Mineralölindustrie : Eckdaten zum neuen Milliardendeal der OMV in Abu Dhabi

Der börsenotierte Mineralölkonzern OMV hat in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) offiziell einen bereits länger vereinbarten Vertrag zum Erwerb von 20 Prozent an zwei Offshore-Ölfeldern von der Abu Dhabi-Ölgruppe ADNOC besiegelt. Der Kaufpreis für die Konzession sowie die dazugehörige Infrastruktur beträgt 1,5 Mrd. US-Dollar (1,22 Mrd. Euro).

"Laufende Produktion begonnen"

"Das ist ein Meilenstein, der nicht möglich gewesen wäre, wenn sich die politischen Beziehungen nicht so positiv entwickelt hätten", freute sich OMV-Chef Rainer Seele in Abu Dhabi über die Vertragsunterzeichnung im Rahmen eines Besuches von Bundeskanzler Sebastian Kurz und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) in Abu Dhabi. Dass mit Christian Kern (SPÖ) im Vorjahr und nun mit Kurz binnen kurzer Zeit zwei österreichische Bundeskanzler die Emirate besucht hätten, sei eine große Hilfe gewesen.

Große Hilfe der politischen Spitze für OMV

"Jetzt hat der Einstieg in eine laufende Produktion begonnen", erklärte Seele. Er erwarte eine "stabile Produktion von 40.000 Barrel pro Tag". Das sei "ein Zehntel, von dem, was wir derzeit haben." Der Abschluss fördere auch die integrierte Zusammenarbeit zwischen OMV und ADNOC. "Das umfasst eine lange Wertschöpfungskette. Technologie ist unsere Trumpfkarte. Neue Technologien anzubieten, ist unsere große Stärke."

Abu Dhabis Staatsfonds IPIC hält eine Beteiligung von 24,9 Prozent an der OMV und hat die Mehrheit an dem Milliarden-Unternehmen Borealis, bei dem die OMV ihrerseits Juniorpartner ist.

"Wir würden hier gerne noch mehr machen"

Die OMV möchte sich auch an der viertgrößten Raffinerie der Welt, die im Besitz Abu Dhabis ist, beteiligen. "Das ist auch ein Zeichen, dass die Chemie zwischen den Ländern stimmt. Wir wollen die Infrastruktur ausbauen und den Raffineriesektor erweitern", sagte Seele. "Wir würden hier gerne noch mehr machen." Die VAE seien eine "Insel der Stabilität in der Region." Auch Kurz sprach von einem "Anker der Stabilität".

VAE am Krieg im Jemen beteiligt

Allerdings sind auch die VAE in erhebliche regionale Konflikte verstrickt. Neben dem Engagement im Jemen-Krieg sind die Emiratis auch federführend in die Katar-Krise involviert. Diese war Anfang Juni 2017 ausgebrochen, als Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und andere Staaten ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen und die Grenzen dicht gemacht hatten.

Diese Staaten beschuldigen Katar, extremistische Organisationen wie die Muslimbruderschaft, die Hamas als deren Ableger, den "Islamischen Staat" (IS) sowie Al Kaida zu unterstützen - sowohl ideell als auch finanziell. Das Emirat am Persischen Golf mit der Größe Oberösterreichs ist 2022 Gastgeber der Fußball-WM-Endrunde.

Upstream-Vorstand Pleininger: Reserven verdoppeln

Johann Pleininger, Vorstandsmitglied Upstream und stellvertretender OMV-Vorstandsvorsitzender der OMV, sieht die Zuteilung der Offshore-Konzessionen als wichtigen Schritt für das strategische Ziel, die Reserven zu verdoppeln.

Dadurch werde die Reservenbasis substanziell um rund 450 Millionen Barrel erhöht - was den OMV-Anteil über die Zeit der Konzession darstellt. "Unsere Position in Abu Dhabi fügt sich in unser Upstream Produktions-Portfolio und erhöht langfristig unsere Cashgenerierung."

Das Satah Al Razboot (SARB) Feld befindet sich im Flachwasserbereich, 120 km entfernt von Abu Dhabi. Das erste Öl wird vor Ablauf des Jahres 2018 erwartet. Die Plateaurate der Ölproduktion wird auf über 20 kbbl/d (Netto für die OMV) geschätzt und soll Anfang des nächsten Jahrzehnts erreicht werden.

Das Umm Lulu Feld befindet sich Offshore, ungefähr 30 km entfernt von Abu Dhabi, im Flachwasserbereich. Die Vorabförderung begann im vierten Quartal 2016. Das erwartete Ölproduktions-Plateau wird in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts erreicht werden. Es wird eine Produktion von 20 kbbl/d (Netto für die OMV) erwartet.

Für die Laufzeit der Konzession wird der OMV-Anteil an den Reserven der beiden Felder rund 450 Mio. boe betragen mit einem zusätzlichen Potenzial von den Satellitenfeldern Bin Nasher und Al Bateel. Die Investitionen der OMV über die Vertragslaufzeit betragen voraussichtlich rund 2 Mrd. Dollar, wovon in den ersten fünf Jahren jährlich ungefähr 150 Mio. Dollar fällig werden. (apa/red)