Hintergrund : MAN in Steyr: Seit über 100 Jahren werden hier Lkw gebaut

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Im MAN-Werk Steyr werden seit über 100 Jahren Lkw gefertigt. Damit könnte spätestens 2023 Schluss sein, nachdem sich die Belegschaft gegen eine Übernahme von Investor Siegfried Wolf ausgesprochen hat. Als vor einem Jahr ruchbar wurde, dass Steyr zur Disposition steht, war Feuer am Dach. Denn an die 2.300 Leute inklusive Leasingpersonal haben hier Arbeit. Gewerkschaft und Politik versuchten - wenn auch mit Jobabbau - den aus ihrer Sicht profitablen Standort zu erhalten.

Das Werk in Steyr wurde 1914 fertiggestellt. 1919 begann die Produktion der ersten Lkw. 1989 übersiedelte man unter das Dach von MAN. MAN wiederum ist Teil der VW-Nutzfahrzeug-Sparte Traton. 1999 übernahmen die Oberösterreicher die gesamte Lkw-Fertigung der leichten und mittleren Baureihe von MAN. Das sind Fahrzeuge mit zwei oder drei Achsen, auch mit Allradantrieb ausgestattet, mit 150 bis 340 PS und einem Gesamtgewicht von 7,5 bis 26 Tonnen.

Darüber hinaus werden dort auch Sonderfahrzeuge sowie Komponenten für den Produktionsverbund des Konzerns gebaut, beispielsweise Fahrerhäuser. Außerdem befindet sich in Steyr die größte Lackieranlage Europas für Lkw-Kunststoffanbauteile. Auch Forschung und Entwicklung werden an diesem Standort betrieben. Zuletzt gab es auch eine Kleinserie von E-Trucks.

Vor einem Jahr wurden die Schließungspläne der VW-Tochter MAN für den Standort Steyr erstmals medial publik gemacht. Die Maßnahme ist Teil eines konzernweiten Umstrukturierungs- und Sparprogramms, dem tausende Jobs zum Opfer fallen sollen. War die Belegschaftsvertretung in Steyr anfangs noch optimistisch, dass es "nur" zu einem Personalabbau kommen werde, war bald klar, dass die Mutter das Werk "zu Disposition" stellen will. Im September machte MAN ernst und kündigte die Beschäftigungs- und Standortsicherungsverträge für Werke in Deutschland und Österreich aus wirtschaftlichen Gründen. Der Standortsicherungsvertrag hätte den Bestand des Unternehmens in Steyr eigentlich bis 2030 sichern sollen.

Zuletzt hatte der tschechische Automobilhersteller Tatra mit Sitz in Koprivnice Interesse an dem Standort gezeigt, davor hatte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) von Bemühungen berichtet, ein "Österreich-Konsortium" aufzustellen, das das Werk in Oberösterreich übernehmen könnte. Hier blieb allerdings offen, ob weiter Lkw produziert würden oder vielleicht etwas völlig anderes.

Die "Green Mobility Center"-Pläne des Konsortiums rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) dürften den Vorstand nicht überzeugt haben, Interesse des Beraters Christoph Strobl mit der Innovationsinitiative Grantiro und dem Sanierungsfonds Transformation Equity Partners scheint dort gar nicht wirklich wahrgenommen worden sein. Recht früh fuhr der Zug - bzw. der Lastwagen - in Richtung Siegfried Wolf und seiner WSA Beteiligungs GmbH. Doch die Belegschaft hat offenbar große Bedenken am Übernahmeplan des Ex-Magna-Chefs. Knapp zwei Drittel der Belegschaft sprach sich in einer Urabstimmung am 7. April dagegen aus. Die MAN-Zentrale in München hatte bereits zuvor angekündigt, dass dann als einzige Alternative die Schließung des Werks bis 2023 übrig bleibe. (apa/red)

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