Digitalisierung : Wien Energie baut Jobs ab - und sucht einen neuen Vertriebschef
Der Versorger Wien Energie rüstet sich für Digitalisierung und Wettbewerb und stellt dafür ihren Vertrieb neu auf. "Wir wollen auf jeden Fall näher an den Kunden heranrücken. Wir tun das, indem wir unseren Vertrieb komplett umorganisieren", sagte Wien- Energie-Chef Michael Strebl im "trend"-Interview. Bisher habe er produktorientiert funktioniert, "jetzt stellen wir alles um. Das betrifft bei uns über 150 Menschen, wir stellen uns ganz neu auf."
Alle Führungspositionen bis zum obersten Vertriebsschef würden dafür neu und auch extern ausgeschrieben. Einen neuen Vertriebsschef will man bis Sommer gefunden haben. Die Umorganisation werde bis Herbst abgeschlossen sein, so Strebl.
Mit Digitalisierung fallen 300 Stellen im Konzern weg - "durch natürlichen Abgang"
Dass das ein wenig nach Mitarbeiterabbau klinge - "das ist das falsche Wort. Wir stellen uns neu auf", so der seit Oktober vergangenen Jahres amtierende Chef der für Vertrieb und Produktion zuständigen Wien Energie GmbH. "Das bedeutet allerdings, dass wir im Laufe der Zeit um rund 300 Stellen im Konzern durch natürlichen Abgang reduzieren werden." Bei der Wien Energie sind wie berichtet rund 300 Mitarbeiter vom Sparprogramm der Wiener Stadtwerke betroffen.
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In der Energiewirtschaft werde kein Stein auf dem anderen bleiben, "die bisherigen Geschäftsmodelle wird es völlig auf den Kopf stellen", so Strebl. Die Digitalisierung werde Kunden und Anbieter näher zueinander führen. Es werde viel mehr variable Tarife geben, so Strebl.
"Flexible Tarife" - mit voraussichtlich weiter steigenden Preisen für die Mehrheit
Marktbeobachter erwarten, dass mit diesen variablen Tarifen die Kosten für die klassischen Endverbraucher, etwa Einwohner in Städten, massiv steigen werden - während der Komfort gleichzeitig sinkt. Energiemanager verweisen dabei stets auf die Vorteile für Menschen, die über eine eigene Photovoltaikanlage selbst Strom ins Netz einspeisen. Doch ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in einer Stadt wie Wien ist verschwindend gering. Für den Rest wird es dagegen voraussichtlich teurer.
Der Verkauf eines Produktes werde sich jedenfalls von seiner Erzeugung lösen, so Strebl weiter. Die ganz große Herausforderung werde sein, sich plötzlich mit Mitbewerbern matchen zu müssen, mit denen niemand gerechnet habe. "Wer sagt zum Beispiel, dass nicht schon bald die Googles und Apples und Teslas dieser Welt grenzüberschreitend Energie anbieten werden?"
Datensammler von Google und Apple warten schon
Möglich sei dies nur über Smart Meter. Mehr zu der umstrittenen Einführung der neuen Zähler hier: Smart Meter: Schiefe Argumente für den Rollout >>
"Überlegen Sie, was sich damit alles an Daten sammeln lässt. Und überlegen Sie, wie wertvoll Daten für diese Unternehmen sind. Dann wissen Sie, warum Energieversorgung für Konzerne wie Google oder Apple Sinn macht." Es würden aber auch noch viele andere kommen.
In Wien beispielsweise habe man es derzeit bereits mit mehr als hundert Mitbewerbern zu tun, die alle Energieversorgung in der einen oder anderen Weise anbieten. (apa/red)
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