Industrierobotik : Fünf Robotik-Trends für die Industrie

Techniker mit Helm und Robotern
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Der internationale Robotik-Verband IFR veröffentlicht regelmäßig Fakten aus der weltweiten Robotik-Industrie: So hat sich etwa die Zahl der weltweit eingesetzten Industrie-Roboter zwischen 2010 und 2019 auf 381.000 Einheiten pro Jahr mehr als verdreifacht.

„Industrie-Roboter befinden sich in einer Pole-Position, wenn es darum geht die traditionelle Produktion mit 'Digitalstrategien' zu verbinden“, so Susanne Bieller, Generalsekretärin des IFR. Der Verband hat fünf Top-Trends identifiziert, die die industrielle Produktion weltweit derzeit prägen.

Anspruchsvollere Aufgaben

Industrie-Roboter werden zunehmend mit Künstlicher Intelligenz (KI-Technologie), Software zur Bildverarbeitung und anderen Sensorsystemen ausgestattet. Damit können sie immer anspruchsvollere Aufgaben meistern.

Ein Beispiel dafür ist das Sortieren von Abfällen auf einem Förderband. Bisher konnten das nur menschliche Hände erledigen. Die neuen Roboter sind einfacher zu installieren und programmieren - und sie sind vernetzbar. Mitterweile ist auch die nahtlose Integration von Robotern in Automatisierungs- und Industrie 4.0-Strategien kein Problem.

Smart Factorys

Die Automobilindustrie ist Vorreiter für Smart-Factory-Lösungen. Sie nutzt Industrie-Roboter statt Fließbänder, die die traditionelle Autoproduktion über 100 Jahre dominierten.

Die Zukunft gehört der Vernetzung von Robotern und autonom fahrenden Fahrzeugen. Durch modernste Navigationstechnik sind diese autonomen mobilen Roboter (AMR) wesentlich flexibler als herkömmliche Fertigungsstraßen.

Karosserien werden etwa durch fahrerlose Transportsysteme befördert. Sie können von der Fließbandfertigung abgekoppelt und zu Montagestationen umgeleitet werden. Dort können individuell ausgestattete Varianten montiert werden.

Bei vollständigen Modellwechseln müssen dabei nur die Roboter und AMRs neu programmiert werden. Zuvor musste die gesamte Produktionslinie ab- und umgebaut werden. Gleichzeitig nimmt auch die Integration von Arbeitsplätzen, wo Menschen direkt mit Robotern arbeiten, an Fahrt auf. Roboter arbeiten zunehmend Hand-in-Hand mit Menschen zusammen, ganz ohne bisher nötigen Schutzzaun.

Neue Märkte

Die Durchbrüche bei der Vernetzung tragen dazu bei, dass Roboter vermehrt in Fertigungssektoren eingesetzt werden, die Automation erst kürzlich für sich entdeckt haben. Das sind etwa die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Textilindustrie und auch die Holzverarbeitungs- und Kunststoffwirtschaft. Die fortschreitende digitale Transformation wird zu völlig neuen Geschäftsmodellen führen, da die Produzenten leichter denn je diversifizieren können. In der smarten Fabrik lassen sich verschiedene Produkte im schnellen Wechsel nacheinander auf derselben Anlage montieren - die starre traditionelle Fertigungsstraße hat bald ausgedient.

Klimaschutz

Die Anforderungen an die Industrie, künftig möglichst CO2-neutral zu produzieren, fördert Investitionen in moderne Robotertechnologie. Moderne Roboter arbeiten energieeffizient und reduzieren mit ihrem Einsatz unmittelbar den Energieverbrauch der Produktion. Aufgrund ihrer Präzisionsarbeit wird zudem weniger Ausschuss und fehlerhafte Ware produziert, was sich positiv auf den Ressourceneinsatz und Output auswirkt.

Darüber hinaus sind Roboter auch bei der kosteneffizienten Produktion von Anlagen für erneuerbare Energien im Einsatz. Dazu zählt beispielsweise die Herstellung von Photovoltaikmodulen oder Wasserstoff-Brennstoffzellen.

Supply Chain

Die Pandemie hat Schwächen in den globalisierten Lieferketten sichtbar gemacht. Für Hersteller besteht jetzt die Möglichkeit, Versorgungswege mit einer völlig neuen Perspektive zu denken. Wenn Automatisierung die Produktionsbedingungen angleicht, gewinnen Hersteller neue Flexibilität, die in Hochlohnregionen wie den meisten Ländern der Europäischen Union, Nordamerika, Japan oder Südkorea bisher vielleicht nicht zur Verfügung stand. Die Automation mit Robotern bietet Produktivität, Flexibilität und Sicherheit.

„Die Fortschritte bei den Robotertechnologien tragen zu einem steigenden Robotereinsatz bei", sagt Dr. Susanne Bieller, Generalsekretärin der IFR. „Die COVID-19-Pandemie hat selber keine neuen Trends ausgelöst, aber sie hat den Einsatz von Robotik über die etablierte Praxis hinaus beschleunigt. In dieser Hinsicht erweist sich die Pandemie als die größte Triebkraft für Veränderungen in der Industrie."