Hintergrund : Corona und Lockdown in Österreich: Die Übersicht von Oktober bis heute

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Oktober: Bei den Corona-Infektionen wird ein Rekord nach dem anderen vermeldet und auch die Hospitalisierungszahlen - zunehmend auch die besonders relevante Zahl der Intensiv-Patienten - steigt rasant an. Den ganzen Monat über brodelt die Gerüchteküche, schon ab dem 10. wird über einen "weichen Lockdown" spekuliert. Gegen Monatsende wird klar, dass - von vielen anderen Ländern bereits ergriffene - strengere Maßnahmen Richtung "Lockdown light" nötig sind.

1. Oktober - Sechs Bezirke werden in der Corona-Ampel auf orange gestellt, aber einige auch wieder "herabgestuft". Der allergrößte Teil Österreichs ist noch grün - also mit geringem Ansteckungsrisiko.

15. Oktober - Die Corona-Ampel zeigt erstmals die Farbe Rot, in vier Bezirken in Oberösterreich, Salzburg und Tirol. Das Land Salzburg stellt die Gemeinde Kuchl unter Quarantäne. Weitere bundesweite Maßnahmen werden in Aussicht gestellt.

19. Oktober - Die Bundesregierung kündigt die nächste Verschärfungen für Veranstaltungen und Gastronomie an.

22. Oktober - Hausärzte dürfen ab jetzt in ihren Praxen Covid-19-Antigentests durchführen. Erstmals gibt es mehr als 2.000 (2.435) Neuinfektionen an einem Tag, 25 Bezirke stehen in der Ampel auf "rot". Mediziner warnen vor Versorgungsengpässen.

23. Oktober - Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigt Zuversicht, einen zweiten Lockdown verhindern zu können und appelliert: "Wenn es irgendwie geht, bleiben Sie zuhause." Salzburg verhängt ein Veranstaltungsverbot für rote Bezirke. Vorarlberg ist beim Contact Tracing an der Kapazitätsgrenze.

24. Oktober - Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) schließt Schulschließungen nach den Herbstferien aus. Erstmals werden mehr als 20.000 aktive getestete Corona-Fälle gemeldet.

25. Oktober - Die neuen Regeln treten in Kraft: Bei Veranstaltungen im Freien sind nur 1.500 Personen erlaubt, indoor 1.000 - mit Maske und zugewiesenen Sitzplätzen. Sonst dürfen nur noch maximal sechs Erwachsene indoor (auch pro Tisch in der Gastronomie) und outdoor zwölf zusammenkommen, bei Begräbnissen 100. Das (vom VfGH aufgehobene) Ein-Meter-Abstands-Gebot tritt wieder in Kraft, Maskenpflicht gilt in allen (öffentlichen) geschlossenen Räumen, Öffis, Haltestellen und Bahnhöfen sowie für Besucher in Senioren- und Pflegeheimen.

Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) warnt - möglicherweise schon binnen Wochenfrist - vor der Überlastung der Spitäler. Deutschland setzt die Reisewarnung für ganz Österreich außer Kärnten (das am 30. Oktober auch dazugenommen wird) in Kraft, schwere Auswirkungen auf den Wintertourismus werden befürchtet.

26. Oktober - Digitaler Nationalfeiertag: Die Leistungsschau des Bundesheeres, Führungen durch Hofburg, Parlament und Ministerin finden nur online statt oder fallen aus. In Minimal-Besetzung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehen am Heldenplatz die Kranzniederlegungen und Rekrutenangelobung über die Bühne.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warnt, dass die Lage "sehr sehr ernst" ist, spricht von restriktiveren Maßnahmen und sagt: "Die Ultima-Maßnahme ist ein zweiter Lockdown." Gesundheitsminister Anschober appelliert, auch in den Herbstferien Kontakte zu verringern und auf Halloween-Parties zu verzichten.

27. Oktober - Die Zahl der (getesteten) Corona-Toten übersteigt die 1.000er-Marke. "Besorgniserregend" nennen Virologen die Zunahme an Spitalspatienten - mehr als 200 müssen schon wieder intensiv behandelt werden. Die SPÖ drängt auf geordnete Vorbereitung für den "Fall der Fälle" eines zweiten Lockdowns. Anschober verweist auf das gesetzliche Kriterium, dass für einen Lockdown das Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch stehen müsste - und stellt fest: "Da stehen wir weit davon entfernt."

28. Oktober - Die Lage in den Spitälern spitzt sich zu. Oberösterreich und Wien kündigen an, dass demnächst geplante Operationen verschoben werden. Intensivmediziner warnen vor Einschränkungen der Versorgung. Oberösterreich kündigt mit Blick auf Haloween rechtliche Maßnahmen gegen "Garagenpartys" (außerhalb der Wohnräume) an. Ähnliches gilt bereits in Tirol, Vorarlberg und Salzburg.

29. Oktober - Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober kündigen Beratungen mit Sozialpartnern, Ländern und Opposition und für Samstag die Bekanntgabe weiterer Verschärfungen an. Sollten die Neuinfektionszahlen weiter steigen, droht laut Anschober bereits "Mitte, Ende November" die Überlastung der Intensivstationen.

Die Ampel wird rot: Die Kommission stellt das gesamte Bundesgebiet auf die höchste Risikostufe - sehr hohes Risiko für eine Corona-Infektion, bei Bundesländer-Betrachtung bleibt nur Kärnten orange.

30. Oktober- Der "Teil-Lockdown" wird angekündigt, da auch die Intensivstationen immer voller werden. Besonders betroffen ist die Gastronomie, die keine Gäste mehr empfangen darf. Auch die Kulturbranche wird mehr oder weniger stillgelegt. Eine nächtliche Ausgangsbeschränkung soll Privatfeiern, die als Treiber der Pandemie gelten, zum Erliegen bringen. Deutschland stuft ganz Österreich als Corona-Risikogebiet ein.

2. November - Den lauen Vorabend des Teil-Lockdowns nutzen Tausende, um sich noch einmal draußen zu treffen. Ein islamistischer Terrorist nutzt dies aus und tötet in einem Attentat in der Wiener Innenstadt vier Menschen.

5. November - Die letzten gelben und orangen Flecken auf der österreichischen Ampel-Landkarte verschwinden. Immer stärker wird über eine Verschärfung der Maßnahmen nachgedacht. Gegen eine Schließung der Schulen regt sich heftiger Widerstand.

13. November - Mit 9.586 positiven Tests innerhalb von 24 Stunden wird ein neuer Rekordwert gezählt.

14. November - Was sich angekündigt hat, wird nun Realität: Nachdem Gesundheitsexperten die vollkommene Auslastung des österreichischen Gesundheitssystems diagnostiziert hatten, wird ab 17. November ein dreiwöchiger verschärfter Lockdown angekündigt. Es soll Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr geben. Der Handel muss mit wenigen Ausnahmen zusperren. Die Schulen müssen auf Fernunterricht umstellen.

1. Dezember - Mit 141 Covid-bezogenen Todesfällen binnen 24 Stunden wird ein neuer, trauriger Rekordwert erreicht.

2. Dezember - Die Regierung kündigt eine Lockerung des zweiten Lockdowns an: Schulen stellen wieder großteils auf Präsenzunterricht um, nur die Oberstufe (bis auf Maturaklassen) bleibt im Fernunterricht. Der Handel darf ab 7. Dezember wieder öffnen. Hotels und Gastronomie bleiben aber bis inklusive 6. Jänner geschlossen. Auch die Ausgangsbeschränkungen bleiben - mit Ausnahmen für Weihnachten und Silvester. (apa/red)