Teuerungen : Mayr-Melnhof – welche Auswirkungen hat der Karton Stopp nach Russland?

im Werk von Mayr-Melnhof
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Mayr-Melnhof hat wieder aufgeholt. 2021 war der Druck kosteninflationsbedingt bei den Margen spürbar. Doch jetzt blickt der Kartonhersteller auf ein gutes erstes Quartal 2022 zurück.

Das Vorsteuerergebnis legte im Jahresvergleich um 77 Prozent auf 103,6 Mio. Euro zu, das Betriebsergebnis (EBIT) um 82 Prozent auf 111,1 Mio. Euro und der Umsatz um 65 Prozent auf 1,06 Mrd. Euro. Was das börsennotierte Wiener Unternehmen zu signifikantem Wachstum half: Akquisitionen 2021 sowie eine starke Nachfrage und hohe Auslastung in beiden Divisionen.

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"Die konsequente Umsetzung notwendiger Preiserhöhungen sowie anhaltend starke Nachfrage in beiden Divisionen machten dies möglich", sagt der Konzern in einer Aussendung hinsichtlich des guten Ergebnisses. "Der deutliche Wachstumsschub gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres resultiert vor allem aus der Einbeziehung der Anfang August letzten Jahres erworbenen Karton- und Papierwerke in Polen und Finnland sowie höheren Preisniveaus."

Mayr-Melnhof in Russland: "Mit Stillständen zu rechnen"

Doch hält die Nachfrage, die für das Ergebnis so wichtig ist, weiter an? Laut dem Konzern, ja. Und auf die Abnehmer kommen weitere Teuerungen zu. Im Vorjahr betrug die Anhebung 200 bis 300 Euro/Tonne, ausgehend von 550 bis 800 Euro. Im ersten Quartal waren es 100 bis 150 Euro. Im zweiten Quartal werde es mehr sein, doch Details wurden heute noch nicht genannt.

"Um die seit Jahresbeginn fortdauernde Kosteninflation zu kompensieren, wurde Anfang des zweiten Quartals eine weitere Preiserhöhung bei Karton und Papier umgesetzt", teilte Mayr-Melnhof Karton zum Ausblick mit.

Zum Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland hieß es, dass im Vorjahr rund neun Prozent des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in den beiden Staaten erwirtschaftet wurden. "In Russland werden an zwei Standorten, in der Ukraine an einem Standort Packagingprodukte für tägliche Konsumgüter produziert. Der Buchwert der drei Standorte liegt insgesamt unter 100 Mio. Euro. Mit Stillständen ist weiter zu rechnen", so der Konzern.

In Russland werden an zwei Standorten - Sankt Petersburg und Pskov - Packagingprodukte für den lokalen Bedarf bei täglichen Konsumgütern erzeugt. In den beiden Werken werde derzeit produziert, so Mayr-Melnhof-Chef Peter Oswald Ende März.

Für die kommenden Wochen und Monate könne man die Entwicklung nicht vorhersehen, eine große Frage seien Vormaterialien. Russland sei ein großer Importeur von Karton. Es sei damit zu rechnen, dass man nicht genug Karton haben werde, aber mit reduzierter Kapazität produziert werden könne. Alle Kartonlieferungen nach Russland wurden jedenfalls im März gestoppt.

In der Ukraine erzeugt Mayr-Melnhof in der Landesmitte am Standort Cherkassy Verpackungen. Man versucht, einen eingeschränkten Betrieb für das Exportgeschäft wieder hochzufahren.

Papier Papierindustrie Mayr Melnhof Austropapier
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Kostenanstiege historisch einzigartig

Abgesehen von der Ukraine und Russland hält Oswald einen Stopp von Kartonwerken für wenig wahrscheinlich, dies werde unter normalen Umständen mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit nicht erfolgen. Alle Werke liefen mit voller Kapazität. Eine gewisse Herausforderung ist weiter die Coronapandemie, etwa wegen Quarantäne, Stillstände gab es aber deswegen nicht. Und auch die Probleme in den Lieferketten beschäftigte das Unternehmen.

Die Kostenanstiege bei den Rohstoffen im abgelaufenen Jahr seien "historisch einzigartig" gewesen, so das Unternehmen. Der dadurch entstehende Druck auf die Margen konnte den Angaben zufolge jedoch durch Preiserhöhungen, die allerdings nur zeitversetzt umgesetzt werden konnten, sukzessive kompensiert werden. Mit dem Kauf der Karton- und Papierwerke Kwidzyn in Polen und Kotkamills in Finnland sowie dem Verkauf von kleineren Kartonwerken vollzog das Unternehmen zudem einen starken strategischen Wandel. Ziel sei es, wettbewerbsfähiger zu werden und damit Wachstum und mehr Profitabilität zu ermöglichen. (apa/red)

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