Selbst-Portrait : Was treibt Sie an, Frau Steinberger-Kern?
Die Geschäftsidee verdanke ich einem beruflichen Bekannten. Er kam eines Tages zu mir ins Büro und präsentierte mir eine Technologie, die er selbst entwickelt hatte. Mit ihr kann jeder Haushalt seinen Energieverbrauch und damit auch den CO2-Ausstoß steuern und reduzieren. Ich würde sagen, es handelt sich dabei um eine kundenfreundliche Anwendung der bereits auf dem Markt eingeführten Messsysteme, die im Fachjargon smart meter heißen. Er wandte sich an mich, weil er Unterstützung bei der Erarbeitung eines tragfähigen Geschäftsmodells benötigte. Wir sicherten seine Erfindung zunächst mit einem Patent ab, suchten dann Produzenten und planen nun für Herbst die Markteinführung. Da sich das Projekt sehr viel versprechend entwickelt, habe ich mich entschieden, mich auch finanziell zu engagieren. Ich plane zwischen einem Drittel und der Hälfte der Anteile an der Firma zu übernehmen. Damit werde ich dann zur Unternehmerin, was mir sehr gut gefällt. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn sich aus anderen Projekten, die ich über meine Firma green minds betreue, weitere Beteiligungen ergeben. Eigene Firma. Ich begleite derzeit in erster Linie Unternehmen, die sich in den Bereichen Energieinfrastruktur und Energiedienstleistungen nachhaltig ausrichten wollen. Zuletzt habe ich für den Lebensmittelhändler Spar ein E-Mobilitätskonzept ausgearbeitet. Dieses ist Ende März in der Steiermark gestartet und sieht den Aufbau von Stromtankstellen bei Filialen sowie den Verkauf von eBikes in den Sparmärkten vor. Mittelfristig soll das Konzept auf mehrere Bundesländer ausgedehnt werden. Ein weiterer wichtiger Kunde ist The Mobility House, über das die Salzburg AG, Raiffeisen Leasing und The Advisory House die Elektromobilität regional vorantreiben wollen. Wir bieten den Kunden Pakete an, die alle Leistungen von der Konzeption, über die Fahrzeugbeschaffung bis hin zur Ladetechnologie und dem Roaming umfassen. Wir haben bereits fünfzig Energieversorger im deutschsprachigen Raum unter Vertrag. Ich selbst fahre zwar noch kein E-Auto. Aber wenn ich mir eines anschaffen würde, dann den Citroen C Zero. Ich finde, der sieht wie ein richtiges Auto aus. „Kein family business“.Für die Selbständigkeit habe ich mich Ende 2009 entschieden. Ich war damals als Geschäftsführerin beim Klima- und Energiefonds tätig. Mittlerweile läuft green minds so gut, dass ich noch in diesem Jahr eine zweite Mitarbeiterin einstellen und in ein größeres Büro umziehen möchte. Mit diesem Schritt würde ich dann auch meinen eigenen Business-Plan erfüllen. Ich gehe immer sehr strukturiert vor. Davon habe ich auch während meiner Zeit beim Verbund profitiert. In diesen zehn Jahren habe ich übrigens auch meinen Mann Christian Kern kennen gelernt. Dieser stieg dann 2007 in den Holding-Vorstand auf, was dazu geführt hat, dass ich mich neu orientieren musste. Es sollte schließlich kein „family business“ werden. Die Entscheidung ist mir sicherlich auch deshalb leicht gefallen, weil ich gerade mit meiner Tochter schwanger war, also ein neuer Lebensabschnitt bevorstand. Anfang Juni beginnt mein Mann als neuer Vorstandssprecher bei den ÖBB. Ich denke nicht, dass das mein Leben groß verändern wird. Aber vielleicht fragen sie mich in einem Jahr noch mal. (Aufgezeichnet von Vanessa Voss)