Nutzfahrzeuge : MAN wird aufgespalten: Lkw-Herstellung wird Teil von Traton

Die Vorbereitungen für den Börsengang der Nutzfahrzeug-Tochter von Volkswagen schreiten voran. MAN gibt seine traditionsreichen Getriebe- und Schiffsdiesel-Töchter um rund 2 Mrd. Euro an Volkswagen ab und kann damit wie geplant als reiner Lkw-Hersteller in die Nutzfahrzeug-Holding Traton integriert werden.

"Wir schärfen mit dem Verkauf unser Portfolio und machen einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Kapitalmarktfähigkeit", sagte Traton-Chef Andreas Renschler. VW-Finanzvorstand Frank Witter will sich aber noch nicht festlegen und spricht weiter von einem "möglichen Börsengang". 80 Banker, Anwälte und Vertreter von Volkswagen trafen sich Teilnehmern zufolge aber schon in der vergangenen Woche, um die Strategie für die milliardenschwere Emission zu besprechen.

Vier Investmentbanken wickeln den Börsengang ab

Volkswagen hatte kürzlich die Investmentbanken JPMorgan, Goldman Sachs, die Deutsche Bank und Citi damit beauftragt, den Börsengang zu organisieren. Damit soll der Volkswagen-Konzern, der tief in die Dieselaffäre verstrickt ist, leichter steuerbar werden. Als frühestmöglicher Termin gelten die Wochen vor Ostern 2019, rund sechs Monate brauchen die Banken zur Vorbereitung.

Die Emission soll nach den Vorstellungen von Renschler mehr als 6 Mrd. Euro schwer werden. Banker halten das Ziel aber für anspruchsvoll. "Dazu müsste Volkswagen deutlich mehr als 25 Prozent der Anteile abgeben - doch das täte der Konzern wohl nur bei einer höheren Bewertung", rechnete ein Banker vor.

Ähnliches hatte Siemens mit der Medizintechnik-Tochter Healthineers erlebt. Nach verhaltener Resonanz der Investoren trennte sich der Münchner Konzern nur von 15 Prozent seiner Anteile und erlöste 4,2 Milliarden Euro - die Erwartungen am Markt waren bei bis zu 10 Milliarden gelegen.

Motorenbauer MAN wird nach mehr als 250 Jahren reiner Lkw-Hersteller

Mit der Abspaltung der Augsburger Renk AG und des Generatoren-Herstellers MAN Energy Solutions vom Nutzfahrzeug-Geschäft ist MAN nach mehr als 250 Jahren nun zum reinen Lkw-Hersteller geschrumpft. Bis weit in die 2000er Jahre stellt MAN auch Druckmaschinen (MAN Roland) her, baute Industrieanlagen und handelte mit Stahl.

Dass die Randbereiche noch vor dem Börsengang vom Lkw-Bau getrennt werden sollten, hatte Traton-Chef Renschler gefordert. Wie, war aber bis zuletzt unklar. Nun haben die 14.000 Mitarbeiter im Bau von Kraftwerks-Turbinen und schweren Dieselmotoren etwa für Schiffe sowie die 2.300 Renk-Beschäftigten Gewissheit, dass sie bis auf weiteres Teil von Volkswagen werden - wenngleich sie auch dort nicht zum Kerngeschäft gehören.

VW zahlt rund zwei Milliarden Euro an MAN

Für die Beteiligung von 76 Prozent am Getriebehersteller Renk und an der MAN Energy Solutions überweist VW zwischen 1,85 und 2,05 Mrd. Euro nach München. Das entspreche dem Buchwert, zu dem die Töchter Ende des Jahres in der MAN-Bilanz stehen. Ein Extra-Gewinn entsteht damit nicht. Die US-Tochter von MAN Energy wird für 99 Mio. Dollar an eine amerikanische VW-Tochter angedockt.

Rund 24 Prozent der MAN-Aktien sind noch im Streubesitz. VW will möglichst viele Kleinaktionäre mit einem Übernahmeangebot noch vor dem Börsengang von Traton zum Ausstieg bewegen. (reuters/apa/red)