Logistik : DB Schenker und MAN betreten mit Platooning gemeinsam Neuland

Unter Platooning versteht man ein Fahrzeug-System für den Straßenverkehr, bei dem mindestens zwei Lkw auf der Autobahn mit Hilfe von technischen Fahrassistenz- und Steuersystemen in geringem Abstand hintereinander fahren können. Alle im Platoon fahrenden Fahrzeuge sind durch eine sogenannte elektronische Deichsel mittels einer Car-to-Car-Kommunikation miteinander verbunden. Das führende Fahrzeug gibt die Geschwindigkeit und die Richtung vor. Jeder Platooning-LKW hat einen Fahrer an Bord, der im Notfall eingreifen kann.

Großes Pilotprojekt in Singapur

Volkswagen Truck & Bus will in diesem Bereich führender Anbieter werden und startet deshalb nun zwei Pilotprojekte. So wird Scania im Rahmen des weltweit größten Pilotprojekts dieser Art in Singapur eine umfassende Platooning-Lösung entwickeln und erproben. Lkw-Platoons von jeweils vier Fahrzeugen sollen eine Distanz von zehn Kilometern über öffentliche Straßen zurücklegen, um Container zwischen verschiedenen Hafen-Terminals zu transportieren. Der Fahrer des ersten Lastwagens gibt Tempo und Richtung vor, die folgenden drei Fahrzeuge fahren autonom. Auftraggeber für dieses Projekt sind die Hafenbehörde Singapurs und das Verkehrsministerium.

Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und von Fahrermangel ist die Regierung von Singapur offen für technologiebasierte neue Transportlösungen. Während der ersten Phase des Projekts wird die Scania-Technologie auf dem werkseigenen Testgelände in Schweden an die lokalen Anforderungen angepasst. Nach erfolgreichem Abschluss sieht die zweite Phase Testeinsätze vor Ort vor.

Erste Partnerschaft zwischen Hersteller und Logistiker

Erstmals werden nun auch ein Logistikkonzern und ein Fahrzeughersteller gemeinsam bei der Entwicklung vernetzter Lkw-Kolonnen zusammenarbeiten und diese im Echtbetrieb erproben: DB Schenker und MAN haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, um Platooning unter Alltagsbedingungen über einen längeren Zeitraum zu erproben und aussagekräftige Daten zu gewinnen. Zu diesem Zweck soll ab 2018 ein Lastwagen-Platoon auf der Autobahn A9 zwischen München und Nürnberg verkehren. Im nächsten Schritt ist beabsichtigt, den Platoon auch auf dem Werksgelände von DB Schenker in Nürnberg einzusetzen.

Vorteile

Durch den niedrigen Abstand der LKW von nur zehn bis 15 Meter sparen sie durch das so erzeugte Windschattenfahren Kraftstoff ein - bis zu zehn Prozent ist hier möglich. Das reduziert die CO2-Emissionen und auch die Unfallgefahr. „Platooning ist ein echter Gewinn für die Verkehrssicherheit. Menschliches Versagen gehört leider zu den häufigsten Ursachen für Auffahrunfälle. Die elektronische Kopplung von Lkw gibt uns hier einen vielversprechenden Lösungsansatz. Windschattenfahren senkt dabei maßgeblich den Kraftstoffverbrauch. Gleichzeitig können wir mit Platooning die Verkehrsinfrastruktur deutlich effizienter nutzen“, erklärt der Vorsitzende des Vorstands von MAN SE und MAN Truck & Bus, Joachim Drees. Für die Realisierung des Konzepts seien aber rechtliche Rahmenbedingungen notwendig, ergänzt er.

Ablauf

Im ersten Schritt klären DB Schenker und MAN Truck & Bus wesentliche Grundfragestellungen für den Erprobungseinsatz. Dazu ist es notwendig, sinnvolle Einsatzfälle für Platooning und auch die technischen und logistischen Voraussetzungen für das Zusammenstellen von Platoons zu definieren. Ein weiterer Themenblock betrifft die Erfassung und Bereitstellung der notwendigen Informationen und deren Nutzung durch Hersteller und Logistiker. Auch die Frage, wie sich Platooning mit weiterführenden digitalen Diensten ergänzen lässt oder wie groß das tatsächliche Einsparpotenzial ist, soll beantwortet werden.