Autoindustrie : Mexikaner singen dem allerletzten VW Beetle ein Ständchen

Das Kultauto Käfer wird schon seit 16 Jahren nicht mehr gebaut - und nun ist auch Schluss für seinen Nachfolger, den VW Beetle. Das letzte neugebaute Exemplar lief im Volkswagen-Werk im mexikanischen Bundesstaat Puebla vom Band. Dort wurde die Einstellung der Produktion mit einer Feier begangen.

Ständchen einer Mariachi-Band

"Mit dem Volkswagen Beetle schließt Volkswagen de México ein sehr wichtiges und erfolgreiches Kapitel seiner Geschichte", teilte die Tochterfirma des Wolfsburger Konzerns mit. Mexikanische VW-Mitarbeiter verabschiedeten das Modell mit gelben T-Shirts, auf denen "Gracias, Beetle" oder "#ByeBye Beetle" stand. Eine Mariachi-Band sang den mexikanischen Klassiker "Cielito Lindo", während der letzte neue Beetle in der Farbe "Stonewash-Blau" durch einen Konfetti-Regen in einer Halle des Werks in Puebla gefahren wurde. Der Wagen soll in einem Museum ausgestellt werden.

Beetle: "Final Edition" und Produktionsstopp

Volkswagen hatte im vergangenen Jahr eine "Final Edition" des Beetle und den anschließenden Produktionsstopp angekündigt. Die US-Tochter des Konzerns erklärte damals, sie wandle sich zu einem familienorientierten Autobauer und treibe die Entwicklung von Elektroautos voran. Daher gebe es keine Pläne, den Beetle zu ersetzen. "Sage niemals nie", hieß es allerdings vom damaligen Chef von Volkswagen of America, Hinrich Woebcken.

Der Beetle war seit 1997 in Puebla gebaut worden. Er verkaufte sich zunächst in den USA gut, kam in seinen verschiedenen Ausführungen aber nie an die Popularität des ursprünglichen VW-Käfers heran. Der Zweitürer, der optisch an das Original erinnerte, den Motor aber vorne statt im Heck hatte, wurde nach Konzernangaben rund 1,7 Millionen Mal verkauft. Die VW-Modelle Tiguan, Jetta, Golf und Golf Variant werden weiterhin in Puebla hergestellt. Der Käfer wurde dort fast 40 Jahre lang gebaut.

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"Käfer": Konstruiert von Ferdinand Porsche

Der Käfer wurde Anfang der 30er Jahre im Auftrag von Adolf Hitler von Ferdinand Porsche entwickelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Auto im von den Alliierten besetzten Deutschland in die Massenproduktion. Ab den 50er Jahren wurde der dort auch "Bug" genannte Käfer in die USA exportiert. In den folgenden Jahren erlangte das kugelige Auto mit den an Augen erinnernden Scheinwerfern Kultstatus.

Bis 2003 in Mexiko produziert

Er war ein Kultauto des 20. Jahrhunderts und auch ein Symbol des deutschen Wirtschaftswunders. Überall auf der Welt fand der robuste Wagen mit dem luftgekühlten Boxer-Motor im Heck Freunde. Als "Herbie" wurde er sogar zum Filmstar. Bis 1985 wurde der Käfer in Deutschland verkauft, wegen seiner Beliebtheit aber noch lange aus Mexiko importiert. Erst 2003 wurde die Produktion dort endgültig eingestellt. Insgesamt liefen über die Jahrzehnte 21,5 Millionen Käfer vom Band.

Mexikanische Taxifahrer bevorzugen weiterhin den "Käfer"

Der Kultwagen ist in Mexiko noch immer äußerst beliebt. Käfer-Taxis prägten jahrzehntelang das Straßenbild von Mexiko-Stadt. Die letzten Lizenzen für den "Vocho" liefen 2012 aus. In den Hügeln hoch über der Hauptstadt des lateinamerikanischen Nachbars der USA beherrscht der klassische Käfer aber noch immer das Straßenbild. Die Taxifahrer dort ziehen ihn neueren Autos vor, weil er die steilen Gassen besser bewältigt.

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Mexiko bleibt ein attraktiver Produktionsstandort

Mexiko gilt wegen günstiger Löhne, relativ gut ausgebildeter Arbeitskräfte und einer soliden Infrastruktur für deutsche Autobauer als attraktiver Produktionsstandort. Das VW-Werk in Puebla ist eines der größten des Konzerns weltweit. Rund 900.000 Menschen sind in Mexiko in der Automobilindustrie beschäftigt. (dpa/apa/red)

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