Autoindustrie : Daimler: Zwei neue Chefs, möglicher Verkauf des "Smart" und Gespräche mit BAIC
Der deutsche Auto- und Lastwagenbauer Daimler stellt weitere Weichen für den geplanten Umbau des Konzerns. Aufsichtsrat und Vorstand haben nun das Führungspersonal für die künftig eigenständigen Teile benannt, wie Daimler mitteilte. Chef der Mercedes-Benz AG soll wie erwartet Ola Källenius werden, der zugleich Dieter Zetsche als Vorstandsvorsitzenden der Daimler AG beerbt.
An der Spitze der künftigen Daimler Truck AG soll Martin Daum stehen, der auch bisher schon für das Lastwagen- und Busgeschäft verantwortlich ist.
Vorstand und Aufsichtsrat hatten den Umbau des Konzerns in drei rechtlich selbstständige Einheiten unter dem Dach der Daimler AG im vergangenen Sommer beschlossen. Dadurch sollen die einzelnen Teile flexibler werden. Die dritte Sparte neben Autos und Vans auf der einen sowie Lastwagen und Bussen auf der anderen Seite sollen die Finanz- und Mobilitätsdienstleistungen sein, die schon eigenständig sind.
Das letzte Wort zu den Plänen haben am 22. Mai die Daimler-Aktionäre bei der Hauptversammlung. Über die Besetzung der Vorstände entscheiden dann voraussichtlich im September die künftigen Aufsichtsräte der neuen AG.
"Smart" könnte verkauft werden - nach China
Unterdessen gibt es Medienberichte, wonach die chronisch defizitäre Kleinwagenmarke "Smart" verkauft werden soll, wie das "Handelsblatt" hier berichtet. Die Marke hat seit ihrem Markteintritt 1997 noch nie einen Gewinn gemacht - fast wie Tesla, meinen Spötter. Dem Bericht zufolge sucht jetzt die Smart-Chefin nach einem Partner mit ertragreichem Konzept - und zwar ausgerechnet in China.
"Die Idee war besser als das Auto"
Der Publizist Gabor Steingart schreibt heute dazu: "Daimler würde damit die einzige Marke veräußern, die bis zur Jahresmitte konsequent elektrifiziert sein wird. Im Sommer läuft der letzte Smart mit Verbrennungsmotor vom Band. Vielleicht ist das ganze Projekt von Anfang an ein Missverständnis gewesen: Der Smart war als Idee besser als als Auto."
(dpa/apa/red)
Daimler lässt nach Informationen von Insidern die Investmentbank Goldman Sachs eine höhere Beteiligung am chinesischen Partnerunternehmen BAIC Motor Corp ausloten. Die Gespräche mit BAIC seien erst in einem frühen Stadium, und der Plan könnte sich noch zerschlagen, sagten zwei Personen mit Kenntnis des Vorgangs der Nachrichtenagentur Reuters.
Daimler hält von den in Hongkong börsennotierten BAIC-Aktien einen Anteil von 30,4 Prozent, der einer Beteiligung von 9,55 Prozent an dem chinesischen Autobauer entspricht. Der chinesische Staat hält über die BAIC-Gruppe 42,6 Prozent, der Stahlproduzent Beijing Shougang 12,8 Prozent. Die Marktkapitalisierung von BAIC in Hongkong belief sich zuletzt auf umgerechnet 4,9 Mrd. Dollar.
Daimler und Goldman Sachs wollten dazu nicht Stellung nehmen. BAIC war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Vor vier Jahren wollte BAIC einen Anteil an Daimler erwerben, daraus wurde aber nichts. Daimler hat nach dem überraschenden Einstieg des BAIC-Konkurrenten Geely beim Stuttgarter Autobauer immer wieder betont, wie wichtig ihm der Partner BAIC ist.
Wie zwei weitere Insider erklärten, haben die Schwaben auch weiterhin Interesse daran, ihre Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen mit BAIC, Beijing Benz Automotive (BBAC), über die bestehenden 49 Prozent hinaus zu erhöhen. Dazu habe es im vergangenen Jahr Gespräche gegeben, doch die seien mittlerweile eingeschlafen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte im Dezember unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen berichtet, Daimler peile 65 Prozent an.
China hebt 2022 die 50-Prozent-Schranke für ausländische Beteiligungen an chinesischen Automobilherstellern auf. BMW nutzte als erster deutscher Autobauer die Chance und vereinbarte, dann seinen Anteil am China-Joint-Venture mit Brilliance um 25 auf 75 Prozent zu erhöhen. (reuters/apa/red)