Klimawandel : Industrie als Treiber: Österreichs Energieverbrauch erreicht neuen Rekord

Der Energieverbrauch Österreichs ist im Vorjahr wieder deutlich gestiegen. Nach Zahlen der Statistik Austria hat vor allem der Mehrbedarf der Industrie den gesamten Verbrauch weiter nach oben getrieben.

Bei Strom wuchs die Produktion aus Gas sowie aus Windkraft und PV. Die Haushalte hatten mehr Energiebedarf für Heizen und Warmwasser, beim Verkehr wirkte sich die höhere Zahl an Autos aus. Die Erneuerbaren-Verbände kritisieren den hohen Einsatz fossiler Energien und sehen die Energiepolitik "auf Abwegen".

Insgesamt stieg der energetische Endverbrauch um 1,8 Prozent auf 1.129,6 Petajoule (PJ), in der Industrie allein um 3,1 Prozent auf 337,6 PJ, wie die Statistik Austria erklärte. Der Energieeinsatz der Haushalt legte um 1,2 Prozent auf 276,4 PJ zu, im Verkehr um 1,3 Prozent auf 393,6 PJ.

Bei allen Energieträgern verzeichnete man ein Plus: bei Erdölprodukten um 1,9 Prozent auf 429,8 PJ, bei Erdgas um 3,4 Prozent auf 200,3 PJ und bei Strom um 1,2 Prozent auf 226,0 PJ. Fernwärme wurde mit 75,7 PJ um 1,5 Prozent mehr konsumiert, bei brennbaren Abfällen waren es 12,4 PJ (+2,5 Prozent). Nur um 0,3 Prozent auf 167,2 PJ wuchs dagegen der Verbrauch an erneuerbaren Energien. Die stärkste relativ Erhöhung gab es bei Kohle (+5,2 Prozent auf 18,3 PJ).

Bei der Produktion von elektrischer Energie gab es die stärksten Anstiege bei Erdgas (+29,2 Prozent auf 39,5 PJ) sowie Windkraft, Photovoltaik und Geothermie (+23,8 Prozent auf 28,3 PJ), gefolgt von Kohlegasen (+11,9 Prozent auf 7,8 PJ). Die Stromproduktion aus Kohle (-13,7 Prozent auf 6,3 PJ) und Öl (-18,2 Prozent auf 2,9 PJ) sank gegenüber 2016. Einen Rückgang wies auch die Stromproduktion aus Wasserkraft auf (-3,8 Prozent auf 138,1 PJ). Der Endverbrauch von Fernwärme stieg mit 1,5 Prozent stärker als die Heizgradsumme (+0,5 Prozent) des etwas kälteren Jahres 2017.

Bei den Haushalten wuchs der energetische Endverbrauch mit 1,2 Prozent ebenfalls stärker als jener der sogenannten Heizgradsumme - aber diese Entwicklung war laut Statistik Austria bedingt durch die Zunahme des Verbrauchs aller Energieträger, die für Raumheizung und Warmwasserbereitung verwendet werden. So stieg etwa der Ölverbrauch der Haushalte um 3,3 Prozent, während erneuerbare Energieträger, Fernwärme und Gas nur um 1,0, 0,1 bzw. 0,7 Prozent mehr konsumiert wurden. Kohle, die praktisch nur zur Raumheizung verwendet wurde, legte um 0,8 Prozent zu.

Das Plus von 1,4 Prozent im energetischen Endverbrauch im "sonstigen Landverkehr" lässt sich laut Statistik Austria mit dem 2017 um 1,8 Prozent höheren Kfz-Bestand erklären. Der gesunkene Einsatz biogener Treibstoffe (-13,4 Prozent auf 19,4 PJ) wurde durch ein Plus bei fossilem Sprit (Ölderivate und Naturgas; +2,5 Prozent auf 316,2 PJ) kompensiert. In absoluten Zahlen war das ein Rückgang von 3,0 PJ bei den biogenen und ein Plus von 7,7 PJ bei fossilen Treibstoffen.

Verband der Erneuerbaren kritisiert "Weg in die Sackgasse"

Für den Verband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) dokumentiert die Energiebilanz Österreichs für 2017 "erneut den Weg in die Energiesackgasse", hieß es in einer Aussendung. Der Endenergieverbrauch sei auf ein absolutes Hoch geklettert, zugleich sei die Abhängigkeit unseres Landes von Energieimporten um 5 auf knapp 70 Prozent gestiegen, getrieben durch Erdgasimporte und mehr Einsatz von Kohle. Die hohe Abhängigkeit von fossilen Energien, gepaart mit dem steigenden Energieverbrauch, offenbare die Schwächen der heimischen Energieversorgung. Mit dem Anstieg auf über 1.129 PJ entferne sich Österreich massiv vom gesetzlich festgelegten Ziel von 1.050 PJ für das Jahr 2020.

Kritik der Windkraftlobby

Die IG Windkraft spricht von einer heimischen Energiebilanz "auf Abwegen" und kritisiert, dass es statt weniger Einsatz von Öl, Gas und Kohle hier "ein sattes Mehr" gebe. Fossile Energien und der Energieverbrauch würden spürbar zunehmen, während der Ausbau erneuerbarer Energien beinahe stillstehe. Mehr als 10 Prozent Stromimporte und 200 fertig genehmigte Windräder, die nicht gebaut werden könnten, seien eine schlechte Bilanz für die Energiepolitik. (apa/red)