Mineralölriese unter Druck : Milliardenabschreibung bei der OMV - und ein Verkauf
Der anhaltende Ölpreisverfall macht der OMV schwer zu schaffen: Produktion und Verkäufe sind im dritten Quartal deutlich gesunken, und eine Erholung ist nicht in Sicht. Für das Berichtsquartal rechnet man deshalb mit einer Abschreibung in Höhe von rund 1 Mrd. Euro. Nun hat das Management des Mineralölriesen beschlossen, die Tochter Gas Connect teilweise zu verkaufen, um den Kapitalpolster zu füllen. Die OMV ist das mit Abstand größte heimische Unternehmen und Nummer 44 Europas.
Die Zeit des billigen Öls geht weiter
"Fit for fifty" nannte der ehemalige Konzernchef Gerhard Roiss das laufende Sparprogramm. Gemeint war damit, dass der Konzern auch bei einem Ölpreis von nur 50 Dollar profitabel sein würde. Allerdings hatte man nicht damit gerechnet, dass die Durststrecke so lange ausfallen würde. Und auch mit der Profitabilität sieht es nicht mehr so eindeutig aus.
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Der Ölpreis hat seinen Abwärtstrend auch im abgelaufenen Quartal fortgesetzt - ein Fass der Nordseesorte Brent kostete in den vergangenen drei Monaten durchschnittlich 50,47 Dollar und damit nur noch halb so viel wie vor einem Jahr. Vor wenigen Wochen gab Konzernchef Rainer Seele zu, dass er auch mittelfristig nicht mit einem Anstieg des Ölpreises rechne.
Abschreibungen in Höhe von einer Milliarde Euro
Weil eine Erholung des Ölpreises länger als bisher gedacht auf sich warten lassen dürfte, sieht man sich gezwungen, im dritten Quartal Sonderaufwendungen von etwa einer Milliarde Euro zu verbuchen.
Zwar soll der Ölpreis in den kommenden Jahren steigen, aber nicht so rasch wie erwartet. Die aktuelle, vorsichtigere Annahme lautet: 2016 soll der durchschnittliche Brent-Preis auf 55 Dollar pro Fass steigen, 2017 auf 70 Dollar, 2018 auf 80 und 2019 auf 85 Dollar pro Fass. Bisher hatte man angenommen, um jeweils rund 20 Dollar pro Fass mehr erlösen zu können.
49 Prozent der Gastochter GCA werden abgestoßen
Und weil das Öl- und Gasgeschäft derzeit zu wenig einbringt, will die OMV bis zu 49 Prozent der Anteile an ihrer 100-Prozent-Tochter Gas Connect Austria (GCA) zu Geld machen. Das Interesse sei groß, im Laufe des kommenden Jahres soll der künftige Miteigentümer seine Unterschrift unter den Kaufvertrag gesetzt haben, teilte die OMV am Montag mit.
Produktionsrückgang
Verschärft wird die Situation durch einen Produktionsrückgang: Von Juli bis September produzierte die OMV 292.000 boe/d (Barrel Öl-Äquivalente/Tag) - nach 307.000 boe/d im Vorquartal und 311.000 boe/d im gleichen Quartal des Vorjahres.
Weniger gefördert wurde vor allem in Rumänien - die Produktionsmenge der Petrom-Gruppe sank gegenüber dem Vorquartal von 181.000 auf 174.000 boe/d - und in Norwegen. Beides wird mit geplanten Wartungsarbeiten begründet.
Raffinerien weiter hoch profitabel
Etwas Gutes kann man dem Ölpreisverfall aber doch abgewinnen: Die Kosten für den Eigenverbrauch der Raffinerien sind gesunken. Die OMV-Referenz-Raffineriemarge stieg heuer im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal von 7,78 auf 7,84 Dollar pro Fass. Im dritten Quartal 2014 hatte sie nur 4,90 Dollar betragen. Der Auslastungsgrad der Raffinerien stieg zuletzt leicht von 92 auf 93 Prozent, war aber geringer als vor einem Jahr (97 Prozent). Mehr zum schwierigen, aber lukrativen Raffineriegeschäft der OMV hier >>
Die Anleger haben die schlechten Nachrichten nicht goutiert - der Wert der OMV-Aktie sank heute in einem insgesamt freundlichen Umfeld bis 11 Uhr um 1,5 Prozent auf 25,08 Euro. (APA/red)