A-Tec Industries : Knalleffekt: A-Tec Industries insolvent

Mirko Kovats spricht im Interview mit dem INDUSTRIEMAGAZIN darüber, wie er den Umsatz seines Unternehmens verdreizehnfachte.
© Helene Waldner

Der Anlagenbauer der Gruppe, die AE&E, betonte heute Freitag, die Bankengespräche seien positiv verlaufen. Die Geschäftsführung der A-Tec-Tochter AE&E Group GmbH habe konstruktive Gespräche mit dem Bankenkonsortiums für die syndizierten Bürgschaften geführt. Dabei hätten sich die Banken grundsätzlich bereit erklärt, die AE&E Gruppe weiterhin mit Garantielinien auszustatten sowie die erforderliche Liquidität bereit zu stellen. Dies bedürfe noch weiterer Detailabstimmungen sowie der Bestätigung der Organe des A-Tec-Sanierungsverfahrens, teilte die AE&E am Freitag mit. Die AE&E-Geschäftsführung sei zuversichtlich, dies kommende Woche zu einem positiven Abschluss zu bringen. Die Aktien des Mischkonzerns sind am Freitag nach Wiederaufnahme des Handels unter massiven Abgabedruck geraten. Die Titel stürzten kurz nach Sitzungsbeginn um 65,91 Prozent auf 1,96 Euro ab. Die Papiere waren am Mittwochnachmittag bis auf weiteres vom Handel ausgesetzt worden. Wütende Anleger Zahlreiche besorgte und teilweise wütende Anleger haben sich beim Verein fairer Kapitalmarkt gemeldet und haben ihrem Ärger Luft gemacht, dass die Anleger nach den Plänen von A-Tec 70 % Verlust hinnehmen sollen, weil A-Tec eine nur 30 %-ige Quote anbietet. "Aufgrund der großen Nachfrage hat der Verein ein Rechtsgutachten bei Rechtsanwalt Michael Brand in Auftrag gegeben, mit dem wir in anderen Schadensfällen erfolgreich zusammengearbeitet haben. Sobald das Gutachten vorliegt, werden wir über die weitere Vorgangsweise entscheiden." führt Vorstand Pierre Teichberg aus. Vergebliche Suche nach Investoren Zuletzt hatte sich Kovats nach eigenen Angaben sogar in London aufgehalten um nach Investoren Ausschau zu halten, doch jetzt ist klar: Die Refinanzierung einer Unternehmensanleihe der A-Tec Industries im Volumen von 91 Mio. Euro, die bis 2. November zurückgezahlt werden muss und eine Überbrückungsfinanzierung aufgrund der sich dramatisch verschlechternden wirtschaftlichen Situation der australischen Anlagenbautochter AE&E Group, sind gescheitert. Insgesamt dürfte Kovats vor einem Finanzloch von 798 Millionen Euro stehen. Bereits im Sommer ist Kovats mit der Begebung eines 150-Millionen-Euro-Bonds in Wien abgeblitzt, zuletzt zeigen sich die heimischen Banken ablehnend, weitere Kreditlinien zu öffnen - und offenbar wollte auch in London niemand einspringen. Die zuletzt angekündigte Kapitalaufstockung des Zweidrittel-Eigners Kovats dürfte ebenfalls vom Tisch sein. Sanierungsverfahren A-Tec hat daher die Eröffnung des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung beantragt, das bereits mit Beschluss des Handelsgerichts Wien zu GZ 4 S 140/10f eröffnet wurde. Zum Sanierungsverwalter wurde Matthias Schmidt bestellt. Der Konkurs - ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung - soll zumindest nach derzeitigem Wissensstand nur die Holding betreffen. Nicht insolvenzverfangen ist (vorerst) die Anlagenbautochter AE&E - also jenes Tochterunternehmen, das zuletzt mit dramatischen Kostenüberschreitungen bei einem Kraftwerksprojekt in Australien für eine Gewinnwarnung sorgte. ATB macht Kopfzerbrechen Neben der AE&E dürfte Kovats derzeit vor allem der steirische Motorenhersteller ATB Sorgen bereiten. Im ersten Quartal mussten die Spielberger - trotz Branchenkonjunktur - ein dickes Minus hinnehmen. Zuletzt ließ Kovats durchklingen, dass die Produktion am Standort Steiermark mittelfristig zu hinterfragen sei. Mirko Kovats A-Tec Industries formte seinen Mischkonzern (Anlagenbau, Motorenbau, Maschinenbau, Kupferrecycling) mit rund 11.500 Mitarbeitern weltweit und einem Umsatz von rund drei Milliarden Euro durch aggressive Zukäufe. Zuletzt rechnete er mit einem operativen Verlust (Ebit) für 2010 von rund 27 Mio. Euro. Kovats gibt sich übrigens zuversichtlich: Er rechnet mit einem "positiven Abschluss des Insolvenzverfahrens" bis 20. Jänner 2011. (Rudolf Loidl/dp/APA)