Kollektivvertragsverhandlung : Kollektivvertrag: Elektroindustrie geht in die nächste Runde

Chefverhandler der ArbeitnehmerInnenseite für die EEI, Rainer Wimmer

Chefverhandler der ArbeitnehmerInnenseite für die EEI, Rainer Wimmer

- © APA/HERBERT NEUBAUER

Die steigenden Preise für Treibstoff und Energie heizen die Inflation an. Im März erreichte die Preissteigerung satte 6,8 Prozent und damit den höchsten Wert seit 1981. Doch nicht nur Sprit und Energie werden teurer, auch für viele andere Bereiche des täglichen Lebens muss man immer tiefer in die Tasche greifen. Vor diesem Hintergrund startet die Elektroindustrie heute in die nächste Runde ihrer Kollektivvertragsverhandlungen. Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Lohn für die rund 67.000 Beschäftigten. Für die Arbeitgeberseite ist die Forderung "mehr als heftig".

Auch die Papierindustrie hatte sechs Prozent mehr Lohn gefordert, die Arbeitgeber waren daraufhin vom Verhandlungstisch aufgestanden. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen dienen traditionell die Inflation der zurückliegenden 12 Monate und die Produktionssteigerung. Benjamin Bittschi vom WIFO sieht in der Gewerkschaftsforderung nicht die Gefahr einer weiteren Beschleunigung der Inflation: In den sechs Prozent sei die Inflation des vergangen Jahres von 3,5 Prozent enthalten, die übrigen 2,5 Prozent sollten "irgendwie mit wirtschaftlicher Performance der Elektroindustrie erklärbar sein", sagte er am Montag im Ö1-Morgenjournal. Die Löhne würde sich bisher nicht in der Inflation widerspiegeln. Sollte es dazu kommen, gebe es aber immer noch geldpolitische Mittel um die Teuerung zu dämpfen, beispielsweise über die Zinssätze.

Die Frühjahrsrunde der Industrie betrifft rund 130.000 Beschäftigte und umfasst neben der Elektroindustrie auch die Textilindustrie, die chemische Industrie, die Papierindustrie sowie die Glasindustrie. Einige Branchen haben heuer bereits abgeschlossen, wobei die Seilbahnwirtschaft mit einem Anstieg der Kollektivvertragslöhne um 4,5 Prozent führend war. Die meisten anderen Kollektivverträge lagen bei einem Plus von 3,1 bis 3,9 Prozent brutto.

Änderung der Geldpolitik

"Die Preise steigen auf breiter Front", sagte Agenda Austria-Ökonomin Heike Lehner. Neben Sprit und Energie hätten sich auch Lebensmittel heuer kräftig verteuert. Außerdem seien die Preise für neue und gebrauchte Fahrzeuge gestiegen, Instandhaltungen und Reparaturen von Wohnungen würden nun ebenfalls mehr kosten.

Für 79 Prozent der Waren, die für die Inflationsmessung im Österreich herangezogen werden, lag die Teuerung im Februar über 2 Prozent, rechnete die Agenda Austria vor. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich ein Inflationsziel von 2 Prozent gesetzt. Mit anderen Worten: 8 von 10 Güter haben sich im Februar stärker verteuert als von der EZB beabsichtigt. Die Agenda Austria plädiert deshalb für eine Änderung der Geldpolitik der EZB. "Bestenfalls beendet sie nicht nur den Ankauf von Staatsschulden schneller als geplant, sondern leitet bereits parallel dazu die Zinswende ein", sagte Lehner. (apa/red)

Grafik Inflation bis 2022
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