Halbleiter : Chipmangel: Daimler erwartet wochenlange Produktionsausfälle

Daimler Mercedes-Benz Auto Autos Autoindustrie Automobilindustrie - Niedersachsen Alhorn: Zahlreiche Fahrzeuge von Mercedes-Benz stehen auf dem ehemaligen Flugplatz Ahorn auf einer Landebahn (Luftaufnahmen aus einem Tragschrauber). Tausende Neuwagen von Mercedes warten derzeit auf ihre Auslieferung. Hersteller Daimler betonte dass die Zwischenlagerung von Fahrzeugen ein ganz normaler Vorgang sei.
© APA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Der deutsche Autobauer Daimler geht von einigen Wochen Produktionsausfällen wegen des derzeitigen Mangels an Halbleitern in drei Mercedes-Pkw-Werken aus. Demnach hat das Kompaktwagenwerk Rastatt deshalb für drei Wochen Kurzarbeit beantragt ab 17. Jänner, wie der Autobauer mitteilte. Am Standort Kecskemet in Ungarn werde die Produktion voraussichtlich für rund eineinhalb Wochen ausgesetzt sein, noch bis 30. Jänner.

Das Werk Bremen habe für die erste Februarwoche Kurzarbeit beantragt. Die Produktion bei vielen Autobauern weltweit kommt derzeit ins Stocken, weil als Folge der Corona-Pandemie die Halbleiter-Produzenten nicht genug elektronische Bauteile liefern. Daimler wolle die Auswirkungen des Bauteilemangels minimieren.

Druck auf Zulieferer wächst - Streit um frühere Kürzungen

Im Streit über die Ursachen des Computerchipmangels in der Autoindustrie wächst der Druck auf die Zulieferer. So wehrt sich Daimler gegen die Darstellung, die Autohersteller seien selbst für den Engpass verantwortlich, da sie in der Corona-Krise die Aufträge an die Halbleiterhersteller zu stark gekürzt hätten. "Bereits Mitte 2020 war bei Mercedes-Benz eine deutliche Erholung erkennbar, die wir umgehend in den Lieferabrufen abgebildet haben. Wir hatten richtig geplant und fristgerecht bestellt", erklärte Daimler.

Zuletzt hatten Halbleiter-Hersteller aus Taiwan nach den Worten der taiwanesischen Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua erklärt, sie hätten schon früh im vergangenen Jahr die Autobauer gewarnt, es sei riskant, Aufträge zu streichen, während die Chipnachfrage der Elektronikindustrie hoch sei.

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VW hat schon im Dezember Alarm geschlagen

Als erster deutscher Autobauer hatte Volkswagen im Dezember Alarm geschlagen. Nach Berichten von "Automobilwoche" und "Spiegel" wirft VW den großen Zulieferern Bosch und Continental vor, für den Engpass verantwortlich zu sein. Denn Chips stecken auch in vielen Teilen, welche die Autokonzerne bei Zulieferern einkaufen. Die Zulieferer wollten sich dazu nicht konkret äußern. Auch Daimler wollte keine Namen der Lieferanten nennen.

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Autoverband VDA erwartet keine baldige Entspannung

Kurzfristig sei nicht mit einer Entspannung zu rechnen, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller bei einer virtuellen Pressekonferenz. Es liefen zahlreiche Gespräche, um Lösungen zu finden. Der Engpass mache nicht nur den Autobauern und ihren Zulieferern zu schaffen, sondern sei ein Thema "der Industrie insgesamt".

Müller sagte, sie sei dankbar für die Vermittlungsversuche der deutschen Bundesregierung. Wirtschaftsminister Peter Altmeier hatte Taiwan jüngst in einem Brief gebeten, sich an den für die Automobilindustrie wichtigen Halbleiterkonzern TSMC zu wenden, um die Bedeutung zusätzlicher Kapazitäten zu unterstreichen. Der hatte daraufhin zugesagt, seine Produktion zu optimieren.

Taiwanesischer Chiphersteller TSMC will Produktion optimieren

Zuletzt hat auch die deutsche Bundesregierung mit der Regierung von Taiwan Kontakt aufgenommen, um zu erreichen, dass die dortigen Chiphersteller die Produktion ausweiten. Taiwans Regierung versprachen zuletzt Abhilfe. So hat Taiwans Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua mit Managern des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC darüber gesprochen. Der für Europas Autobauer wichtige Hersteller TSMC habe daraufhin angekündigt, seinen Herstellungsprozess zu verbessern, so die Regierung Taiwans. Demnach solle die Produktion der Chips für die Autoindustrie priorisiert werden, wenn sich die Kapazität weiter erhöhen lasse. (reuters/apa/red)

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