen Zugang dazu: Öl und Gas wird noch für viele Jahre und Jahrzehnte benötigt, um die Weltwirtschaft am Laufen zu halten, das wissen auch die großen Ölkonzerne."

Dennoch sehe man sich auch nach Geschäftsfeldern außerhalb von Öl und Gas um. So sei man in Houston bereits ein anerkannter Lieferant für die Weltraum-Industrie und habe vor kurzem gemeinsam mit Shell Geothermie-Bohrungen gemacht. "Wir verschlafen den langfristigen Trendwechsel nicht, sind aber noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt und brauchen keine unbedachten Entscheidungen zu machen." (apa/red)

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