Auto-Industrie : Zulieferer Polytec in den roten Zahlen

Polytec Zentrale in Oberösterreich

Im Jahr 1986 in Österreich gegründet, ist Polytec mittlerweile mit rund 3.400 Mitarbeitern auf 4 Kontinenten präsent.

- © Polytec

Der börsenotierte oberösterreichische Autozulieferer Polytec hat im ersten Quartal des laufenden Jahres zwar den Umsatz deutlich gesteigert. Unter dem Strich blieb aber ein Verlust. Operativ schaffte das Unternehmen nur knapp den Sprung ins Plus. Für das Gesamtjahr rechnet Polytec laut einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung zum ersten Quartal damit, dass das Betriebsergebnis (EBIT) "im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert werden kann".

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Polytec-Vorstandschef Markus Huemer

- © Michael Rausch-Schott / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

Lieferverzögerungen führten zum Minus

Verglichen mit dem Vorjahresquartal stieg der Konzernumsatz der Polytec Group um 12,8 Prozent und erreichte 167,8 Mio. EUR. Gründe für den Umsatzanstieg sind nach Angaben des Unternehmens höhere Verkaufspreise und gestiegene Produktionsmengen. Das Ergebnis wurde jedoch durch "punktuell entstandene Fertigungsengpässe in Folge deutlicher Lieferverzögerungen von Fertigungsanlagen", sowie durch die gestiegene Mitarbeiterzahl deutlich belastet, teilte das Unternehmen mit.

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"Zudem stellen die laufenden Kostensteigerungen eine Herausforderung für die Organisation dar", heißt es in der Mitteilung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist von 2,9 auf nur noch 0,2 Millionen Euro gesunken. Nach Steuern ergab sich ein Verlust von 1,3 Mio. Euro. Im Vorjahresquartal hatte es noch einen Gewinn von 1,7 Mio. Euro gegeben. Die Eigenkapitalquote wurde auf 42 Prozent gesteigert.

Polytec-Mitarbeiter am Standort Ebensee

Positiver Jahres-Ausblick

Für das Jahr 2023 geht das Management von Polytec von einer leichten Erholung der Märkte, einer Stabilisierung der Abrufe, der Einführung mehrerer neuer Produkte und einer Stabilisierung der Lieferketten aus. Unter diesen Voraussetzungen sollte der Jahresumsatz zwischen 650 und 700 Millionen Euro liegen.

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Das wäre eine deutliche Steigerung gegenüber 2022. Vom Krieg in der Ukraine über die Inflation bis hin zu einer möglichen Rezession sei der Ausblick jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. Die Neuaufträge zeigten aber, dass Polytec mittelfristig insbesondere in der Elektromobilität "über eine sehr gute Marktpositionierung verfügt und für die Zukunft zuversichtlich ist".

Markus Huemer als CEO und CFO

Die Polytec Gruppe wurde 1986 von Friedrich Huemer gegründet. Sie entwickelt und produziert hochwertige Kunststoffteile für die Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich beschäftigt weltweit (inkl. Leiharbeitskräfte) rund 3.420 Mitarbeiter.

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An der Spitze des mittlerweile teilweise börsennotierten Unternehmens steht Markus Huemer als Vorstandsvorsitzender. Zuletzt hat sich der Vorstand von vier auf drei Personen verkleinert: Der Vertrag von Finanzvorstand Peter Haidenek wurde Ende Dezember 2022 nach zehn Jahren nicht verlängert. Verantwortlich für die Finanzagenden ist künftig Markus Huemer als CEO.

Friedrich Huemer, Gründer des Auto-Zulieferers Polytec

- © Helene Waldner

Seit März 2022 in der Krise

Polytec hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 8,2 Prozent auf 601,4 Mio. Euro gesteigert. Beim Ergebnis musste das Unternehmen jedoch deutliche Einbußen hinnehmen. Nach einem positiven Start in das Jahr im ersten Quartal bekam der Kunststoffspezialist die Auswirkungen der Krise zu spüren: Das operative Ergebnis (EBIT) ging von 12,3 Mio. Euro auf 0,7 Mio. Euro zurück. Dies hatte auch einen Rückgang der EBIT-Marge von 2,2 Prozent auf 0,1 Prozent zur Folge. Unter dem Strich stand 2022 ein Verlust von 2,2 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 7 Millionen Euro 2021.

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In den Umsatzerlösen seien zum Teil auch gestiegene Material- und Energiekosten enthalten. Dies begründete Polytec in einer Aussendung. Im Gegensatz dazu habe sich die Produktionsmenge verringert. Im ersten Quartal habe sich das Geschäft noch zufriedenstellend entwickelt. Ab März hätten sich die hohen Preise für Material und Energie negativ ausgewirkt. Zudem hätten Kunden kurzfristig abgerufen und storniert.

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"Während die Automobilhersteller trotz Krise derzeit prächtig verdienen, stehen viele Zulieferer mit dem Rücken zur Wand", sagt der Leiter der Mobilitätssparte für Westeuropa bei EY, Constantin Gall, zur Krise der Auto-Zulieferer. Autohersteller nähmen die Produktion von Batterien und Elektromotoren selbst in die Hand, schlössen Partnerschaften mit Batterieherstellern und verließen sich weniger auf traditionelle Zulieferer. Zudem werde der Kampf um Konditionen, Liefermengen und Preisanpassungen härter.

"Angesichts der Transformation in Richtung Elektromobilität ist zwischen Herstellern und Zulieferern ein Verteilungskampf entbrannt, bei dem die Zulieferer oft die schlechteren Karten haben", sagte Gall weiter.

Aus nur einer Produktionsstätte ist die Polytec Group zu einem führenden Entwickler und Hersteller von Kunststofflösungen auf 4 Kontinenten und über 3.400 Mitarbeitern gewachsen.

- © Polytec