Mautsystemanbieter : Automaut in Deutschland: Kapsch gewinnt Auftrag mit Milliardenumsatz

Die von Österreich heftig kritisierte deutsche Pkw-Maut, die ausschließlich nicht-deutsche Autofahrer treffen soll, wird mit österreichischer Beteiligung eingeführt. Den Zuschlag zur Mauteinhebung erhielt der Wiener börsenotierte Mautspezialist Kapsch Trafficcom, der Konsortialpartner ist die oeticket-Mutter CTS Eventim AG. Der Kurs der Kapsch-Aktie legte nach Bekanntwerden des Zuschlags deutlich zu und schloss 19 Prozent im Plus.

Ein Auftrag mit zwei Milliarden Euro Umsatz

Der Auftrag reicht über einem Zeitraum von zwölf Jahren, das Auftragsvolumen inklusive Umsatzsteuer beträgt knapp zwei Milliarden Euro, teilte Kapsch mit. Einen kleineren Teilauftrag zur Maut, nämlich die Kontrolle der Maut-Vignetten, hatte sich Kapsch bereits im Oktober gesichert.

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Beide Unternehmen halten an einem Joint Venture 50 Prozent. Die Ausschreibung lief EU-weit. Der endgültige Zuschlag kann erst nach planmäßiger Vorabinformation der unterlegenen Bieter - frühestens am 30. Dezember 2018 - erteilt werden.

Die Ankündigung, ausländische Autofahrer auf der Autobahn zu Kasse zu bieten - und deutsche Pkw-Betreiber ebenso, allerdings sollen sie die Ausgaben über die Kfz-Steuer zurück erhalten - war ein Wahlversprechen der bayrischen CSU. Die EU-Kommission hatte Mitte 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren wegen der Maut gegen Deutschland eingeleitet, später aber wieder eingestellt, weil durch Nachbesserungen Bedenken einer Diskriminierung aufgehoben worden seien.

Österreich klagt gerade vor dem EuGH

Erst vor wenigen Tagen wurde vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg die Klage Österreichs gegen die deutsche Pkw-Maut verhandelt. Nach Ansicht Österreichs werden ausländische Autofahrer durch die Abgabe diskriminiert. Ein Urteil in dem Verfahren wird in einigen Monaten erwartet. Das deutsche Verkehrsministerium versicherte heute, dass die Pkw-Maut noch in dieser Wahlperiode kommt. Die Wahlperiode endet im Jahr 2021.

Größter Einzelauftrag bisher für CTS Eventim

Für den im deutschen Nebenwerteindex MDax notierten Ticketvermarkter CTS Eventim ist das der größte Einzelauftrag seiner Geschichte und der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. CTS kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro. (reuters/dpa-afx/apa/red)