Gerichtsstreit : Constantia Packaging: Der große Streit um mehr Geld
Ein New Yorker Bundesbezirksgericht hat den Finanzinvestor One Equity Partners (OEP), der vor sechs Jahren Constantia Packaging übernommen hatte, zur Offenlegung von relevanten E-Mails und Dokumenten verpflichtet. Den Stein ins Rollen brachte der Investor Alexander Proschofsky, der das New Yorker Gericht angerufen und die Herausgabe aller Dokumente rund um den Verkauf der CP verlangt hatte.
Diese Dokumente liefern nun die Grundlage für die Forderung der Kleinaktionäre nach mehr Geld. Denn die Kleinanleger seien "über den wahren Wert der Beteiligung an der CPAG in die Irre geführt" worden und hätten für den Sqeeze out lediglich eine Barabfindung in Höhe von 47 Euro je Aktie erhalten. Sie seien getäuscht worden, "indem ihnen falsche Zahlen und falsche Erwartungen präsentiert wurden". Die offengelegten Dokumente sollen nun beweisen, dass OEP den Wert der Constantia Packaging intern höher ansetzte als die offiziellen Bewertungen vermuten ließen.
Demnach, wie die „Presse“ berichtet, setzte der Berater Ernst & Young im Bewertungsgutachten für den Verkauf für 2010 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 275,5 Millionen Euro an. Die OEP ging ein Jahr später von einem Ebitda von 383 Millionen Euro aus. Die Bewertung der CP-Aktien mit 47 Euro je Aktie „stellt daher eine massive Falschinformation der Kleinaktionäre dar“, heißt es im Gerichtsantrag.
Gegenüber der „Presse“ erklärte Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes der Anleger, dass die Anleger getäuscht wurden, denn „die CP wurde weit unter ihrem Wert verkauft“. Ein Gutachten, das im Zuge der Anfechtung von Klaus Rabel, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, erstellt wurde, spricht von 67,55 bis 71,29 Euro je Aktie.
Ehemaliger CP-Chef Hanno Bästlein im Kreuzfeuer der Kritik
Alexander Proschofsky forderte über das New Yorker Gericht aber nicht nur die Dokumente rund um den Verkauf der CP, sondern auch Unterlagen über die Kommunikation zwischen One Equity Partners und den damaligen Organen der Constantia Packaging, insbesondere mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Hanno Bästlein. Darüber hinaus wollte er auch alle Dokumente über die Aufspaltung der CP-Gesellschaften Amag, Constantia Flexibles und Duropack einsehen. Denn die Amag wurde etwa 2011 mit einer Wertsteigerung von 150 Prozent abgespalten - was die Mutmaßungen über Fehler in den Bewertungen der CPAG anheizt.
Da Hanno Bästlein von 2012 bis 2014 Managing Director und Berater von OEP Austria war, wollen Proschofsky und Rasinger vor Gericht auch die Rolle des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden klären. Dieser bezeichnet die Vorwürfe gegenüber der "Presse" als "haltlos und unbewiesen", denn "die Budgets der drei Teilgesellschaften wurden vor dem Hintergrund der damaligen Finanzkrise, deren Auswirkungen bis heute nicht überwunden sind, von den zuständigen Vorständen der drei Teilgesellschaften ordnungsgemäß erstellt und in deren Aufsichtsgremien genehmigt." (red/apa)