Digitalisierung : Rubble Master-Chef Gerald Hanisch: "Wird ein potentielles Produkt flirrend, lasse ich mich gerne begeistern"

Herr Hanisch, Ihr Unternehmen fertigt mobile Maschinen, die bis zu 250 Tonnen Material pro Stunde brechen. Seit einiger Zeit setzen Sie als Maschinenbauer auch auf die Entwicklung digitaler Dienste. Wie kam das?

Gerald Hanisch Die Entwicklung mobiler Applikationen war nicht getrieben vom Wunsch einer technischen Nabelschau. Die Frage war also nicht, was wir noch so alles digitalisieren können, sondern die, wie wir Kunden besssere Services bereitstellen. Bisher erhielten Maschinenbetreiber kaum Echtzeitinformationen über den Zustand und die Leistung des Brechers. Antworten lieferte uns die Digitalisierung: Es braucht mehr, qualifiziertere Daten.

In Digitalabteilungen vieler Unternehmen wird geklagt, dass abseits des Tagesgeschäfts kaum Zeit für digitale Strategiefindung bleibt. Kommt Ihnen das nach dem Rekordjahr 2017 bekannt vor?

Hanisch Die Wachstumsraten müssen ja von irgendwo herkommen, und ihren Ursprung bilden nun eben einmal unsere innovative Grundhaltung, die gesamtheitliche Betrachtung des Markts und unsere Mitarbeiter, die das alles tragen. Richtig aber ist: Es braucht für neue unternehmerische Zugänge auch eine andere Form der strukturellen Umsetzung. Daran arbeiten wir. Wir haben ein Forum für offene Innovation geschaffen und die Arbeit mit Forschungsinstitutionen forciert. Auch die Ansiedelung an einem Forschungs-Hotspot, um dort den nächsten Schritt in Sachen Digitalisierung zu vollziehen, ist eine Option. Und vielleicht sogar die Gründung eines eigenen digitalen Corporates, wenn wir sehen, ein neues potentielles Geschäftsfeld nicht nur mitlaufen lassen zu wollen. Schauen wir mal.

Man hört, es gibt Überlegungen eines Whitelabelings Ihrer App.

Hanisch Fakt ist, wir haben einem solchen Vertriebsmodell - und anderen - entwicklungsseitig die Tür geöffnet. Was es bräuchte, die Lösung auch in anderen komplementären Bereichen der Industrie zum Solitär zu machen, wollen wir jetzt lernen. Dazu zählt, sich Gedanken über die Baustelle der Zukunft ebenso wie zu künftigen Recyclingprozessen zu machen.

Wollen Sie mit digitalen Diensten auch den Mietmarkt stärken, wie das andere als Antwort auf den Preisdruck am Bausektor tun?

Hanisch Natürlich ist das eine Option. Den erwähnten Preisdruck verspüren auch wir.

Viele in der Industrie treibt die Sorge um, das lukrative Zukunftsgeschäft könne einem entgleiten, wenn man digitale Lösungen zu lange im Prototypenstatus belasse...

Hanisch Digitalisierung hat für mich nichts bedrohliches. Wir mussten unser Produkt und die Organisation so oft neu erfinden und sind durch die Wachstumsphasen schließlich zu einem ganz neuen Unternehmen geworden. Und zum Stichwort Whitelabeling: Da lasse ich mich gerne begeistern. Sollte das neue Produkt so flirrend werden, sind wir Marketingprofis genug um es zum richtigen Zeitpunkt am Markt zu positionieren und die richtigen Vertriebskanäle dafür zu finden.

Zur Person

Gerald Hanisch, 58, ist CEO und Gründer des Unternehmens Rubble Master, einem Hersteller von mobilen Brechern. Mit 110 Millionen Euro Umsatz verzeichnete das Linzer Unternehmen im Vorjahr ein Plus von 22 Prozent.