Mineralölindustrie : OMV zu Flüssiggas: Das letzte Wort hat der Markt

OMV-Chef Rainer Seele hält offensichtlich wenig von der zwischen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump getroffenen Vereinbarung, dass Europa künftig mehr amerikanisches Flüssig-Erdgas (LNG) kaufen soll. "Welches Gas gekauft wird, entscheidet letztendlich der Markt und nicht die Politik", sagte Seele.

"Die Verbraucher sind nicht gewillt, einen höheren Preis zu zahlen, weil das Gas mit einem Schiff über den Atlantik gefahren wird", sagte Seele diese Woche in Wien. "Wenn wir über amerikanisches LNG sprechen, dann wird der europäische Markt für solche Lieferungen offen sein, wenn der Preis stimmt." Derzeit werde LNG in Asien um rund die Hälfte über dem europäischen Erdgaspreis gehandelt.

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Das umstrittene Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 sieht Seele nicht in Gefahr, man liege im Zeitplan und im Budget. In deutschen Gewässern habe man bereits mit der Verlegung der Rohre begonnen und warte jetzt nur noch auf eine Genehmigung aus Dänemark - wobei man durch eine kleine Routenänderung auch darauf nicht angewiesen sei. Von den Russland-Sanktionen der USA sei Nord Stream 2 nicht betroffen, sagte Finanzvorstand Reinhard Florey, das habe man mit dem Finanz- und Außenministerium der USA geklärt. Von den veranschlagten Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 9,5 Mrd. Euro entfällt auf die OMV ein Zehntel, bisher habe man 465 Mio. Euro gezahlt.

Sehr wohl zu spüren bekommen wird die OMV allerdings die Sanktionen gegen den Iran. Von dem im vergangenen Jahr in den OMV-Raffinerien verarbeiteten Rohöl habe man 4 Prozent aus dem Iran bezogen, sagte der für die Raffinerien zuständige Downstream-Vorstand Manfred Leitner. Im ersten Halbjahr 2018 seien es schätzungsweise 500.000 Tonnen gewesen, also eine relativ geringe Menge. "Natürlich war das eine sehr attraktive Möglichkeit, die wir auch wahrgenommen haben, aber das wird zu einem Ende kommen, sobald die Sanktionen greifen." (APA/red)