E-Mobilität : Großer Umbau bei ZF: Alles Elektromobilität?

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Der deutsche Autozulieferer ZF wird im Jahr 2030 voraussichtlich mehr Umsatz mit Angeboten zur Elektromobilität als mit herkömmlicher Antriebstechnik machen. "Die Software-Welt verändert uns massiv", sagte Vorstandschef Wolf-Henning Scheider bei der Fachkonferenz "Car Symposium" am Mittwoch in Bochum.

Bisher würden etwa Zahnräder für den Bau von Elektroautos noch gebraucht. Doch bereits Ende dieses Jahrzehnts würden mehrere Getriebetypen des Unternehmens zum letzten Mal produziert.

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Noch weiter in der Zukunft werde das klassische Getriebe womöglich ganz aussterben. "Das neue Zahnrad ist der Chip und die Software", sagte Scheider. ZF durchlaufe eine dreifache Transformation zu mehr Elektromobilität, Software-Entwicklung und autonomem Fahren. Für den eigenen Umbau investierte der Autozulieferer im vergangenen Jahr mit fast 3,1 Milliarden Euro gut 8 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung. ZF hat weltweit rund 157.500 Mitarbeiter und betreibt 188 Produktionsstandorte.

ZF hat zuletzt bei Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr das Niveau von vor Beginn der Pandemie übertroffen. Mit 38,3 Milliarden Euro lag der Umsatz 2021 um etwa 1,8 Milliarden Euro über dem des Jahres 2019, teilte das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen am Donnerstag mit. Der Nettogewinn stieg demnach auf 783 Millionen Euro, 2019 hatte das Ergebnis nach Steuern bei 400 Millionen Euro gelegen.

Während Corona hatte ZF zwischenzeitlich rote Zahlen geschrieben. Am Ende des Jahres 2020 stand auch wegen Umbrüchen in der Automobilindustrie ein Verlust von 741 Millionen Euro. In Forschung und Entwicklung vor allem zu Elektromobilität, autonomem Fahren und Software-Entwicklung investierte ZF im Jahr 2020 rund 2,5 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr waren es sogar rund 3,1 Milliarden Euro.

Mit Blick auf das laufende Jahr herrsche angesichts des Kriegs in der Ukraine, anhaltenden Lieferengpässen vor allem bei Halbleitern und der andauernden Coronapandemie aber weiter Unsicherheit, teilte das Unternehmen mit. Das vorausgesagte Umsatzwachstum auf mehr als 40 Milliarden Euro für 2022 stehe daher "ganz explizit unter Vorbehalt".

Zum einen gehe man davon aus, dass die Probleme bei Lieferketten anhalten werden, sagte ZF-Vorstandschef Wolf-Henning Scheider am Donnerstag. "Wir werden das ganze Jahr Halbleiter-Schwierigkeiten haben." Dazu kämen Produktionsausfälle bei Kunden wegen des Kriegs in der Ukraine, die wiederum dazu führten, dass Waren bei ZF nicht abgerufen werden.

Im Jänner 2023 steht zudem ein Führungswechsel bei ZF an. Vorstandschef Scheider kündigte am Donnerstag an, er werde seinen dann auslaufenden Vertrag nicht verlängern. "Ich habe mich dazu entschlossen, noch einmal andere Wege zu gehen", sagte der 59-Jährige. Es handle sich um "eine ganz private Entscheidung".

Scheider ist nach Angaben des Unternehmens seit Februar 2018 Vorstandschef bei ZF. Er werde nun "eine neue Herausforderung suchen, die nicht in der Automobilindustrie liegt", sagte der 59-Jährige. Details dazu wollte er zunächst nicht nennen.

Der Umbau des Autozulieferers mit weltweit rund 157.500 Mitarbeitern und 188 Produktionsstandorten in 31 Ländern hin zu Elektromobilität, autonomem Fahren und Software-Entwicklung soll dann unter neuer Führung weitergehen. Der Konzern geht laut Scheider davon aus, dass Autos mit Elektroantrieb in sechs Jahren einen gleich großen Marktanteil haben werden wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.

Um auf diese Umbrüche zu reagieren, hat ZF im vergangenen Jahr mit fast 3,1 Milliarden Euro rund 8 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert - laut Scheider ein Rekordwert. "Das ist elementar für uns, um ZF in Zukunftsthemen voranzubringen."

Auch für die Mitarbeiter bringt der Wandel große Veränderungen mit sich. Mit Weiterbildungsangeboten zur Elektromobilität sollen sie für neue Aufgaben qualifiziert werden. An deutschen Standorten sei zudem "hier und da" ein sozialverträglicher Abbau von Stellen geplant, sagte Scheider. Das sei Teil der Zielbild-Vereinbarungen im Rahmen des im Juli 2020 ausgehandelten "Tarifvertrags Transformation". Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht geplant.

An den meisten Standorten seien solche Zielbild-Vereinbarungen schon abgeschlossen worden, sagte Scheider. In anderen Werken wie Saarbrücken oder Friedrichshafen stehe eine Einigung noch aus. ZF gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen. (apa/red)