Künstliche Intelligenz : AI in der Stahlindustrie: "Muss den Kopf nicht mehr in den Hochofen stecken"

Einer Prognose des europäischen Stahlverbands Eurofer zufolge wird der Stahlsektor 2019 und darüber hinaus weiter wachsen. Um die erforderlichen Produktionsmengen aufrechterhalten und gleichzeitig den Export von fehlerfreiem Stahl über alle Stationen der Lieferkette hinweg zu gewährleisten, setzen viele Unternehmen bereits auf künstliche Intelligenz.

Die gefährliche Arbeit der Wartungsteams

Heute landen etwa 70 Prozent aller feuerfesten Werkstoffe im Metallguss der Stahlindustrie. Dabei muss etwa RHI Magnesita sicherstellen, dass alle 120.000 Feuerfestprodukte widrigsten Bedingungen standhalten können – zum Beispiel Temperaturen von 1.200 °C oder mehr. Deshalb experimentiert das Unternehmen mit künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen für die Überprüfung der Qualität seiner grob drei Millionen Tonnen Feuerfestprodukte jedes Jahr.

Zur Überwachung der metallurgischen Lagergefäße, um die Verbindung zwischen Hitzeprofil und Verhalten der feuerfesten Werkstoffe zu verstehen, implementiert RHI Magnesita gerade Infrarotkameras. Bilder werden den ganzen Tag über von den Kameras erfasst und von maschinellen Lernalgorithmen verarbeitet. Mit dieser Technologie steigert RHI Magnesita die Genauigkeit der Fehlererkennung und kann die Lebensdauer ihrer Produkte präzise einschätzen.

„Da unsere Werkstoffe in der Regel in den Hochöfen der Stahlwerke unserer Kunden eingesetzt werden, gestaltet sich die Aufgabe ihrer Wartungsteams bei der Inspektion der Stoffe unglaublich gefährlich. Sie müssen Schutzkleidung anlegen und den Kopf hineinstecken“, so Gregor Lammer, Senior Project Manager Digital Technologies von RHI Magnesita. „Das birgt nicht nur in Sachen Mitarbeitersicherheit ein Risiko, sondern auch in Bezug auf die Genauigkeit, die solche Beobachtungen liefern können. Mit AI können wir das Ende der Lebensdauer unserer feuerfesten Werkstoffe überwachen, interpretieren und voraussagen. So können wir unsere Kunden proaktiv darauf hinweisen, wenn das Gefäß ausgetauscht werden muss oder konkrete Maßnahmen erforderlich sind, um die Lebensdauer zu verlängern.“

„Darüber hinaus hilft uns AI, mehr über die Kundenumgebung zu erfahren, damit wir unsere Produkte besser auf die individuellen Anforderungen vor Ort anpassen können. Durch die Erstellung eines ‚digitalen Zwillings‘ auf Microsoft Azure können wir zwischen sechs und sieben unterschiedliche Produktversionen testen, bevor wir die eine oder zwei geeignetsten Versionen an den Kunden schicken. Das schafft einen unglaublichen Mehrwert und Wettbewerbsvorteil für uns.“