Bauindustrie : Rene Benkos Signa Holding kauft jetzt auch das New Yorker Chrysler Building

Das Chrysler Building gehört zu New York City etwa wie der Sinatra-Hit "New York, New York" oder die New York Rangers im Eishockey. Nun könnte das Wahrzeichen der Metropole in den Besitz der milliardenschweren Firma gelangen, als deren Chef der Tiroler Immoinvestor Rene Benko auftritt: Signa. Zusammen mit der US-Firma RFR kauft Signa das Gebäude in Midtown Manhattan um 150 Mio. Dollar, berichteten mehrere Medien.

Als Quelle wurden vom "Wallstreet Journal" und von Nachrichtenagenturen Insider bzw. Unternehmenskreise genannt. Von der Signa selbst gab es auf Anfragen zumindest vorerst keine Stellungnahme zu dem neuesten Clou des Immobilien-Tycoons.

Das 319 Meter hohe Gebäude im Herzen Manhattans ist eines der berühmtesten Gebäude der Metropole und das 13. höchste Gebäude der USA. Die derzeitigen Eigentümer Mubadala und Tishman Speyer bringen das Chrysler-Gebäude in für die Immobilienbranche schwierigen Zeiten auf den Markt. Das Viertel Hudson Yards am Westrand von Manhattan mit 1,6 Millionen Quadratmetern brandneuen Wohnungen und Büros, das kurz vor der Fertigstellung steht, dürfte die ohnehin fallenden Preise für Büros in älteren Gebäude weiter nach unten drücken. Das könnte Benko eine Art "Schnäppchen" bringen. Wie das Haus um- oder weiterentwickelt werden könnte, ist offen.

Das 1930 eingeweihte Chrysler Building in der 42. Straße Ecke Lexington Avenue gilt als Meisterwerk des Art Deco. Einst war es immerhin elf Monate lang das höchste Gebäude der Welt. Danach wurde es vom Empire State Building entthront. Auch wenn es nach dem Autokonzern-Gründer Walter Chrysler benannt wurde, hatte das Unternehmen dort nie seinen Sitz.

Im Jänner war bekannt geworden, dass das Gebäude mit seiner silbernen Spitze und den berühmten Wasserspeiern vom Investmentunternehmen Mubadala aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und die Immobilienfirma Tishman Speyer verkauft wird. Mubadala hatte 2008 um 800 Mio. Dollar (gut 700 Mio. Euro) von Tishman Speyer einen 90-prozentigen Anteil am Chrysler Building erworben, die restlichen zehn Prozent blieben im Besitz der Immobilienfirma. Diese hatte 1997 für das ganze Gebäude schätzungsweise zwischen 210 und 250 Mio. Dollar bezahlt. (apa/red)

Das 1928-30 nach Plänen von William Van Alen errichtete Chrysler Building ist eines der berühmtesten Gebäude von New York und eignet sich als Fotomotiv mindestens genauso gut wie das Guggenheim Museum. Während Frank Lloyd Wrights sich emporwindende "Schüssel" durch die Prägnanz ihrer Form besticht, punktet der 319 Meter hohe Wolkenkratzer in Manhattan durch Details. Er gilt als Ikone des Art Deco.

Das Chrysler Building ist Relikt einer Zeit, in der Hochhäuser nicht nur ein gesichtsloses Aufeinandertürmen von möglichst vielen Geschoßflächen waren, sondern auch Ausdruck einstigen Rekordstrebens. Seine bis zum Schluss geheim gehaltene und erst im letzten Moment zusammengefügte 56 Meter hohe Stahl-Spitze des sich pyramidenförmig verjüngenden Daches machte es bei seiner Einweihung am 28. Mai 1930 mit einer Höhe von 319 Metern für elf Monate zum höchsten Gebäude der Welt, ehe es vom Empire State Building entthront wurde. Aus rund vier Millionen Ziegelsteinen gebaut, gilt es jedoch bis heute als das höchste Ziegelsteingebäude der Welt.

Auftraggeber des 77 Stockwerke hohen Gebäudes in der 42. Straße Ecke Lexington Avenue war der Automobilkonzern-Gründer Walter Percy Chrysler, der das Projekt vom Immobilienunternehmer William Henry Reynolds übernommen hatte. Das Auto-Unternehmen hatte allerdings nie seinen Sitz im Chrysler-Building. Doch viele Zierelemente der Fassade, vor allem die berühmten Wasserspeier, sind Kühlerfiguren, Motorhauben oder Radkappen nachempfunden. William Van Alen (1882-1954) steckte seinen ganzen Ehrgeiz in die Fassadengestaltung, aber auch in die Details von Aufzügen und der in Chrom und Marmor gehaltenen Lobby, die während der Bürozeiten auch heutzutage für jedermann zugänglich ist.

Die Büros, aus denen in manchen Etagen die Art Deco Elemente wieder entfernt wurden, sollen dagegen eher klein und dunkel sein. Fünf Jahre nach Eröffnung standen 30 Prozent der Büroflächen leer. Nach mehreren Eigentümerwechseln sollen der Tiroler Immoinvestor Rene Benko und seine Signa gemeinsam mit der US-Firma RFR neue Besitzer des 1996 restaurierten Gebäudes in unmittelbarer Nähe des ebenfalls berühmten Grand Central Terminals sein - vermutlich mehr eine prestigeträchtige denn eine profitable Investition.

Nicht nur unzählige Touristen-Fotos haben die Fassade des Chrysler Building in der ganzen Welt bekanntgemacht. Auch in Filmen wie "Men in Black" oder "Armageddon" war das Gebäude prägnant im Bild. Und sogar in der berühmten "King Kong"-Szene, in der der Riesenaffe auf das Empire State Building klettert, ist das Chrysler Building im Hintergrund zu sehen.