Auto-Industrie : Volkswagen: Vorwurf der Sklavenarbeit

Volkswagen Brasilien

Die brasilianische Staatsanwaltschaft sieht schwerwiegende Verstöße gegen die Menschenrechte, die mehr als zehn Jahre hinweg unter direkter Beteiligung von Volkswagen stattfanden

- © Volkswagen

Volkswagen do Brasil hat nach Angaben der brasilianischen Staatsanwaltschaft den Verhandlungstisch bei einer Anhörung zu möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm eines Tochterunternehmens in den 70er und 80er Jahren verlassen. Das Unternehmen habe erklärt, kein Interesse an einer Einigung mit der für Arbeitsrecht zuständigen Anklagebehörde zu haben, teilte die Behörde am Mittwoch (Ortszeit) in Brasília mit.

>>> Volkswagen: Investieren um Krisen abzuschütteln.

Die Staatsanwaltschaft bedauerte die Haltung von Volkswagen, die im Widerspruch zu den Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber dem Land und den Menschenrechten stehe. Sie kündigte an, alle notwendigen gerichtlichen und außergerichtlichen Maßnahmen zu ergreifen, um den mutmaßlich durch das Unternehmen verursachten Schaden wirksam wiedergutzumachen.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Volkswagen do Brasil Indústria de Veículos Automotores Ltda. ist eine Tochtergesellschaft des Volkswagen-Konzerns, die 1953 in Brasilien gegründet wurde.

- © Volkswagen

Volkswagen do Brasil weist die Behauptungen zurück

"Volkswagen do Brasil weist alle Behauptungen zurück, die in den Protokollen dieser Untersuchung über die enthalten sind, und stimmt den einseitigen Darstellungen von Fakten durch Dritte nicht zu", sagte ein Sprecher von Volkswagen do Brasil auf Anfrage.

>>> Warum Europas Auto-Industrie trotz guter Verkäufe mit Sorge ins Jahr blickt.

Die brasilianische Staatsanwaltschaft habe das Unternehmen erst drei Jahre nach Beginn der Ermittlungen informiert: Im Mai 2022 hatte die brasilianische Staatsanwaltschaft VW do Brasil zu einer Anhörung geladen. Bei der Anhörung im Juni 2022 ging es auch um eine mögliche Wiedergutmachung für die Arbeiter vor Ort und die brasilianische Gesellschaft. Es handele sich um eine sehr schwere Menschenrechtsverletzung, die über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren unter direkter Beteiligung von Volkswagen stattgefunden habe, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

>>> Arbeitsplätze in akuter Gefahr: So wandert die Autoindustrie in die USA ab.

Staatsanwalt Rafael Garcia Rodrigues hatte unter anderem von unwirtlichen Unterkünften auf der als "Fazenda Volkswagen" bekannten Farm in Santana do Araguaia im Bundesstaat Pará gesprochen. Zudem hätten die Arbeiter die Farm nicht verlassen können. Die Arbeiter und die brasilianische Gesellschaft an sich, so die ermittelnden Staatsanwälte, verdienten eine respektvollere Behandlung und eine Wiedergutmachung des entstandenen Schadens.

In der Nähe des Ortes Santana do Araguaia im Bundesstaat Pará soll die als "Fazenda Volkswagen" bekannten Farm gelegen haben.

- © Google Maps

Suche nach weiteren Opfern

Der Vorschlag der Staatsanwaltschaft sah eine Entschädigung für die bereits identifizierten mutmaßlich geschädigten Arbeiter sowie ein Programm zur Suche nach weiteren Arbeitern vor, die auf der Farm ähnlich behandelt worden waren.

>>> VW-Dieselskandal: in Österreich einfach keine Aufarbeitung.

Die "Fazenda Volkswagen" war laut Ermittler Garcia Rodrigues eines der größten Unternehmen im ländlichen Amazonasgebiet, der Autokonzern wollte damals ins Fleischgeschäft einsteigen. Sie wurde in den 1970er Jahren gegründet und von der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) unterstützt. Die Farm war etwa 1.390 Quadratkilometer groß und beschäftigte etwa 300 Arbeiter. Die für die Rodung zuständigen Leiharbeiter, auf die sich der Vorwurf der Sklavenarbeit hauptsächlich bezieht, waren nicht direkt bei der Tochtergesellschaft angestellt.

>>> VW: Energiepreise machen Batteriezellfabriken in Europa "praktisch nicht mehr darstellbar."

Da das Unternehmen mit öffentlichen Mitteln und Steuererleichterungen rechnen konnte, hält die Staatsanwaltschaft eine Entschädigung des brasilianischen Unternehmens für erforderlich.

Volkswagen do Brasil weist alle Behauptungen der Sklavenarbeit zurück

- © Volkswagen