Arbeitsmarkt : Neue Antworten gesucht: Konferenz zur Zukunft der Arbeit in Wien

Die Konferenz „Zukunft der Arbeit“ in Wien widmete sich den Arbeitswelten vorn morgen. Im Mittelpunkt der Diskussionen zu diesem Thema stehen die großen Trends im Mittelpunkt, von denen die Veränderungen ausgehen: Digitalisierung, Zuwanderung, Alterung der alteingesessenen Gesellschaft oder die immer stärker werdenden Auswirkungen des Klimawandels. Doch die Antworten, die Vertreter der Stadt Wien und die von der Stadt beauftragten Studienautoren präsentieren, liefern wenig Neues.

Arbeitsplätze vor allem in den Städten

"Wir wollen die hohe Qualität der Arbeit in Wien aufrechterhalten und die Jobs der Zukunft gestalten. Diese neuen Jobs werden vor allem in Städten entstehen, in Wien beispielsweise im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie", so die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner. Arbeit sei "ganz allgemein ein wichtiges soziales Gut, bedeutet gesellschaftliche Teilhabe und ist sinnstiftend".

In den Wachstumsbranchen werde es Verschiebungen geben, so das wenig überraschende Ergebnis einer auf der Konferenz präsentierten Studie über die Zukunft der Beschäftigung in Wien. Die Studienautoren Hubert Eichmann und Mathias Nocker von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (Forba) gehen davon aus, dass die Branchen am Wiener Arbeitsmarkt in unterschiedlicher Weise beeinflusst werden. Die Studie ist bei der Stadt Wien und hier als PDF verfügbar.

Demnach werden zu den Gewinnerbranchen das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Bereich Erziehung und Unterricht gehören. Zuwächse könnte es auch in der Beherbergung und Gastronomie, dem IKT-Sektor sowie im Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen geben.

Eine Branche, die am ehesten negativ von den aktuellen Entwicklungen betroffen sein wird, ist der Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen.

Anstieg der Zuwanderung wird die Debatte verändern

Man müsse als Stadt darauf reagieren, so Brauner. Ein Instrument hierzu sei der Qualifikationsplan Wien 2020, der höhere formale Bildungsabschlüsse zum Ziel habe. Darüber hinaus wird auch erwartet, dass die Debatten über die Verteilung von Einkommen und Vermögen und über die Finanzierung des Sozialstaats zunehmen werden - etwa wegen des massiv steigenden Andrangs neuer Einwanderer.

Entgegen den optimistischen Verlautbarungen der Politik und des AMS im Herbst 2015 und noch zu Beginn des heurigen Jahres zeichnen sich hier inzwischen große Probleme ab. So sind die jüngst eingewanderten Personen zum größten Teil nicht gebildet oder Analphabeten, wie der Kärntner AMS-Chef Franz Zewell zugibt.

Voestalpine nimmt 16 Asylberechtigte auf - von 88.000

Während in der Industrie, etwa bei Siemens, von einer "langwierigen Herausforderung" die Rede ist, hat die Voestalpine jüngst angekündigt, 16 anerkannte Asylbewerber als Lehrlinge beschäftigen zu wollen.

Das verschafft dem Linzer Stahlriesen positive Schlagzeilen - ist allerdings nicht viel für einen der größten Konzerne des Landes und angesichts der 88.340 Menschen, die im Vorjahr offiziell Asylantrag in Österreich beantragt haben.

ÖGB: "Die Kontrolle am Arbeitsmarkt ist verloren gegangen"

Andere Arbeitsmarktexperten, wie etwa Erich Foglar, Chef des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, ziehen daher inzwischen eine deutlich pessimistischere Bilanz. "Die Kontrolle am Arbeitsmarkt ist durch Migration verloren gegangen", sagte Foglar vor wenigen Tagen im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien.

Die Stadt Wien sieht sich trotzdem gut vorbereitet. Man setze sich "seit geraumer Zeit mit den neuen Entwicklungen in der Arbeitswelt auseinander", heißt es aus der Abteilung für Wirtschaft, Arbeit und Statistik. "Bereits 2014 wurde eine Studie zur Sharing Economy beauftragt und 2015 vorgestellt." (red/pm)