Elektroindustrie : Austria Email: "Keine Stunde Kurzarbeit" auch im Krisenjahr 2020

Austria Email-Chef Martin Hagleitner
© Luiza Puiu

Für Austria Email war 2020 ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr. Der Hersteller von Warmwasser-Speichern mit Sitz im steirischen Knittelfeld hat erstmals mehr als 170.000 Speicher hergestellt und seinen Umsatz um mehr als ein Zehntel gesteigert. Profitiert habe man auch davon, dass die Menschen weniger Möglichkeiten für Konsum und deshalb mehr Geld übrig hatten, um es in die eigenen vier Wände zu investieren, sagt Vorstandschef Martin Hagleitner.

Ergebnis 2020 übertrifft Erwartungen deutlich

"Es hat sich schon 2019 angebahnt, als wir in allen wesentlichen Produktgruppen und allen Kundensegmenten deutliche Zuwächse verzeichnet haben, dass sich eine längere Wachstumsphase anbahnt", sagte Hagleitner im Gespräch mit der APA. Das habe sich auch Anfang 2020 bestätigt. "Mit dem Ausbruch der Epidemie und dem temporären Kollaps der Wirtschaft sind aber wir nicht davon ausgegangen, dass wir im Jahr 2020 derartige Zuwächse erzielen können." Bestenfalls habe man gehofft, an das gute Vorjahr anknüpfen zu können. "Dass es dann noch einmal 12 Prozent Umsatzzuwachs werden, inklusive der Akquisition der deutschen ACV Wärmetechnik sogar knapp 16 Prozent, war nicht absehbar."

Die Austria Email habe im Coronajahr 2020 ihre Produktion aufrecht erhalten, "wir haben keine Stunde Kurzarbeit in Anspruch genommen". Man habe das Personal auf nun 360 Leute aufgestockt und "zeitweise sogar mangels verfügbarer Bewerber bis zu 50 Leasingkräfte in der Fertigung eingesetzt".

Von europaweiten Staatshilfen profitiert

Profitiert habe die Branche europaweit von Konjunkturpaketen und Förderungen in Kombination mit Klimaschutzmaßnahmen sowie der Sanierung des Gebäudebestandes. Die Erneuerung der großen Energieverbraucher in Gebäuden, nämlich Heizung und Warmwasser, sei stärker in den Fokus gerückt, erklärte Hagleitner. Wegen der coronabedingten Einschränkungen und fehlenden Alternativen für Konsum und Fernreisen hätten die Menschen mehr Geld in die eigenen vier Wände investiert.

Insgesamt handle es sich um eine Riesentransformation im Bereich der Raumwärme und der Mobilität, die durch Corona als Katalysator beschleunigt werde.

Zu schaffen machen der Branche die seit einigen Monaten angespannte Verfügbarkeit von Rohmaterial und Vorprodukten sowie die massiv gestiegenen Rohstoffpreise, so Hagleitner, der seit vier Jahren auch in der französischen Muttergesellschaft Groupe Atlantic die Konzernleitung für die deutschsprachigen Länder sowie einige CEE-Länder verantwortet. Die Erholung und die Nachfrage seien in einigen Wirtschaftszweigen unerwartet gut gewesen und die Kapazitäten nicht entsprechend nachgezogen worden. Vor allem Asien und die USA würden viel von den Weltmärkten absorbieren.

Konzernchef Hagleitner erwartet längeren Aufwärtstrend

Hagleitner geht davon aus, dass die starke Nachfrage längerfristig anhalten wird, weil die Sparquoten der Haushalte weiterhin hoch seien und sich das Bewusstsein jetzt stärker von der Pandemie weg und hin zum Klimawandel orientiere. "Es ist davon auszugehen, dass auch im Rahmen der Steuerreform und im Rahmen des Green Deals weitere Maßnahmen und Anreize kommen werden, bis hin zu gewissen Regeln." Er wünsche sich aber vor allem Anreize und Informationen und weniger Gebote und Verbote, so Hagleitner. "In Summe bedeutet das, dass wir einen längeren Sanierungsboom sehen könnten."

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Anfang 2021 hat Austria Email über ihre Tochter Austria Email GmbH Deutschland die deutsche ACV Wärmetechnik übernommen. ACV gehört wie auch Austria Email zur französischen Groupe Atlantic. (apa/red)

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