VW-Skandal : Volkswagen - Betriebsrat kritisiert Konzernspitze scharf

Volkswagen kommt nicht zur Ruhe. Im Abgasskandal wirft die Arbeitnehmervertretung dem Vorstand Konzeptlosigkeit und einseitige Sparwut auf Kosten der Belegschaft vor - ausgerechnet kurz vor einem wichtigen Treffen.

Mitten in der Aufarbeitung des VW-Abgasskandals droht ein massiver Konflikt zwischen dem mächtigen Betriebsrat und der Unternehmensspitze. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh äußerte scharfe Kritik an VW-Konzernchef Matthias Müller.

"Der Betriebsrat wird bewusst außen vor gelassen. Der Vorstand verkündet Sparmaßnahmen einseitig und ohne Grundlage", sagte Osterloh der Nachrichtenagentur dpa. In einem Brief an die Belegschaft schreibt Osterloh: "Wer die Axt bei Volkswagen an die demokratischen Mitbestimmungsrechte der Beschäftigten legen will, der gefährdet den sozialen Frieden und die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens."

Anders als bei vielen Industrieriesen üblich, verhallt bei Volkswagen die Kritik seitens der Mitarbeiter nicht ungehört. Die Arbeitnehmerseite im VW-Aufsichtsrat hat, verankert in besonderen Bestimmungen, das ungewöhnliche Druckmittel eines Vetorechts bei weitreichenden Entscheidungen zum Kurs des Unternehmens. Zu derartigen Entscheidungen zählen etwa solche über neue Modelle oder Werkserweiterungen.

Konzernführung trifft sich heute

Der neue VW-Chef Müller hatte wegen der immensen Kosten des Abgas-Skandals angekündigt, den Sparkurs bei Volkswagen zu verschärfen. Osterloh übt massive Kritik daran und am Topmanagement des Konzerns - und das ausgerechnet vor einem Treffen des VW-Aufsichtsrats am heutigen Montag. Denn da trifft sich in Wolfsburg die sechsköpfige Spitze des Aufsichtsrats und später alle 20 Kontrolleure.

Zuvor haben sich am Sonntagabend die Aufsichtsräte des sogenannten "Sonderausschusses Dieselmotoren" getroffen, berichtet die dpa. Unter Führung von VW-Großaktionär Wolfgang Porsche ging es um die jüngste Lage. Mit dabei war auch Osterloh.

Osterloh wird nicht in den Vorstand wechseln

Osterloh vermisst ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Bewältigung der Affäre, wie er der Belegschaft schrieb. In dem Brief richtet sich Osterloh an Konzernchef Müller und VW-Markenchef Herbert Diess mit den Worten: "Wir können nur an die Herren Müller und Diess appellieren, gerade in diesen Tagen die Einigkeit zwischen Beschäftigten und Management nicht weiter durch Sprachlosigkeit auf eine Zerreißprobe zu stellen."

Über einen Wechsel von Osterloh als Personalchef in den Vorstand war lange spekuliert worden. Einen solchen Wechsel hat Osterloh jetzt ausgeschlossen. Auf dpa-Anfrage sagte Osterloh, der lange als Nachfolger für den Ende November ausscheidenden Personalvorstand Horst Neumann gehandelt wurde: "Ein Wechsel auf den Posten des Personalvorstands kommt für mich nicht infrage. Wir erleben derzeit, wie der Vorstand agiert und dabei die Interessen der Beschäftigten vollkommen außer Acht lässt."

Gewerkschaft - Krise der Manager sollen Beschäftigte zahlen

Osterloh betonte: "In einer solchen Situation der Unsicherheit lasse ich meine Kolleginnen und Kollegen, die mich gewählt haben, um Ihre Interessen zu vertreten, nicht allein." Er fügte an: "Jetzt geht es um den maximalen Schutz der Beschäftigten, die anscheinend doch die Krise zahlen sollen, die andere verursacht haben."

Im Brief an die Mitarbeiter schreibt Osterloh über die Aufsichtsratssitzung, der Betriebsrat werde "dem Vorstand sämtliche Fragen zur Planungsrunde stellen, die momentan unbeantwortet sind. Hier geht es um die Zukunft unserer Arbeitsplätze und die Zukunft unseres Unternehmens!" Man wolle wissen, wie und welche Zukunftsthemen bei Volkswagen künftig Vorrang genießen sollen. (dpa/apa/red)