Bahnindustrie : Alstom mit Bombardier: Eigener Konzernbereich für Österreich

Der französische Bahntechnik-Hersteller Alstom und die Zugsparte von Bombardier haben ihre Megafusion zum weltweit zweitgrößten Branchenunternehmen abgeschlossen.

Der neue Verbund beschäftigt weltweit rund 75.000 Menschen. Die erweiterte Gruppe habe einen Umsatz von rund 15,7 Milliarden Euro und ein Auftragsbuch im Wert von 71,1 Milliarden Euro, teilte Alstom im Saint-Ouen bei Paris mit. Größer als der neue Konzern ist nach Branchenangaben nur noch der chinesische Eisenbahnbauer CRRC.

Werke im DACH-Raum von besonderer Bedeutung

Werke in Österreich und Deutschland haben für den neuformierten französischen Bahntechnik-Hersteller Alstom eine besondere Bedeutung. In Wien baut Bombardier mit rund 500 Mitarbeitern Straßenbahnen für den Weltmarkt.

Es werde eine eigenständige Regionalorganisation für Deutschland, Österreich und die Schweiz geben, sagte Alstom-Konzernchef Henri Poupart-Lafarge in Paris. "Mit 9.000 Mitarbeitern in Deutschland und Entwicklungszentren mit Spitzentechnik können wir allen Mobilitätsanbietern zugeschnittene Lösungen anbieten, die in Deutschland vereinbart und von dort aus geliefert werden", sagte Poupart-Lafarge. "Das ist wichtig."

"Alle Kräfte beider Seiten werden gebraucht"

Auf die Frage zu einem Umbau in Deutschland und der Zukunft der Werke sagte Poupart-Lafarge, es würden alle Kräfte der beiden nun vereinten Unternehmen gebraucht, um die Aufträge abzuarbeiten. "Der Erfolg der Integration ist vorrangig." Der Hersteller werde künftig mit der Marke Alstom auftreten. "Die Marke Bombardier bleibt im Luftverkehr." Der Verkäufer der Zugsparte, der kanadische Bombardier-Konzern, stellt auch Flugzeuge her.

Die Bahntechnik-Branche sei erheblich von der Corona-Krise und deren wirtschaftlichen Folgen betroffen, resümierte der Alstom-Chef. "Die Klimakrise wird bleiben. Und sie zwingt uns zu einer Mobilität, die sauberer ist." Deshalb sei er von den guten Aussichten für die Branche überzeugt.

EU: Neuer Konzern muss Werke verkaufen

Vor rund zwei Jahren war eine zunächst geplante Fusion zwischen Alstom und der Zugsparte von Siemens am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter gescheitert. Dieses Veto hatte zu Protest in Berlin und Paris geführt. Zuletzt dazu: Berlin: Europa braucht ein starkes Wettbewerbsrecht >>

Im vergangenen Juli hat die EU dann grünes Licht für die milliardenschwere Fusion zwischen Alstom und Bombardier gegeben - verbunden mit der Auflage, dass Bombardier seine Produktionsanlagen in Hennigsdorf verkaufen muss. Auch die Abgabe des Werks Reichshoffen wurde von Brüssel gefordert, damit der neue Verbund nicht zu mächtig wird. Dazu: Alstom und Bombardier bekommen grünes Licht für Megafusion >>

Verhandlungen mit Skoda Transportation laufen

Aktuell laufen Verhandlungen des neuen Bahnriesen mit dem tschechischen Unternehmen Skoda Transportation. Dabei geht es um den Verkauf von zwei Werken, nämlich der Fabrik Reichshoffen im Elsass und um Teile des Bombardier-Standorts Hennigsdorf bei Berlin. Entsprechende Medienberichte hat Alstom auf Anfrage bestätigt.

Skoda Transportation ist ein großes Maschinenbauunternehmen mit Sitz im westböhmischen Pilsen (Plzen), das mit dem Automobilhersteller gleichen Namens nichts zu tun hat. Es stellt unter anderem Elektrolokomotiven und Straßenbahnen her, die beispielsweise in der Hauptstadt Prag unterwegs sind. Skoda Transportation gehört seit drei Jahren zum PPF-Konzern des reichsten Tschechen Petr Kellner.

(red mit Material von dpa/apa)

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