Zulieferindustrie : Nach Übernahme von Opel: Wachsende Sorgen bei Schaeffler

Der deutsche Autozulieferer Schaeffler bangt nach der Übernahme der GM-Tochter Opel durch Peugeot um seine Position bei dem Rüsselsheimer Konzern. "GM ist eine unserer größten Kundenverbindungen", sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld kürzlich in Frankfurt - "bei PSA ist das nicht ganz so stark ausgeprägt."

Trotzdem erwartet das Familienunternehmen aus Herzogenaurach in diesem Jahr ein etwas stärkeres Wachstum: Der Umsatz soll währungsbereinigt vier bis fünf Prozent zulegen, stärker als 2016, als die Zuwächse mit 3,4 Prozent auf 13,3 Mrd. Euro am unteren Rand der Erwartungen lagen. "Das Jahr ist für uns gut gestartet", sagte der Vorstandschef. Bis 2020 hofft er auf Wachstumsraten von bis zu sechs Prozent.

Beim Gewinn will Schaeffler dagegen weiter vom drastischen Schuldenabbau profitieren, auch wenn sich 2017 der Schuldenabbau nicht im selben Tempo werde wiederholen lasse, wie Rosenfeld einräumte. Die Eigentümer Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler hatten im Herbst einen 1,7 Mrd. Euro schweren Kredit der Schaeffler AG komplett zurückgezahlt.

Insgesamt sank deren Schuldenlast im vergangenen Jahr um 2,3 Mrd. Euro auf 2,6 Mrd. Euro. "Es ist uns gelungen, die Verschuldungsthematik nachhaltig zu lösen", sagte Rosenfeld. Sie hatte den Konzern mit weltweit fast 87.000 Beschäftigten nach dem Einstieg bei Continental mitten in der Finanzkrise gehörig ins Wanken gebracht.

Die um mehr als 200 Mio. Euro schrumpfende Zinslast trieb den Nettogewinn um 45 Prozent auf 859 Mio. Euro. Für das laufende Jahr erwartet Finanzvorstand Ulrich Hauck aus dem gleichen Grund einen weiteren Gewinnsprung. Die Aktionäre von Schaeffler erhalten unter dem Strich aber nicht mehr Dividende. 50 Cent zahlt der Konzern für 2016 auf die Vorzugsaktien, ein Jahr zuvor waren 15 Cent davon als Sonderausschüttung gezahlt worden.

Industriegeschäft stagniert

Operativ lastet das Geschäft mit der Industrie, das knapp ein Viertel des Umsatzes ausmacht, auf Schaeffler. Während das Autozuliefer-Geschäft 14,4 Prozent Umsatzrendite abwarf, waren es im Industriegeschäft bei sinkenden Umsätzen sieben Prozent. "Hier ist noch Arbeit zu leisten", sagte Rosenfeld.

Doch auch 2017 dürfte das Industriegeschäft stagnieren. Ein Werk mit 270 Mitarbeitern in Elfershausen bei Schweinfurt wird geschlossen - zum ersten Mal in der Firmengeschichte. Weitere Schließungen seien nicht geplant, aber auch nicht auszuschließen. "Wir können keine Strukturen konservieren", sagte Rosenfeld.

Vor einem Umbruch steht auch die Autozuliefersparte - aber erst langfristig, wenn sich Elektroautos durchsetzen. "An reinen Elektroautos haben wir weniger Anteil als im Verbrennungsmotor", räumte der Vorstandschef ein.

Neue Entwicklungen

Schaeffler setzt auf Entwicklungen wie die elektrische Achse. Sechs Serienaufträge und 20 weitere Projekte für Elektroautos gebe es bereits. "Wir fühlen uns hier bestens positioniert." Auch von einer Abkehr vom Diesel würde Schaeffler eher profitieren. In benzingetriebenen Autos seien mehr Schaeffler-Teile verbaut. (reuters/apa/red)